Rede zum Thema: “Kostenexplosion bei Erneuerbaren Energien stoppen – Förderung reformieren, Stromsteuer für Verbraucher senken”
064. Sitzung des 5. Sächsischen Landtages, 17.10.2012
REDE innerhalb der Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktionen CDU und FDP zum Thema: “Kostenexplosion bei Erneuerbaren Energien stoppen – Förderung reformieren, Stromsteuer für Verbraucher senken”
Auszug Protokollmitschrift
Herr Präsident!
Meine Damen und Herren!
Es fällt mir schwer, das jetzt zu sagen, aber ich muss sogar fast dankbar dafür sein, dass der Ministerpräsident hier ans Rednerpult gegangen ist. Nach den Wortbeiträgen der zwei Redner der Koalitionsfraktionen hatte ich das Gefühl, es geht hier um eine Neiddebatte, die Kollege Herbst hier aufgemacht hat. Bei Herrn Breitenbuch habe ich noch nicht einmal gehört, welche Vorschläge er eigentlich hat, um dieses Problem zu bewältigen. Sie haben noch nicht einmal über die Lippen gebracht, dass Sie die Stromsteuer senken wollen, was Herr Altmaier in Berlin ablehnt –
(Zuruf des Abg. Georg-Ludwig von Breitenbuch, CDU)
– und Ihr Ministerpräsident fordert. Ich habe zumindest beim Ministerpräsidenten herausgehört, dass er sich vielleicht zumindest ernsthaft die Frage gestellt hat, worum es eigentlich bei dieser Debatte geht. Es geht doch um die Frage, wie wir zukünftig in diesem Land leben wollen.
Es geht tatsächlich um die Frage: Wer hat den Zugriff auf die Ressourcen, auf die Energieressourcen? ‑lf Es geht um die Frage: Wem gehören die Netze? Es geht um die Frage: Ist es zulässig, dass Leute aus der Strom- und Energieversorgung ausgeschlossen werden? Oder ist es nicht notwendig, dass alle Menschen ein Anrecht auf einen Zugang zur Energie als Daseinsvorsorge haben?
(Beifall bei den LINKEN)
Meine Fraktion beantwortet diese Frage klar mit Ja. Natürlich ist diese Debatte um die EEG-Umlage eine Debatte, die im Moment hoch und runter diskutiert wird. Aber sie ist doch keine Debatte um Kosten, sondern sie ist eigentlich eine Debatte um eine ungerechte Verteilungspolitik in diesem Land. Herr Herbst, es sind 9 Milliarden Euro, mit denen die Unternehmen derzeitig subventioniert werden. Die bekommen derzeitig doch die EEG-Umlage und die Steuern erlassen. Sie wollen mir doch nicht wirklich ernsthaft erzählen, dass Vattenfall eine Steuererleichterung und die EEG-Umlage braucht?
(Beifall bei den LINKEN- Zurufe von der FDP)
Wieso werden in Sachsen Unternehmen wie die Milchproduktehersteller und Geflügelschlachter davon freigestellt?
(Holger Zastrow, FDP: Verkehrsbetriebe!)
– Verkehrsbetriebe, genau! Das ist doch ein absurder Vorgang, den wir hier haben.
(Unruhe im Saal)
Ja, die EEG-Umlage verteuert Strom, und ja, Alu‑, Kupfer- und Stahlindustrie sollten davon befreit werden. Aber hier geht es tatsächlich um die Wettbewerbsfähigkeit und nicht um die Entlastungen, die Sie in den letzten Jahren genehmigt haben, die seitens der Bundesregierung genehmigt wurden.
Dann wollen wir doch einmal die ganze Debatte tatsächlich auf den Kopf –
(Heiterkeit)
– auf die Füße stellen, weil die Stromsteuer 8% der Kosten ausmacht. Sie reden
davon, wenn Sie die Stromsteuer senken – ich bin sehr dafür, dass wir sie senken –,
dass wir dadurch einen Nutzen haben. Aber wenn Sie sich anschauen, dass 23% Netzentgelte bezahlt werden, und die werden an vier große Energieunternehmen gezahlt, –
(Andreas Storr, NPD: Genau da muss man ran!)
- ist das das große Problem.
(Unruhe im Saal)
Wir brauchen eine dezentrale Netzstruktur!
(Beifall bei den LINKEN)
Diese dezentrale Netzstruktur würde dem Mittelstand in Sachsen sehr helfen. Aber genau das verhindern Sie! Sie machen nicht einen einzigen Vorschlag, Herr Ministerpräsident, dass genau das mit Ihrem Haushaltsentwurf tatsächlich auch stattfinden kann. Nein, Sie unterstützen weiterhin immer nur die großen Unternehmen.
RWE und EON haben im ersten Halbjahr 11 Milliarden Euro verdient, und dann schwatzen Sie hier davon, dass Sie die Leute entlasten wollen! Das können Sie gern tun, indem Sie die Unternehmen besteuern, indem Sie sie nicht entlasten.
(Beifall bei den LINKEN)
Was wir brauchen, sind tatsächlich dezentrale Netze.
(Georg-Ludwig von Breitenbuch, CDU: Die kosten aber Geld!)
Herr Herbst, wer hat denn den Unsinn mit diesen Offshore-Anlagen beschlossen? Das hat sich doch nicht ein Unternehmer ausgedacht! Das hat sich die Politik ausgedacht! Es wird genau derselbe Unsinn wie vor 30 und 40 Jahren gemacht. Man baut Atomstromanlagen in Bayern, baut Netze in den Norden und jetzt macht man im Norden eine Offshore-Anlage und baut Netze in den Süden. Welcher Unsinn ist das denn!
Wir wissen genau, dass das nichts gebracht hat.
(Alexander Krauß, CDU: Man muss die Windräder dort bauen, wo der Wind ist!)
Also, was wir brauchen, ist eine deutliche Debatte zu dieser EEG-Umlage und zu den erneuerbaren Energien. Was wir brauchen, ist ein Sockelbetrag für einen Sozialtarif, der ein kostenloses Grundkontingent für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stellt.
(Zuruf des Abg. Alexander Krauß, CDU)
Was wir brauchen, sind konsequente Möglichkeiten der Energieeinsparung und wir
müssen das Monopol von Netzbetreibern endlich auflösen.
(Alexander Krauß, CDU: Die Netze sind verkauft! – Beifall bei den LINKEN)
Ich habe noch eine allerletzte Bitte an die Kollegen der CDU. Herr Krauß, halten Sie
doch mal die Klappe! Das versteht sowieso niemand! – Wenn Sie schon zu Ihrem
Landesparteitag und des Öfteren Herrn Töpfer einladen, dann hören Sie ihm nicht
nur zu, laden Sie ihn nicht nur ein, sondern handeln Sie auch mal danach, was Ihnen
Herr Töpfer empfiehlt!
Vielen Dank.
(Beifall bei den LINKEN)