Ulbig legt sich mit Gesetzen der Mathematik an – 3.200 Polizisten weniger, aber Präsenz auf der Straße gleichbleibend ?!
Zum Interview der „Morgenpost“ mit Sachsens Innenminister Ulbig (CDU) über die so genannte Polizeireform
Nunmehr 48 Stunden seit Verkündung des Konzeptes der Staatsregierung zur Staatsmodernisierung verschärft sich die Kritik an den Kürzungs- und Umzugsplänen. Ganz weit vorn in der ersten Reihe der Gescholtenen befindet sich Innenminister Ulbig, und das völlig zu recht. Völlig abstrus sind seine Äußerungen, dass die Polizistinnen und Polizisten die vorgestellten Streich- und Schließungspläne bei der sächsischen Landespolizei grundsätzlich positiv sehen. Ich weiß nicht, mit wem er unter welchen Umständen gesprochen hat.
Dass ihm die Polizistinnen und Polizisten bei seiner „Bereisung“ der Reviere ihre unverblümte Sicht der Dinge dargelegt haben, ist eher unwahrscheinlich. Vorgesetzten und dann noch solchen, die auf die Meinung der Unterstellten wenig bis gar keinen Wert legen, zu widersprechen bzw. diese und ihre Ideen zu kritisieren, ist in der Regel nicht Karriere fördernd. Bei allem Respekt vor der persönlichen Integrität des Innenministers bin ich mir nicht sicher, ob er dies bedacht hat. Die Signale, die mich aus der sächsischen Polizei erreicht haben, sind völlig andere.
Vor allem Ulbigs Äußerung, „es bleiben so viele Polizisten auf der Straße präsent wie bisher“ lässt dann schon aufhorchen. Und das bei einem Stellenabbau von rund 3.200, wenn wir die Stellenstreichung aus dem Haushaltsplan 2011/2012 dazu rechnen, bis zum Jahr 2020! Aber auch ein sächsischer Innenminister kann die Gesetze der Mathematik nicht außer Kraft setzen. Wenn er sich natürlich der Illusion hingibt, dass er die Inhaber der Stellen in den Führungsstäben und ‑verwaltungen der zur Schließung vorgesehenen 31 Reviere und sieben Direktionen zur Streife auf der Straße motivieren kann, dann ist er nicht ganz von dieser Welt. Das hat in den früheren „Reförmchen“ nicht funktioniert und wird auch jetzt nicht gelingen.