Statement vor der Presse zur bevorstehenden viertägigen Landtags-Sitzung
Ehrlich gesagt zweifle ich daran, dass es uns – damit meine ich das gesamte Parlament – gelingen wird, Ihre Aufmerksamkeit an vier Landtagssitzungstagen in Folge von morgens früh bis abends spät zu fesseln. Wir bleiben unserer Tradition bei der letzten Runde der Haushaltsberatungen im Plenum treu, uns auf einige wesentliche Änderungsanträge mit den wichtigsten politischen Botschaften zu konzentrieren. Was wir insgesamt wollen, haben wir Ihnen als erste der Fraktionen vor Wochen hier in diesem Raum vorgestellt. Morgen liegt dann auch pünktlich zur Generaldebatte die komplette Broschüre mit unserem alternativen Haushaltsansatz vor, natürlich auch auf der Homepage der Fraktion DIE LINKE abrufbar. Es versteht sich von selbst, dass wir bei den Themen Bekämpfung des Lehrermangels, Herstellung verfassungsrechtlich gebotener Lernmittelfreiheit, Inklusion im Bildungswesen und Verbesserung der Situation an den Kitas noch mal Akzente setzen. Dazu gehört auch die von uns geforderte Höhergruppierung aller Grund‑, Mittel- und Förderschullehrerinnen und –lehrer. Das Gleiche gilt für die von uns geforderte Rücknahme der bereits 2010 erfolgten Streichung des Weihnachtsgeldes für Polizistinnen und Polizisten sowie alle anderen Beamten. Diese Kürzung wurde mit einem Haushalts-Notstand begründet, der sich als Luftblase erwiesen hat. Der Finanzminister hat das Land im Verlaufe von zwei Jahren um sage und schreibe 2,7 Milliarden Euro zu arm gerechnet. Deshalb müssen auch Kürzungen im Sozial- und Jugendbereich sowie bei den Kulturräumen wieder zurückgenommen werden. Auch dazu, insbesondere auch zur Jugendpauschale, haben wir Änderungsanträge vorbereitet. Mehrere Änderungsanträge stellen wir gemeinsam mit SPD und GRÜNEN und setzen damit auch bei diesen Haushaltsberatungen die seit Anfang der Legislaturperiode gepflegte gute rot-rot-grüne Zusammenarbeit bei Schlüsselthemen der Gesellschaft in Sachsen fort. Das ist, wenn Sie so wollen, bereits die Visitenkarte eines möglichen gemeinsamen Politikwechsels 2014.
In unseren Änderungsantragen zum Haushaltsbegleitgesetz findet sich auch unsere Initiative für die Einführung einer sächsischen Feuerwehrrente. Ihr Höchstsatz von 100 Euro pro Monat wird nach 20 Einsatzjahren in einer Freiwilligen Feuerwehr erreicht. Damit setzen wir ein starkes Zeichen für die Unterstützung der Kameradinnen und Kameraden in den Feuerwehren, die nicht nur bei Feuer oder Hochwasser für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger da sind, sondern insbesondere auch in den Jugendfeuerwehren in ganz Sachsen flächendeckend einen maßgeblichen Beitrag zur sozialen Infrastruktur leisten. Nebenbei ist dies auch eine Anerkennung von Menschen, die nicht weggezogen sind und wegen der hiesigen oftmals niedrigeren Löhne auch eine niedrigere Rente zu erwarten haben. Da kommt eine solche Zusatzrente gerade recht.
An den beiden Tagen nach Abschluss der Haushaltsdebatte widmen wir uns u. a. der GEMA-Problematik und den Konsequenzen aus dem skandalösen Vorfall in Hoyerswerda. Beim ersten Thema geht es darum, dass auch in Sachsen Musikkneipen, Kleingarten- und Volksfeste durch drohende Erhöhungen von Zahlungen für das Abspielen von Musik um teilweise 500 bis 2.000 Prozent bedroht sind. Dem darf der Freistaat Sachsen nicht tatenlos zusehen. Am Freitag steht dann unser Antrag „Wahrnahme der Regierungsverantwortung für die Strafrechtspflege bei der wirksamen Verfolgung politisch motivierter Gewalt- und Bedrohungskriminalität von rechts in Sachsen vor dem Hintergrund des jüngsten Vorfalls in der Stadt Hoyerswerda“ auf der Tagesordnung. Das klingt komplex und soll es auch sein. Es reicht nämlich nicht, bei einem regionalen Aktionsforum an die Zivilgesellschaft zu appellieren und einen engagierten Polizisten damit zu beauftragen, gleichzeitig Polizeichef in Leipzig und Chef eines „Operativen Abwehrzentrums Rechtsextremismus“ (OAZ) in Dresden zu sein. Dass die Koalition immer noch nichts begriffen hat, sieht man schon dass sie am gleichen Tag eine Aktuelle Debatte führen will, die da heißt: „Extremismus keinen Raum geben – Demokratiefeinde entschlossen bekämpfen“. Sachsen hat kein Extremismus‑, sondern ein massives Nazi-Problem. Solange diese Erkenntnis nicht Grundlage des Regierungshandeln wird, werden sich solche Ereignisse wie in Hoyerswerda wiederholen. Und das darf nicht sein.