Mundart als Kulturgut in Sachsen schätzen lernen – Minderwertigkeitskomplexe rund ums Sächsische überwinden
Zur Kür der sächsischen Wörter des Jahres:
Ich wünsche den in den drei Kategorien gekürten sächsischen Wörtern des Jahres „Didschn“, „Renfdl“ und „Plumbn“ eine gute Zukunft im alltäglichen Sprachgebrauch unseres Freistaates und damit auch eine Vorbildfunktion bei der Pflege der in Sachsen beheimateten Mundarten. Man muss ja nicht so weit gehen wie die Menschen im Schweizer Kanton Zürich, die das Hochdeutsche aus den Kindergärten verbannt haben. Das selbst in Sachsen bisweilen verbreitete entgegengesetzte Extrem, Mundart als minderwertige Sprache anzusehen, sollte aber auch der Vergangenheit angehören. Insofern begrüße ich die Initiative zur regelmäßigen Wahl der sächsischen Wörter des Jahres als Schritt in die richtige Richtung. Wie schon Goethe treffend sagte: „Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele Atem schöpft.“ In diesem Sinne sollten die Kinder in Sachsen den jeweiligen Dialekt ihrer Region selbstbewusst als Kulturgut schätzen lernen. Nicht nur wegen der Untersuchungen aus Bayern, denen zufolge ein quasi bilinguales Aufwachsen zwischen Hochsprache und Dialekt die Sprachkompetenz der Kinder fördert. Sondern einfach auch deshalb, weil ich aufgrund meiner erzgebirgischen Herkunft mit einer Mundart aufgewachsen bin, die ich auch im Bereich der politischen Kommunikation nicht verleugne. Ich habe nichts gegens Hochdeutsche, aber zu unserem Kultur-Föderalismus gehört auch, dass wir es mit dem Standard-Deutschen nicht übertreiben sollten – Hauptsache man versteht sich.