Zum Prozess gegen Dr. André Hahn: Es gibt in Sachsen und Thüringen kein Antifa‑, sondern ein Nazi-Problem
Anlässlich des zweiten Verhandlungstages am Dresdner Amtsgericht im Prozess gegen den früheren Vorsitzenden der sächsischen Linksfraktion, Dr. André Hahn, wegen der Blockade des Naziaufmarsches am 13. Februar 2010 in Dresden erklären die Vorsitzenden der Fraktionen DIE LINKE in den Landtagen von Sachsen und Thüringen, Rico Gebhardt und Bodo Ramelow, heute in Erfurt:
Was sich derzeit vor dem Amtsgericht Dresden im Prozess gegen André Hahn abspielt, ist eine Farce. Die Kriminalisierung des friedlichen Protestes gegen Nazi-Umtriebe auf Straßen und Plätzen muss beendet werden. Dies gilt für dieses wie für alle anderen Verfahren, die wegen des erfolgreichen zivilgesellschaftlichen Widerstandes gegen den größten Naziaufmarsch Europas geführt werden. Wer sich Nazis friedlich und couragiert entgegenstellt, darf dafür nicht bestraft werden. Oberstaatsanwalt Schär hatte am 10. Oktober im Gerichtssaal seine Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Marschpläne der Nazis in den Jahren 2010, 2011 und 2012 in Dresden vereitelt worden sind. Dazu passt nicht die von der Staatsanwaltschaft angezettelte Prozessflut insbesondere auch wegen des 19. Februar 2011. Es gibt in Sachsen und auch Thüringen kein Antifa‑, sondern ein Nazi-Problem. Wir fordern daher die Staatsanwaltschaft als Ermittlungs- und Anklagebehörde auf, ihre Aufmerksamkeit auf die Verfolgung der von Nazis begangenen Verbrechen zu konzentrieren. Dass von unserer Region aus der „Nationalsozialistische Untergrund“ ein Jahrzehnt lang unbehelligt morden konnte, zeigt, dass es hierbei noch erheblichen Nachholbedarf gibt.