Zur Kritik von Thüringen an Sachsens Innenminister: Grundkurs „Demokratischer Rechtsstaat“ für Sachsens CDU!
Zur scharfen Kritik des thüringischen Innenministers Jörg Geibert (CDU) an seinem sächsischen Amtskollegen und Parteifreund Markus Ulbig (CDU) wegen mangelnder Transparenz und Selbstkritik im Zusammenhang mit der Aufklärung des Behördenversagens beim Umgang mit dem von Sachsen aus agierenden „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU):
Die Verdrängungsleistung der sächsischen Regierungskoalition gegenüber dem Fakt, dass Nazi-Terroristen von Sachsen aus ein Jahrzehnt lang völlig unbehelligt eine beispiellose Mordserie begehen konnten, geht nun auch CDU-Spitzenpolitikern in Thüringen auf die Nerven. Ich bedanke mich beim Innenminister des Nachbarlandes für seine klaren und zutreffenden Worte. Vielleicht könnte die vor zehn Jahren ausgerufene und mittlerweile beinahe eingeschlafene „Initiative Mitteldeutschland“ einer verbesserten Kooperation zwischen Landesregierungen und Behörden mal beim Thema Aufklärung des Behördenversagens gegenüber dem NSU mit neuem Leben erfüllt werden.
Das Blockade-Verhalten von Ulbig ist jedoch kein Einzelfall. Wie schon beim seinerzeitigen Behördenversagen geht es auch bei dessen Aufklärung nicht um individuelles Fehlverhalten, sondern ein Versagen des politischen Systems „sächsische CDU“. Wenn der NSU-Ausschusschef Patrick Schreiber sagt, er übe dieses Amt nur aus, weil sich kein anderer gefunden habe, und allen Ernstes als Lehre der vergangenen Monate kundtut: „Dass Rechtsextremisten genauso schlimm sind wie die Linksextremen. Dass die sich, in der Gewaltbereitschaft, wirklich nicht viel nehmen“ (Zitat laut „Zeit“) – dann ist das so boden- und niveaulos, dass mir jeglicher Kommentar als vergebene Mühe erscheint. Die maßgeblichen Repräsentanten der sächsischen CDU haben nichts, aber auch gar nichts begriffen.
Das Gebaren der Verantwortlichen von Ulbig bis Schreiber ist aber nicht nur eine Verhöhnung der Opfer des NSU – es fügt auch dem Ruf Sachsens schweren Schaden zu. Sachsen braucht weder Dachmarke noch Imagekampagne, sondern einen Grundkurs demokratische Rechtsstaatlichkeit für das sächsische CDU-Führungspersonal.