Pressegespräch in Vorbereitung des 9. Landesparteitages am 29. August 2013
Heute Vormittag fand ein Pressegespräch in Vorbereitung des 9. Landesparteitages am 29. August 2013 statt. Mit dabei war Antje Feiks, Landesgeschäftsführerin, der LINKEN Sachsen.
Antje Feiks, Landesgeschäftsführerin, zum 9. Landesparteitag der LINKEN Sachsen:
Es ist unsere zweiter Landesparteitag in diesem Jahr, nach dem wir uns 2010 mit Energiepolitik, 2012 mit Sozialpolitik und in diesem Jahr schon mit Bildungspolitik beschäftigten haben, steht im Mittelpunkt des jetzigen Landesparteitag die Wirtschafts‑,Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik.
Wir haben den Parteitag diesmal bewusst zum Auftakt der heißen Wahlkampfphase geplant, auch wenn er uns zusätzliche organisatorische Belastung bring.
Wir haben Neuwahl des Landesvorstandes und einen Beschluss welche Ziele sich die Partei bis zu den Landtagswahlen 2014 setzt:
- Der bisherige LV – gewählt im Jahr 2011 – hat eine gute Arbeit geleistet, wir sind ein gutes Team und der Kern der Mannschaft wird die Partei auch in die Wahlkämpfe 2014 führen.
- Es gab in der Partei schon lange nicht mehr so eine gute Stimmung was die Bereitschaft betrifft sich in den Wahlkampf einzubringen. Auch sie werden ja bemerkt haben, dass wir uns kaum mit Personalfragen beschäftigen und wenn wir diskutieren, dann um Inhalte, wie bei der Verfassungsänderung.
- Ja, wir werden leider auch bei den LINKEN älter und können im Moment den demografischen Wandel in der eigenen Partei nicht aufhalten. Die Anzahl der Neumitglieder verändert unsere Altersstruktur und die Anzahl der Mitglieder nicht grundlegend.
- Deswegen war für mich die Umfragen des MDR auch dahingehend interessant, dass uns in der Generation der 18 – 29 jährigen mit fast zwanzig Prozent wählen wollen, während in der Gesamtbevölkerung bei der Umfrage wir nur bei 14% lagen.
- Manchmal hört man ja immer noch mal die Hoffnung durch, DIE LINKE würde sich biologisch erledigen – ganz gelassen können wir da sagen: das wird nicht passieren.
- Die Zeit der ganz großen Massenparteien ist ja sowieso für alle vorbei Parteien müssen sich viel stärker als Partner für gesellschaftliche Bewegungen usw aufstellen.
- In unserem Leitantrag zu den Zielen der LINKEN bis zu den Landtagswahlen machen wir klar: Wenn SPD und GRÜNE an einer Ablösung der CDU interessiert sind, dann können sie es nicht mit einem Kuschelkurs machen, sondern nur mit uns. Klar sagen wir auch: Jede Stimme für DIE LINKE in Sachsen ist eine Stimme für die tatsächliche Ablösung der CDU aus der Regierung. Und mal ehrlich der demokratischen Kultur in diesem Land täte es gut wenn sich die CDU in der Opposition befände.
- Wir haben dann im Antrag drei Alternativen enthalten wie wir zu unserer SpitzenkandidatIn für die Landtagswahlen 2014 kommen:
- Befragung der Mitglieder, Sympathisanten und Bürgerinnen und Bürger, wenn bis zum 27. September es mehr als eine Bewerbung gibt
- Nur Befragung der Mitglieder
- Der Landesparteitag im November entscheidet über die Spitzenkandidatur
Rico Gebhardt, Landesvorsitzender, zum 9. Landesparteitag der LINKEN Sachsen:
Gerade weil wir LINKE soziale Sicherheit in den Mittelpunkt stellen, ist uns wichtig zu zeigen, dass alles was verteilt werden soll, auch produziert werden muss. Wichtig ist, dass das nicht getrennt gedacht wird: Hier die, die verantwortlich sind fürs umverteilen und da, die verantwortlich sind für die ökonomische Grundlage. Daher Schwerpunkt unserer WiPo LL, dass Sachsen ein Land bleibt, in dem gute Produkte hergestellt werden und ein Land WIRD, in dem die Leute auch was davon haben: gute, gut bezahlte, sichere Arbeitsplätze.
Schon jetzt ist klar: im Wettbewerb um fähige FacharbeiterInnen, kluge und innovative Köpfe führt der bisherige Kurs, Sachsen als innerdeutsches Billiglohnland zu etablieren in eine Sackgasse. Wenn ein Wirtschaftsminister Morlock die niedrigsten Industriearbeiterlöhne in Deutschland als Standortvorteil anpreist, hat er nicht ansatzweise das Problem verstanden in dem wir uns befinden und immer schneller hineingeraden werden. Offenbar braucht insbesondere die FDP ein paar Lehrstunden in Volkswirtschaft: Wenn die Ware Arbeitskraft knapper wird, wird ihr Preis höher, vielleicht hilft das auch einem Marktradikaler die Lage zu verstehen.
Beispiel: Steuerkonzept, dass ja weitestgehend Bundespolitik ist, ist entscheidend für die Ausstattung der Länder und Kommunen mit finanziellen Mitteln.
DIE LINKE Sachsen wird auch noch stärker darauf fokussieren, dass zukunftsfähige Unternehmen insbesondere mittlerer Größe hier im Bestand erhalten bleiben können bzw auch neue Unternehmungen begründet werden können: (ggf: Bereitstellung eines sächsischen Gründungs- und Beteiligungsfonds, um für gute Ideen auch Risikokapital zur Verfügung zu stellen, vorläufig vorstellbar in einer Größenordnung von 50 Millionen Euro)
Erkenntnisse aus meiner Frühjahrs- und Sommertour sind zum Teil in das Papier eingegangen:
- Sachsen braucht eine Strukturentwicklungspolitik, die die Besonderheiten der Regionen berücksichtigt. Organisation regionaler Wachstumskerne ist angesagt. Keine Region und die in ihr lebenden Menschen dürfen abgehängt bzw. als reines „Wolferwartungsland“ deklariert werden.
- Geld allein reicht nicht. Potenziale müssen vor Ort gestärkt und gebündelt werden, deshalb setzen wir auf die Einführung von Regionalbudgets.
- Ziel ist die Entwicklung von „Sachsen-Marken“, um eine eigenständige, selbsttragende Wirtschaft zu etablieren. Die Förderung von Unternehmen mit hiesigem Firmensitz sowie eigenständigen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen hat Priorität.
- Nicht die Schaffung von Arbeitsplätzen an sich, sondern die zu erbringende Wertschöpfung muss Fördermaßstab sein – auch um niedrige Produktivität und Niedriglohn zu überwinden.
- Dem Bedarf an jungen hochqualifizierten Fachkräften, die ihrerseits nach beruflicher Abwechslung suchen, könnte ein Flexibilitätszuschlag für Interims-Jobs entsprechen. Zurzeit bekommen Ingenieure in Leiharbeit durchschnittlich mehr als 20 Prozent weniger als Ingenieure in Stammbelegschaften. Wer bereit ist, Interims-Aufträge zu übernehmen, sollte als Ausgleich für größere Unsicherheit des Arbeitsplatzes mit höherem Lohn belohnt werden.
- Sächsische Landespolitik muss für eine neue Kultur des Miteinander im Betrieb und zwischen Wirtschafts- und Interessenverbänden sowie Gewerkschaften und Sozialverbänden eintreten – das bedeutet ein Mehr an Wirtschaftsdemokratie, betrieblicher Mitbestimmung und mehr Betriebsräte in Unternehmen des Landes. Miteinander funktioniert nur, wo es Partner gibt. Denn Veränderungen in der Arbeitswelt gelingen am wirtschaftlichsten und sozial verträglichsten im Konsens.
- Innovation und Kommunikation sind Schlüssel für Entwicklung in Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Kultur. Wir brauchen in Sachsen eine Kultur der Pflege von regionalen Netzwerken.
- Wir brauchen auch im Bereich der öffentlichen Hand ein radikales Umdenken was die Bezahlung von Aufträgen gegenüber Handwerkeren und Unternehmen betrifft. Die beste Wirtschaftsförderung ist pünktliche – wenn möglich vorfristige Zahlungen von Rechnungen.