20 Jahre Tag der Erinnerung und Mahnung am 11. September 2011 in Schwarzenberg
Liebe Kameradinnen und Kameraden des Bundes der Antifaschisten,
liebe tschechische Antifaschisten
liebe Genossinnen und Genossen,
zunächst möchte ich mich für die Einladung zu diesem bedeutenden Tag bedanken.
Seit 20 Jahren verbindet der Tag der Erinnerung und Mahnung das Gedenken an die Opfer des Naziregimes und die aktuelle Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus.
Dass Krieg kein Mittel der Politik ist, hat uns der 2. Weltweltkrieg mehr als deutlich gezeigt.
Die Dramatik des 2. Weltkrieges, dieses rassistischen Vernichtungskrieges, in dem Millionen von Menschen zum Opfer fielen, ist von Deutschland ausgegangen. So etwas darf sich nie wiederholen.
Die Botschaft nach 1945 — auch aus Deutschland, mit Blick auf Buchenwald und auf die befreiten Konzentrationslager — war:
Nie wieder Faschismus und nie wieder Krieg. Diese Botschaft verbindet, und diese Botschaft gilt weiterhin und muss immer wieder vorgetragen werden.
Krieg oder Frieden — diese Frage ist nicht nur für meine Partei DIE LINKE, sondern für die gesamte Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Man sollte meinen, dass es angesichts der Tatsache, dass Deutschland zwei Weltkriege mit unvorstellbaren Opfern und Leid angezettelt und verloren hat, hier keinen Streit mehr geben kann.
Das Bekenntnis „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“ war der wohl einzige Grundkonsens beider deutscher Republiken nach 1945. Er hielt bis zum Untergang der DDR.
Die direkte oder auch nur indirekte Beteiligung an den Kriegen gegen Ex-Jugoslawien, Afghanistan und Irak beendete die kurze Epoche des „friedlichen Deutschlands“.
Die steigende Zahl von deutschen Truppen im Ausland hat die Welt weder friedlicher noch Deutschland sicherer gemacht. Stattdessen trägt Deutschland dazu bei, Konflikte zu verschärfen, Aufrüstungen zu fördern, das Völkerrecht und die Vereinten Nationen zu schwächen. Beginnend mit der Beteiligung am völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien bis hin zum Einsatz in Afghanistan – längst hat die Bundesregierung das Völkerrecht wissentlich gebrochen und dem Krieg den Vorzug vor der friedlichen Konfliktlösung gegeben. Statt in die Zukunft zu investieren und die Ursachen von Konflikten zu bekämpfen, finanziert die Bundesregierung militärische Großvorhaben, Aufrüstung und Kriegseinsätze. Den globalen Herausforderungen unserer Zeit wird die deutsche Außenpolitik damit nicht gerecht.
Zudem haben Militäreinsätze oftmals zur Folge, dass den Menschen ein einseitiger Lösungsversuch aufgezwungen wird. Das Resultat war und ist häufig eine Art militärische Dauerbesatzung, um den Ausbruch neuer Gewalthandlungen zu verhindern.
Gesellschaftliche und politische Perspektiven bleiben aus. Mit dieser Strategie schafft man keinen Frieden. Zivile Krisenvorsorge sowie ziviles Konfliktmanagement spielen im Vergleich zu den vermeintlich „erfolgreicheren“, tatsächlich aber nur spektakuläreren militärischen Maßnahmen nahezu keine Rolle mehr. Hier ist ein Umdenken dringend erforderlich.
Für mich besteht kein Zweifel: Deutschland braucht eine andere, eine friedlichere Außen- und Sicherheitspolitik.
DIE LINKE hält eine Welt für möglich, in der Konflikte friedlich und mit zivilen Mitteln ausgetragen werden. Eine Bundesrepublik ohne Armee ist ein derzeitiger Traum, aber einer, der längerfristig war werden wird.
Meine Worte waren heute weniger Mahnung und Erinnerung an die Opfer des Naziregimes – was keine Missachtung sein soll – sondern mit meinen Ausführungen wollte ich darauf aufmerksam machen, dass leider immer noch nicht die richtigen Lehren aus dem bisher verehrenden aller Kriege – dem 2. Weltkrieg gezogen worden sind. Die Auseinandersetzung damit ist somit aktuelle und notwendig.