Tillich soll mit Demokratie-Förderpreis-Trägern Strategien gegen Nazi-Gewalt in Sachsen verabreden
Zur Ankündung des Sächsischen Innenministeriums, es werde am 28.11. ein lokales Aktionsforum in Hoyerswerda geben, und zu den kurzen Anmerkungen von Sachsens Ministerpräsident Tillich auf dem CDU-Landesparteitag mit Blick auf die Gefahr durch gewalttätigen Rechtsextremismus:
Sachsen hat kein allgemeines Extremismus‑, sondern ein sehr konkretes Nazi-Problem, was Ministerpräsident Tillich offenbar immer noch nicht begriffen hat, wenn er wolkig kundtut, das „christliche Menschenbild“ stehe „allen extremistischen Auswüchsen konträr gegenüber“. Die sächsische Regierungspolitik der Extremismus-Konferenzen und Extremismus-Klauseln ist nicht nur in Hoyerswerda gründlich gescheitert, wo die Polizei Naziopfern zur Flucht aus der Stadt geraten hat. Es ist daher auch nicht mit einem lokalen Aktionsforum getan. Nahezu täglich gibt es in sächsischen Lokalmedien Meldungen über aggressive Umtriebe von Neonazis, so heute erst aus Bautzen, wo mutmaßlich Rechtsextremisten einen Infostand der Piratenpartei abgeräumt haben sollen (s. „Sächsische Zeitung“ Bautzen: „Angriff auf Infostand der Piratenpartei auf dem Kornmarkt“). Wir brauchen eine zivilgesellschaftliche Gegenstrategie, die von der Staatsregierung nicht länger durch „Extremismuserklärungen“ und eine Kultur des Misstrauens gegenüber engagierten Demokratinnen und Demokraten torpediert werden darf. Deshalb rufe ich Ministerpräsident Tillich dazu auf, die diesjährigen Ausgezeichneten für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie zu einer Beratung in die Staatskanzlei über gemeinsame zivilgesellschaftliche Strategien zur Zurückdrängung von Nazi-Gewalt einzuladen. Neben den Hauptpreisträgern, dem Bündnis „Nazifrei! Dresden stellt sich quer“ und dem Leipziger Initiativkreis „Menschen. Würdig“, sind dies die mit einem Anerkennungspreis Ausgezeichneten: Chemnitzer Bündnis „Bunter Brühl”, das Projekt „Bunter Schall als Widerhall” aus Vierkirchen, das Fanprojekt Dresden, die Kulturfabrik Hoyerswerda und die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Demokratie und Lebensperspektiven RAA Hoyerswerda, das Netzwerk für demokratische Kultur Wurzen, die Radio-Initiative Dresden, die Soziale und Politische Bildungsvereinigung Limbach-Oberfrohna und die Initiative „WIR — Gemeinsam in Zwickau”. Dies wäre zugleich das überfällige Signal einer Kurskorrektur, nachdem sich der Freistaat im Jahr 2010 fatalerweise aus dem Förderpreis für Demokratie zurückgezogen hat und stattdessen ein „Extremismus“-Phantom mehr bekämpft als die realen Nazis. Es ist höchste Zeit für Umkehr, damit die Bevölkerung in Sachsen in Zukunft sicher vor Nazis ist.