„Energiewende sozial gestalten – Bezahlbarkeit von Strompreisen für alle“
Begrüßungsrede für 24.08.2013, Veranstaltung der Fraktion DIE LINKE: „Energiewende sozial gestalten – Bezahlbarkeit von Strompreisen für alle“
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Genossinnen und Genossen!
Gern nehme ich die Gelegenheit wahr, Sie zur heutigen Veranstaltung der Fraktion DIE LINKE zum Thema „Energiewende sozial gestalten – Bezahlbarkeit von Strompreisen für alle“ zu begrüßen.
Argwöhnisch könnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer vermuten, jetzt macht der Gebhardt Wahlkampf. Ich kann Sie beruhigen, ich habe gerade erst meine Sommertour als Fraktionsvorsitzender durch Sachsen absolviert, und die LINKEN starten offiziell in den Bundestagswahlkampf erst am 28. August 2013 in Leipzig. Außerdem ist es eine Fraktionsveranstaltung und da ist Wahlkampf ebenfalls ausgeschlossen. Deshalb können wir uns ganz dem Sachthema dieser Veranstaltung zuwenden.
Unsere Veranstaltung soll sich mit dem Reformbedarf, den Defiziten bei der sozialen Gestaltung der Energiewende und speziell mit dem bisherigen Preisbildungsprozess bei Strom beschäftigen.
Es sei vorangestellt, dass sich die DIE LINKE in Sachsen im Landesverband und der Landtagsfraktion „mit langen Atem“ der Energiepolitik zuwendet und zugewendet hat.
Ein Beleg dafür sind die Eckpunkte zur Energiestrategie der LINKEN in Sachsen für ein zukunftsfähiges Energieprogramm des Freistaates bis 2020, beschlossen auf dem 5. Landesparteitag im November 2010.
Die Eckpunkte beginnen mit folgender Erkenntnis:
„Die Gesellschaft sozial-ökologisch umzubauen, ist ein zentrales programmatisches Reformprojekt der Partei DIE LINKE. Sachsen. Dieser Umbau betrifft nicht nur die energetische Basis der industriellen Produktion oder die Netzinfrastruktur. Er betrifft sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, unter anderem eine umweltgerechte Entwicklung von Mobilität, Tourismus, Land- und Forstwirtschaft, die Ressourcenwirtschaft, darüber hinaus die Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung, die Kommunikationsmöglichkeiten, die Wärmedämmung und Wärmeversorgung von Wohnungen und Gebäuden.“
Es ist wahr: Ohne Zugang zu Energie würde die Lebensweise in den entwickelten Industriestaaten nicht funktionieren. Die Energieversorgung auf atomar-fossiler Basis hat keine Zukunft – aufgrund unkalkulierbarer Risiken bzw. der Endlichkeit fossiler Ressourcen auch von Uran. Außerdem können und dürfen wir die Hinweise der Wissenschaft auf Zusammenhänge zwischen der Verbrennung fossiler Energieträger und einem problematischen Klimawandel hin zu mehr Wetterextremen nicht einfach ignorieren.
Die Schlussfolgerung daraus liest sich in den Eckpunkten unserer Energiestrategie so:
„Heutige politische Entscheidungen sollen so getroffen werden, dass die Lebensbedürfnisse und Perspektiven auch zukünftiger Generationen berücksichtigt werden.
Deshalb ist die Transformation des bisherigen atomar-fossilen Energiesystems zu einer Energiewirtschaft auf Basis erneuerbarer Energien, kurz Energiewende genannt, die grundlegende und zentrale Frage beim sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft.“
Ich darf noch einmal daran erinnern, dass dies die LINKE Sachsen bereits im November 2010 festgestellt hat.
Wir erkennen, DIE LINKE in Sachsen hatte programmatisch die Energiewende beschlossen, und zwar schon vor März 2011 – also noch vor der Naturkatastrophe in Fukushima und den damit verbundenen dramatischen Ereignissen und Entwicklungen.
Die erste These des Eckpunktepapiers bezieht sich direkt auf das heutige Thema der Veranstaltung. Sie lautet:
Umbau der Energieerzeugung und Versorgung als sozial-ökologische Herausforderung der Zukunft – der Energiepreis als Brotpreis im 21. Jahrhundert.
Dass die Bürgerinnen und Bürger zum Thema Energiepreis hoch sensibilisiert sind, zeigt sich unter anderem darin, dass zwei Jahre nach dem Start der Energiewende 48 Prozent der Bevölkerung dem Umstieg eher kritisch gegenüberstehen, vor allem wegen der ständig steigenden Energiekosten. Weitere neuralgischer Punkte dieses Mammutprojektes sind: Atomausstieg, erneuerbare Energien, Netzausbau, intelligente Netze, konventionelle Kraftwerke, Gebäudesanierung und Energieeffizienz.
Dass die Bevölkerung zunehmend nervös und abweisend reagiert, hat seinen Grund:
Es ist keine zwei Jahre her, dass diese Bundesregierung versprach, die Umlage zur Ökostrom-Finanzierung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) werde die Marke von 3,5 Cent je Kilowattstunde nicht überschreiten. Kurz vor der Bundestagswahl deutet nun viel darauf hin, dass die EEG-Umlage 2014 mit annähernd 7 Cent doppelt so hoch sein wird wie versprochen.
Immerhin kann sich Schwarz-Gelb nicht damit herausreden, man könne nichts dafür. Es war diese Regierung, die der absehbaren Kostenexplosion wenig bis nichts entgegengestellt hat. Es gibt bis jetzt keine Energiepreisbremse – wir brauchen sie aber dringend.
Ungebremste Preisentwicklung im Bereich der Daseinsvorsorge darf es nicht geben!
Die im Programm angekündigten Fachreferenten werden sich dem spannenden Thema zuwenden, wie Energiearmut wirkungsvoll bekämpf werden kann. Die Bundestagsfraktion sowie die Landtagsfraktionen der LINKEN haben gemeinsam eine Studie in Auftrag gegeben, die mir seit wenigen Tagen vorliegt. Das Thema dieser Studie lautet: „Jahresthesen 2013 – Energiewende und sozial-ökologischer Umbau – Einstiege in eine gerechtere Gesellschaft“. Ein Bestandteil dieser Studie ist auch die soziale Gestaltung der Energiewende. Darüber hinaus enthält diese viele weitere spannende Fragen, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen.
Die Fraktionsvorsitzendenkonferenz hat sich gestern mit den Autoren getroffen und heiß diskutiert.
Ich kann Ihnen zusichern, dass wir an der schnellstmöglichen Veröffentlichung der Studie interessiert sind und dass der Inhalt reichlich Stoff für weitere Veranstaltungen und Online-Diskussionen im Rahmen auch unseres Dialoges für Sachsen bieten wird, zu denen ich Sie bereits heute herzlich einlade.
Wie heiß hier heute an diesem schönen Spätsommertag diskutiert wird, haben Sie alle in der Hand.
Ich bin überzeugt, dass uns die Referenten dazu genügend Material bescheren werden, das die Diskussion befeuert, wobei ich eine ebenso nachhaltige wie umweltfreundliche geistige Verwertung erwarte. J
In diesem Sinne ist die Konferenz hiermit eröffnet!