Kleiner Parteitag diskutiert Kulturkonzept
Der Kleine Parteitag, den die sächsische LINKE am vergangenen Sonnabend in
Dresden durchführte, hatte eine umfangreiche Tagesordnung. Er diskutierte
Kulturpolitik sowie die Thematiken Personalentwicklung, Geschlechtergerechtigkeit und Wahlauswertung.
Bereits in der Präambel des kulturpolitischen Papiers heißt es, dass Kultur – ebenso wie ihr Pendant Bildung — als Querschnittsaufgabe anzusehen ist und das Papier somit Anspruch auf längere Gültigkeit hat. Das Papier soll als
Kulturpolitische Leitlinien im nächsten Jahr beschlossen werden.
Wir wollen eine Politik der Umverteilung – als den sozialen Aspekt – und eine Politik der Anerkennung vielfältiger Lebensweisen und Identitäten — als den kulturellen Aspekt. In und mit Kultur werden gesellschaftspolitische Fragen verhandelt, die unser Leben definieren. Kulturpolitik ist daher emanzipative Politik, es geht darum, Freiräume zu gewährleisten und Menschen zu ermutigen.
Denn auffällig ist, dass vor allem aus den sozial stabilen Stadtteilen und Kommunen, also denen in denen die Menschen Arbeit haben und sozial integriert sind, die meisten eigenen kulturellen Initiativen erfolgen. Das muss aber auch aus den „schwächeren“ Regionen der Fall sein. Ohne den Begriff Kultur zu definieren, wird in 16 Punkten deutlich, was
Kultur bedeutet. Bildung, Wissenschaft und Kultur definieren die Sachsen, daher ist es richtig einen Kulturlandesentwicklungsplan zu fordern, genauso wie ausreichende landesweite öffentliche Förderung.
Auch der wirtschaftliche Aspekt ist nicht zu vernachlässigen. Die Kreativwirtschaft ist in Sachsen mittlerweile eine Größe. Beispielsweise macht die Kreativwirtschaft allein in Leipzig laut des Amtes für Wirtschaftsförderung mit rund 44.000 Beschäftigten einen Umsatz von 4 Mrd. Euro jährlich. Dennoch befinden sich die in der Kreativwirtschaft Tätigen oft in einer prekären sozialen Situation. Das Papier soll weiter diskutiert werden und soll mit der Verabschiedung eines Konzeptes „Bildung, Kunst und Kultur“ beendet werden.
Der Parteitag verabschiedete, mit Blick auf die Wahlen 2013/2014 den zweiten
Teil des Personalentwicklungskonzeptes und gab das Konzept
„Geschlechtergerechtigkeit“ in die Diskussion.
Meine Rede vom Parteitag könnt ihr hier lesen.…
Liebe Genossinnen und Genossen,
ich möchte euch ganz herzlich zu unserer letzten Veranstaltung der LINKEN in Sachsen vor der Sommerpause begrüßen. Einige von euch werde zwar am nächsten Sonnabend noch an der Strategiekonferenz der Landesvorstände in Potsdam teilnehmen, aber ich sprach ja auch von Sachsen.
Unser heutiges Treffen hat eine umfangreiche Tagesordnung. Wir wollen uns mit Personalentwicklung, mit der Thematik Geschlechtergerechtigkeit, mit Kulturpolitik und mit Wahlauswertung beschäftigen. Scheinbar vier überhaupt nicht zueinander passende Thematiken. Ich denke jedoch, die Themen passen alle zusammen.
Ich bin in den letzten Wochen in einigen Kreisverbänden unsere Partei hier in Sachsen unterwegs gewesen und da sprach ich meist zu dem Thema:
„Wir wollen gern besser sein!“ Eigentlich müsste es heißen:
„Wir müssen besser werden!“
Dazu hat euch der Landesvorstand heute einige Vorschläge unterbreitet, die für unsere Partei, jedoch auch für unsere Verankerung in der Gesellschaft wichtig sind. Jedoch sehe ich das Thema Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Partei, vor allem aber auch als ein Anspruch von uns für die Gesellschaft und es hat was mit Glaubwürdigkeit zu tun, wenn wir ständige Gleichstellung einfordern und in der Partei selbst nehmen wir dies nicht ernst oder sind der Meinung, na ja: es geht ebbend nicht anders, die Bedingungen sind so wie sie sind. Jedoch sollte uns dies nicht davon abhalten genau diese Bedingungen zu verändern, es liegt in unsere Verantwortung es zu tun.
Unsere Vorstellung von einem Leben in Menschenwürde umfasst die grundlegenden Interessen und Bedürfnisse aller Menschen. Davon werden unsere politischen Ziele für Sachsen bestimmt. Die Antwort auf die Frage „Was braucht der Mensch?“ ist für uns der Ausgangspunkt auf dem Weg zu sozialer Gerechtigkeit, für unsere Vorstellung eines Lebens in Menschenwürde.
Der Mensch braucht:
— gesellschaftliche Teilhabe und materielle Sicherheit,
— Stärkung von Demokratie und Partizipation,
— Daseinsvorsorge und Schutz vor Lebensrisiken,
— öffentliche Sicherheit und Wahrung der Grund- und Freiheitsrechte,
— einen humanistischen Wertekonsens und demokratische Willensbildung,
— individuelle und politische Freiheiten,
— ökologische und soziale Nachhaltigkeit,
— gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Kultur und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung
Sozial gerechte Politik muss sich, aus meiner Sicht, hauptsächlich an diesen Kriterien orientieren.
Da der Erhalt der natürlichen Lebensbedingungen inzwischen zu einer existenziellen Frage für alle und überall geworden ist, steht die Gesellschaft als Ganzes dafür in der Verantwortung. Nur eine ökologisch verantwortungsvolle Politik kann auch den Ansprüchen sozialer Gerechtigkeit genügen.
Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der die freie Entwicklung einer und eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist. In diesem Sinne muss der Zugang zu den gesellschaftlichen Ressourcen anders verteilt werden. Das ist unser Maßstab für soziale Gerechtigkeit.
Ich bin der Landesarbeitsgemeinschaft Kultur dankbar, dass sie uns heute den Entwurf von kulturpolitischen Leilinien für DIE LINKE Sachsen vorgelegt hat. Noch mehr freu ich mich wenn in der Präambel folgendes zu lesen ist:
„Kultur ist ebenso wie ihr Pendant die Bildung für die sächsische LINKE nicht nur die Angelegenheit eines abgegrenzten Ressorts, sondern als Querschnittsaufgabe gemeinsames Anliegen vieler Ressorts. Bewusst betrachten wir Kulturpolitik in Verbindung mit sozialen Fragen als Gesellschaftspolitik zur weiteren Ausgestaltung eines demokratischen Gemeinwesens. Die Akzente, die wir dabei setzen, ergeben sich aus unserem grundsätzlichen Eintreten für eine sozial gerechtere, demokratische und friedliche Welt.“
Ich freue mich deswegen über diese Passage, weil ich in den letzten Wochen immer mal wieder davon gesprochen habe, dass wir uns thematisch breiter aufstellen müssen ohne die soziale Frage aus dem Zentrum unsere Politik zu entlassen und vor allem müssen wir alle politischen Themen immer mit sozialen Fragen in Verbindung setzten. Weil, ich sprach schon von unserem Maßstab für soziale Gerechtigkeit.
Ich denke, wir brauchen auch deswegen die Debatte, weil wir können nicht negieren, wenn die Sachsen sich auf einer Skala von 1 bis 6 eine zwei geben bei der Frage ob wir Kulturliebend sind. Und wie Stolz die Sachsen darauf sind hier zu leben hat die Frühjahrsumfrage der Staatsregierung gerade wir sehr deutlich dokumentiert. Über 86% der Sachsen sagen sie sind stolz in Sachsen zu leben. Wir müssen lernen damit umzugehen. Eine übergroße Mehrheit in Sachsen lebt gerne hier, sie sind stolz auf das Land und die Kulturvielfalt, ich sprach davon.
Wir müssen Kultur vor allem als Kommunikation verstehen.
Zu dem Zweck gilt es für uns, die sozialen und kulturellen Grundlagen einer dialogfähigen, gerechten Gesellschaft zu sichern und auszubauen. DIE LINKE, die sich vor allem als eine kulturelle Linke versteht, wird sich immer auf ein größeres Gesellschaftsprojekt einlassen, als allein auf eine bessere Umverteilung des Reichtums, wie es die Sozialdemokratie macht. Wir wollen eine Politik der Umverteilung –also der soziale Aspekt — und eine Politik der Anerkennung vielfältiger Lebensweisen und Identitäten, den ich als kulturellen Aspekt ansehen würde.
Also es geht uns letztendlich um die Veränderungen in den Produktions- und den Lebensweisen.
In einer wissensbasierten Ökonomie bzw. Gesellschaft, sind Bildung, Kultur und Wissenschaft Produktivkräfte, deren Mobilisierung in größerem Ausmaß als bisher die Entwicklung moderner Gesellschaften bestimmen.
Versteht die kulturpolitischen Leitlinien nicht als Nachschlagewerk zur Rettung eurer von Schließung bedrohten Musikschule oder Theater. Es ist tatsächlich vor allem ein Leitfaden zur Deutlichmachung unsers politischen Ansatzes.
Wir wollen, nach dem wir hier vor einem Jahr das Personalentwicklungskonzept 1 beschlossen haben, heute das bereits damals angekündigte Personalentwicklungskonzept 2 beschließen. Auch hier ganz wenige Vorbemerkungen:
Zuerst mein Dank an die AutorInnen des Papiers, vor allem an die Oberbürgermeisterin von Borna, Simone Luedtke und an den Bürgermeister der Stadt Leipzig., Heiko Rosenthal und die Mitglieder der AG Kommunalpolitik und Parteientwicklung.
Unser Ansatz muss es sein, dass wir viel gezielter als bisher uns darum bemühen Spitzenpositionen in Verwaltungen zu besetzten, jedoch auch in verschieden Verwaltungsstrukturen und –hierarchien. Dabei sind einerseits gesetzliche Anforderungen und Rahmenbedingungen zu beachten, aber auch soziale Kompetenzen und natürlich müssen unsere BürgermeisterInnen unseren Markenkern leben.
Auch dieses Papier sollten wir als Angebot,
als Orientierung,
als Handlungsempfehlung,
jedoch nicht als Dogma verstehen.
Bei den Veranstaltungen im Rahmen der Wahlauswertung wurde die Personalisierung immer wieder als ein Schwerpunkt angesprochen. Vor allem in Verbindung mit bessere Glaubwürdigkeit, Vertrauen und vor allem Kompetenzen. Politik wird vom „Normalbürgern“ aufgrund ihrer Komplexität kaum noch verstanden, jedoch werden immer auch Personen war genommen. Deswegen ist es so wichtig, dass Menschen und somit auch die WählerInnen und Wähler bestimmte Politikfelder mit einer bestimmten oder zwei bestimmten Personen in der LINKEN verbinden.
Glaubwürdigkeit, Vertrauen und vor allem die Vermittlung von politischer Kompetenz muss also langfristig durch gezielte und strategische politische Kommunikation aufgebaut werden, lautet eine These von mir. Damit bin ich bei unserem letzten heute zu behandelnden Tagesordnungspunkt.
Den Bericht zu den stattgefundenen Beratungen im Rahme der Wahlauswertung. Der Landesvorstand schlägt, auch durch Anregungen aus dem Fraktionsvorstand, eine etwas andere abschließende Behandlung vor, als wie im Dezember 2010 durch den Landesvorstand festgelegt hatten.
Der euch heute hier vorgelegte Bericht, soll euch die Debatte wiederspiegeln und auch die offenen Fragen deutlich machen, auch auf den einen oder anderen Wiederspruch macht das Papier aufmerksam. Wir wissen jedoch, dass wir manche Frage nicht oder nicht abschließend zum Beispiel für 2013 und 2014 klären können. Wir können die Fragen aufgreifen und sie müssen zum gegebenen Zeitpunkt beantwortet werden. Wir meinen heute ist dazu nicht der richtige Zeitpunkt, jedoch muss der neu zu wählende Landesvorstand im Jahr 2012 die ersten Fragen beantworten, hier auch in Abstimmung mit der Bundespartei.
Was ich möchte, ist , dass uns klar werden muss, wir müssen in unseren Wahlkämpfen wieder witziger, freundlicher werden. Wir müssen uns auch mal wieder was trauen. Wir brauchen im Wahlkampf auch mal den einen oder anderen medial inszenierte Aktion, die muss jedoch zu unserem Markenkern passen. Vor allem brauchen wir eine bessere Zielgruppenorientierte Ansprache, jedoch die ist auch schon jetzt notwendig.
Was wir brauchen ist eine andere Art und Weise der politischen Kommunikation, ich sprach ja heute schon von der Kultur. Was wir brauchen ist eine andere Art des kulturellen Dialogs in der Partei und mit der Gesellschaft. Dazu gehören auch Zuspitzungen, keine Frage, jedoch sind auch mal die leisen Töne gefragt.
Antje und ich schreiben in dem Bericht zu den Wahlauswertungsveranstaltungen: „Wir müssen klar machen: Wir haben einen Plan für das Land. Wenn ihr Mitmachen wollt: Wir sind bereit und in der Lage dazu, weil uns dieses Land viel zu wichtig ist, um es den Neoliberalen zu überlassen.“
Und damit habe den Bogen geschlagen zu meiner Ausgangsthese, dass die Themen doch alle etwas miteinander zu tun haben.
Ich wünsche mir heute einen interessanten, diskussionsfreudigen und fairen Sonnabend.