Ulbigs Kriminalstatistik ist Selbstbetrug – Zahlen der Delikte von Kontrollen schrumpfender Polizei abhängig
Zur heute vorgelegten Polizeilichen Kriminalstatistik:
Wenn Innenminister Ulbig heute erklärt, dass sich die Kriminalität im vergangenen Jahr auf dem Niveau der Vorjahre bewegt hat, dann ist die erstens nur grob richtig und unter Beachtung aller Umstände auch ein Stück weit Selbstbetrug. Zum einen haben wir in Sachsen seit 2009 einen kontinuierlichen, wenn auch geringen Anstieg der Gesamtentwicklung zu verzeichnen, so dass wir uns wieder auf dem ungefähren Niveau des Jahres 2008 bewegen.
Besonders interessant ist der Verweis des Innenministers auf den erheblichen Anstieg der Rauschgiftdelikte. Wenn wir dabei beachten, dass dies ein Kontrolldelikt ist und dieser Anstieg trotz weniger verfügbarer Polizeibeamter im Freistaat so gravierend ist, dann will ich nicht darüber nachdenken, wie die Kriminalstatistik aussähe, wenn wir ausreichend Polizistinnen und Polizisten auf der Straße hätten, die kontrollieren würden.
Natürlich ist der Ansatz richtig, spezielle Kommissionen einzurichten, die im Bereich der Rauschgiftkriminalität und des Buntmetalldiebstahls, der massiv zugenommen hat, ermitteln sollen. Fakt ist aber auch, dass bei der vorhandenen Personaldecke das Prinzip der „zu kurzen Bettdecke“ greift. Ziehe ich oben, fehlt es unten. Insofern ist zu befürchten, dass die Kriminalitätsentwicklung weiter dem Trend der vergangenen drei Jahre folgen wird. Sie wird weiter steigen, wenn auch vielleicht künftig nicht mehr in der offiziellen Statistik, wenn Ulbigs Prinzip der „Kriminalitätsbekämpfung“ wirkt: Weniger Polizistinnen und Polizisten, weniger Kontrollen, weniger Kontrolldelikte, weniger offizielle Straftaten.
Deshalb ist unsere Forderung nach wie vor richtig, dass ausreichend und motivierte Polizistinnen und Polizisten auf der Straße die beste Art der Kriminalitätsvorbeugung und ‑bekämpfung sind. Davon entfernen wir uns Dank der Finanzminister Unland und Innenminister Ulbig immer weiter. Im Übrigen war es schon ein Stück weit interessant, wie Ulbig die Verbannung seines Landespolizeipräsidenten, im Übrigen ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Kriminalitätsvorbeugung und –bekämpfung, wenn man seine Vita betrachtet, begründete. Vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem höchsten Landespolizisten und seinem Minister sieht definitiv anders aus.
Vielleicht macht Minister Ulbig Herrn Merbitz ja zum Polizeipräventionsbeauftragten, da wird seine Präsenz an der Seite von POLDI und Polizeiorchester, mehr wird von der polizeilichen Prävention nach den Sparplänen des Innenministers wohl nicht übrig bleiben, so sein, dass Ulbig sich in seiner Außendarstellung nicht gefährdet sieht.