Verschiebung der Verwaltungsreform vom Innen- ins Justizministerium hat fatale Folgen – jegliche Orientierung fehlt
Zu den Ergebnissen der gestrigen Fachtagung „Sachsen 2020 – moderner Staat – leistungsfähige Verwaltung“ des Justizministeriums
Wer glaubte, bei der Fachtagung des Justizministeriums Neues zu erfahren, sah sich getäuscht. Bei der Frage der Neugestaltung und Modernisierung der Verwaltung im Freistaat Sachsen steht die Staatsregierung weiter beim Schritt Null. Hier rächt sich das aus koalitionstaktischen Gründen erfolgte Herauslösen des Prozesses der Verwaltungsreform aus dem zuständigen Innenministerium mit dem damit verbundenen Verlust der dort vorhandenen Sachkompetenz. Nur auf diese Weise sah sich die FDP in der Lage, Personalpolitik zu betreiben und ihre Parteigänger angemessen unterzubringen.
Der installierte „Chief Information Officer“ der Staatsregierung muss erst noch den Beweis erbringen, dass er über die bekannten Schlagworte hinaus einen substanziellen Beitrag zum Prozess der Verwaltungsmodernisierung zu leisten vermag.
Die Fraktion DIE LINKE begrüßt ausdrücklich das Angebot von Justizminister Dr. Martens, in die Reformprozesse einbezogen zu werden. Dazu bedarf es jedoch einer substanziellen Vorarbeit des Ministeriums, damit es überhaupt eine brauchbare Grundlage gibt, über die man reden kann. Eine Bestands- und Problemanalyse ist der Minister bislang weiterhin schuldig geblieben.
An dieser Stelle sei an die erst zwei Jahre zurückliegende letzte große Reform erinnert. Auch damals weigerte sich die Staatsregierung, vor dem Veränderungsprozess eine grundlegende Analyse der bestehenden Verwaltungsgliederungen vorzuschalten. Im Ergebnis entstanden neue Strukturen und zum Teil willkürliche Aufgabenzuordnungen – wie bei der Forst‑, Umwelt- oder Straßenverwaltung.
Die Beschäftigten der heutigen Landesdirektionen werden seit zwei Jahrzehnten von einer „Reform“ nach der anderen heimgesucht, ohne dass eine langfristige Strategie erkennbar wäre. Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Mitarbeiter der Verwaltungen können aber nur motiviert an den Prozessen teilnehmen, wenn sie das Gefühl haben, dass Strukturen geschaffen werden, die dauerhaft Bestand haben. Von diesem Ansatz ist Sachsen noch weit entfernt.