Merbitz wird „eierlegende Wollmilchsau“ für überforderten Innenminister – Abwehrzentrum gegen rechts gut
Zur heutigen Vorstellung eines „Operativen Abwehrzentrums (OAZ) Rechtsextremismus“ erklärt Rico Gebhardt, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag
Wir begrüßen sowohl die Gründung des Abwehrzentrums gegen den Rechtsextremismus in Sachsen als auch die kompetente Besetzung seiner Spitze mit Bernd Merbitz. Diese Entscheidung ist längst überfällig und beendet unter dem massiven Druck zunehmender öffentlicher Kritik am weitgehend ungehinderten Unwesen des gewalttätigen Rechtsextremismus in Sachsen die Strategie des Abwiegelns und Verharmlosens durch das Kabinett Tillich. Die Schaffung eines eigenen operativen Netzwerkes ist auch eine Antwort auf das bisherige Versagen des Landeskriminalamtes beim Thema Kampf gegen rechte Gewalt in Sachsen. Dem Abwehrzentrum darf aber nicht durch fortgesetzten, flächendeckenden Personalabbau bei der Polizei das Fundament in seiner Breitenwirkung entzogen werden – dieser Abbau muss sofort gestoppt werden. Merkwürdig mutet auch der Umstand an, dass Bernd Merbitz einerseits Polizeipräsident in Leipzig sein und andererseits das OAZ leiten soll, dessen zentraler Ermittlungsabschnitt in Dresden sein wird. Offenbar ist Herr Merbitz für den überforderten Innenminister Ulbig so etwas wie eine sicherheitspolitische „eierlegende Wollmilchsau“. Wir schätzen Herrn Merbitz als Menschen und Polizisten sehr, werden aber kritisch beobachten, ob das in der Realität funktionieren wird. Auch die „enge Verzahnung“ des OAZ mit dem Landesamt für Verfassungsschutz bedarf der sorgfältigen Kontrolle. Eine Vermischung von Geheimdienst und Polizei darf es aus verfassungsrechtlichen und historischen Gründen auf keinen Fall geben. Die Information des Landtags, insbesondere des Innenausschusses, muss besser werden, nachdem die Abgeordneten nicht im Ausschuss über dieses wichtige Projekt informiert worden sind, wie es sich gehört hätte. Ungeachtet dessen werden wir die Arbeit des OAZ konstruktiv begleiten, da Sachsen beim Kampf gegen rechts großen Nachholbedarf hat, der keinen weiteren Aufschub duldet.