„Bürgerkompass“ gibt Staatsregierung Orientierung – Tillich muss handeln, der Worte sind genug gewechselt
Zu den Ergebnissen des Forums „Bürgerkompass“ der Sächsischen Staatsregierung und der Reaktion von Ministerpräsident Tillich darauf:
Sachsens Bevölkerung will bessere Bildung in kleineren Klassen bei gerechterer Bezahlung der Lehrkräfte, mehr Polizei gerade auch im ländlichen Raum, und sie will Mindestlöhne. Herr Tillich irrt, wenn er meint, dies zeige Kommunikationsbedarf. Nein, hier manifestiert sich akuter Handlungsbedarf für die Regierungspolitik! All dies, was den diskutierenden Bürgerinnen und Bürgern am Herzen liegt, könnten wir in Sachsen längst haben, wenn nicht CDU und FDP die entsprechenden Anträge der LINKEN im Landtag abgelehnt hätten. Schlimmer noch: Gerade erst gestern haben die Koalitionsfraktionen ihren Stolz darauf bekräftigt, dass es im neuen Vergabegesetz des Freistaates keinen Mindestlohn gibt, wie von den demokratischen Oppositionsfraktionen gemeinsam gefordert. Der „Bürgerkompass“ sollte daher tatsächlich der Staatsregierung Orientierung geben. Meine persönliche Prognose angesichts mehrjähriger Erfahrung mit der Arbeitsweise dieses Ministerpräsidenten ist allerdings, dass es am Ende heißen wird: Schön, dass wir mal drüber geredet haben, kommen Sie gern wieder vorbei, aber gemacht wird was anderes. Dafür spricht leider auch der bisherige Umgang Tillichs mit dem Jugendkongress „ConFestival 2012“, bei dem er zwar sagte: „Wer sich einbringt, kann mitgestalten.“ Aber nichts von dem findet sich im Haushalt der Regierung oder in den Änderungswünschen der Koalition wieder. Im Übrigen standen im Mittelpunkt des Jugendkongresses ähnliche Forderungen wie jetzt beim „Bürgerkompass“. Und „Kommunikationsprobleme“ machte auch seinerzeit Bundeskanzler Gerhard Schröder bei seiner Agenda-2010-Politik geltend, an deren Richtigkeit er zugleich keine Zweifel zuließ. Das ändert nichts daran, dass aus damaliger wie heutiger Sicht diese Politik falsch gewesen ist.