Tillich muss schönen Worten Taten folgen lassen – LINKE verlangt Konsequenz aus „Vorfall“ in Personalabbau
„Ich nehme den Vorfall ernst“, sagt Sachsens Ministerpräsident Tillich in der „Zeit“ zur Bedrohung eines Paares in Hoyerswerda durch Neonazis, das von der Polizei nicht geschützt, sondern aus der Stadt gebracht wurde (Langfassung des Interviews mit Polizeisprecher):
Herr Tillich sagt: „Politik und Polizei sind gefordert, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen die rechtsextremistische Bedrohung vorzugehen. Ich rate allen, wachsam zu sein und nicht wegzuschauen, wenn solche Vorfälle in unserem Umfeld passieren. Wir alle sind aufgerufen, mit den Möglichkeiten, die wir haben, dagegen vorzugehen.“ Wenn aber der nächste verfügbare Funkstreifenwagen der Polizei 25 Kilometer entfernt ist und im weiteren Verlauf des Einsatzes Polizeibeamte aus dem Raum Zittau aufgefordert werden, nach Hoyerswerda zu kommen, dann ist das Ausdruck eines Sicherheitsnotstandes. Die von Ministerpräsident Tillich verantwortete Regierungspolitik hält eben schlicht nicht die rechtsstaatlichen Mittel bereit, gegen die rechtsextremistische Bedrohung vorzugehen, sondern betreibt einen fortgesetzten und unverantwortlichen Personalabbau bei der Polizei. Es ist wünschenswert, dass dieses Interview Anzeichen eines Sinneswandels des Regierungschefs ist. Deshalb geben wir dem Ministerpräsidenten Gelegenheit, die Ernsthaftigkeit seiner Aussagen unter Beweis zu stellen. DIE LINKE bringt einen Antrag in den Landtag ein, in dem nicht nur ein umfassender Bericht der Staatsregierung über die Schlussfolgerungen aus diesem skandalösen „Vorfall“ verlangt wird. Dazu gehört auch Auskunft über die bislang von Polizei und Staatsanwaltschaft eingeleiteten Maßnahmen für den wirksamen Schutz der von diesem Übergriff bedrohten Opfer und der strafrechtlichen Verfolgung der an der Tat beteiligten Neonazis. Zugleich drängt der Antrag auf aktives Handeln der Staatsregierung zur Durchsetzung einer wirksamen Strafverfolgung von rechtsextremistischer Gewaltkriminalität durch die dafür zuständigen Behörden. Dies gilt nicht nur für Hoyerswerda, sondern für ganz Sachsen. Dabei geht es um die Herstellung der nötigen Sensibilität, aber auch der Strukturen, ohne die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Derzeit fehlt es in Sachsen an beidem. Die von CDU und FDP betriebenen drastischen Kürzungen bei seit Jahren engagierten Initiativen für Zivilcourage weisen in eine andere Richtung als das Interview von Herrn Tillich. Ich erwarte daher von ihm, dass er ausnahmsweise ein Machtwort spricht – für die Lobbyisten der Zivilgesellschaft, die bisher vom Programm „Weltoffenes Sachsen“ unterstützt werden.