Rede 9. Landesparteitag der LINKEN Sachsen am 31. August 2013

- es gilt das gesproch­ene Wort -

Liebe Genossin­nen und Genossen,

werte Gäste,

stellt euch mal vor, es find­et am Rande dieses Parteitages eine anonymisierte Mei­n­ung­sum­frage unter den Delegierten statt, mit der Zusage, dass das Ergeb­nis garantiert unter Ver­schluss gehal­ten wird.

Die Umfrage beste­ht aus zwei Fra­gen:

1. Glaub­st du, dass Angela Merkel Bun­deskan­z­lerin bleibt?

Ja, Nein oder Weiß nicht.

2. Glaub­st du, dass Stanis­law Tillich  Ende 2014 noch Min­is­ter­präsi­dent sein wird?

Auch hier ankreuzbar: Ja, Nein oder Weiß nicht.

Nun stellt euch mal vor, genau die gle­iche Befra­gung gibt es bei Lan­desparteita­gen von SPD und GRÜNEN, die wir mal in unser­er Phan­tasie  zufäl­liger­weise  zeit­gle­ich heute stat­tfind­en lassen. Also alles ganz fik­tiv.

Ich ver­mute mal, was ver­mut­lich mehr oder weniger alle hier im Raum ver­muten: Bei allen drei Parteien hät­ten die aller­meis­ten Befragten bei­de Male mit „Ja“ geant­wortet.

Wohlge­merkt: Die Frage hieß: Glaub­st du?

Sie lautet nicht: Hoff­st du?

Denn selb­stver­ständlich hof­fen wir zusam­men mit SPD und GRÜNEN, dass Frau Merkel und Herr Tillich nach den kom­menden Bun­destags- und Land­tagswahlen von der Wäh­ler­schaft neue beru­fliche Her­aus­forderun­gen in der Oppo­si­tion zugewiesen bekom­men. Diese Hoff­nung hat Rot-Rot-Grün gemein­sam.

Aber noch fehlt der Glaube dafür – in allen drei Parteien auf Lan­des- und Bun­de­sebene.

Warum ist das so?

Jet­zt sage kein­er: Weil es Linke sowieso nicht so mit dem Glauben haben. Denn nicht zu glauben, aber zu hof­fen wäre dann ja noch weniger links. Wieso soll ich aber auf etwas hof­fen, an dessen Real­isier­barkeit ich nicht glaube? Das wäre dann so etwas wie der Mut der Verzwei­flung – aber die Zeit­en, dass wir uns als LINKE am Rande der Verzwei­flung befun­den haben, sind lange vor­bei.

Auch deshalb, liebe Genossin­nen und Genossen, weil in der Dop­pel­spitze der Bun­despartei jet­zt eine Parteivor­sitzende aus Sach­sen ist, die ganz und gar glaub-würdig ist und gemein­sam mit ihrem Ko-Vor­sitzen­den einen richtig guten Job macht – Dafür sage ich, sagen wir: Danke, Kat­ja und wün­schen Dir ger­ade in den bevorste­hen­den heißen Wahlkampf­wochen so viel Überzeu­gungskraft wie bish­er – mach weit­er so!

Wir haben glaub-würdi­ge Parteivor­sitzende und wir haben Gre­gor Gysi – laut „Welt“ – Zitat – „der Mann, dem die Deutschen ver­trauen“.

Neben­bei: Um festzustellen, dass die Leute in ein­er bedrohlichen Sit­u­a­tion ihr Leben lieber Gre­gor Gysi als Rain­er Brüder anver­trauen, hätte man nicht auf eine Umfrage im Auf­trag des „Play­boy“ warten müssen … Aber das nur ganz neben­bei …

Wir haben ein glaub-würdi­ges Team für soziale Gerechtigkeit an der Spitze unseres Bun­destagswahlkampfes. Ich freue mich, dass mit Caren Lay Sach­sen auch hier gut vertreten ist. Sie ste­ht ins­beson­dere für die klare Aus­sage: Energiewende geht nur sozial!

Wir haben ein glaub- würdi­ges Wahl­pro­gramm, dessen Titel alles sagt: „100 Prozent sozial“. Es wurde auf dem Bun­desparteitag hier in Dres­den beschlossen, nur wenige Meter vom heuti­gen Ver­anstal­tung­sort ent­fer­nt. Man sieht also:

Alle großen und guten Dinge nehmen in Sach­sen ihren Anfang!

Also –  fast alle – wir wollen ja nicht über­mütig wer­den. Aber wenn ich mir unsere wirk­lich guten und viel­gelobten Wahlplakate anschaue, dann lese ich da zum Beispiel: Sol­i­darische Min­de­strente von 1.050 Euro – bei diesem The­ma hat sich ger­ade der Lan­desver­band Sach­sen sehr engagiert – und zwar erfol­gre­ich, wie man nun über­all auch außer­halb Sach­sens lesen kann!

Es gibt in der Poli­tik kein Copy­right – aber so etwas wie Schöpfer­geist: Deshalb spricht man ja zum Beispiel von den Müt­tern und Vätern des Grundge­set­zes.

In diesem Sinne ist „100 Prozent sozial“ auch unser säch­sis­ches Baby – es möge wach­sen und gedei­hen, zweis­tel­lige Prozente bun­desweit schaf­fen und einen Poli­tik­wech­sel in Deutsch­land und Sach­sen bewirken!

Die Men­schen in Sach­sen und Deutsch­land brauchen Min­de­strente und Min­dest­lohn – auch beim geset­zlichen Min­dest­lohn waren wir als säch­sis­che LINKE von Anfang an mit dabei. Übri­gens bere­its zu einem Zeit­punkt, als sich die Gew­erkschaften mit dieser Idee noch nicht ange­fre­un­det hat­ten.

Man sieht daran: Wer mit uns zusam­me­nar­beit­et, kommt selb­st voran!

Das gilt übri­gens – ganz heißer Tipp für SPD und GRÜNE – auch für das Pro­jekt Rot-Rot-Grün. Guck­en wir wieder nach Sach­sen und sehen uns die SPD an:

Mal wollte sie als kün­ftiger Junior­part­ner der CDU gewählt wer­den, mal emp­fahl sie ihre gemein­same Regierungszeit mit der CDU der Wäh­lerIn­nen­schaft.

Das Ergeb­nis ist bekan­nt: Jedes Mal zehn Prozent. Mehr wird es für diese Vari­anten sozialdemokratis­ch­er Strate­gie bei Land­tagswahlen in Sach­sen auch nicht geben. Das war 1999, 2004 und 2009 so – und das wird 2014 wieder so sein!

Lieber Mar­tin Dulig, ich würde ja gerne weit­er mit dir zusam­me­nar­beit­en. Aber wenn du es wieder nur auf zehn Prozent bringst, dann wird deine Partei bzw. Frak­tion dich wohl kaum lassen. Deshalb fände ich es für die Men­schen in Sach­sen notwendig, wenn du daraus rechtzeit­ig die richti­gen Schlussfol­gerun­gen ziehst und auf eine andere Karte set­zt!

Was Du und die SPD jet­zt brauchen, ist Mut, auch mal klare Kante – nicht uns gegenüber, son­dern gegenüber der CDU zu zeigen.

Mar­tin, Du kannst doch nicht erk­lären, die CDU legt Mehltau über das Land, aber gle­ichzeit­ig willst Du Dich darunter verkriechen.

Liebe Antje Her­me­nau, ich finde Stef­fen Flath auch irgend­wie nett.

Nicht nur, weil er wie ich Erzge­birg­er ist. Aber Stef­fen Flath hat sich nun mal entschlossen, mit dem Ende der Wahlpe­ri­ode ins Sta­di­um des Poli­tik-Pen­sionärs einzutreten, ich kom­men­tiere jet­zt mal nicht, wie ich das bew­erte. Jedoch hat die von Ihnen anvisierte poli­tis­che Beziehung jet­zt  keine Zukun­ft mehr.

Im Übri­gen: Was mit den Grü­nen passiert, wenn sie der CDU zu nahe kom­men, war 1994 in Sach­sen zu besichti­gen – dann schaf­fen sie es nicht mal in den Land­tag.

Frau Her­me­nau, pro­bieren Sie doch mal was anderes. Ihr Besuch bei unser­er Region­alkon­ferenz in Bautzen vor ein paar Monat­en war vielle­icht schon ein inter­es­santes Vor­spiel. Daraus kön­nte sich doch etwas Ern­steres ergeben, wenn wir es denn gemein­sam nur wollen …

Liebe Genossin­nen und Genossen,

Komme mir jet­zt kein­er und sage: An den jüng­sten Mei­n­ung­sum­fra­gen sieht man doch, dass Rot-Rot-Grün schon rein rech­ner­isch keine Chance in Sach­sen hat. Ich nehme das Ergeb­nis der Umfrage sehr ernst – als schlaglichtar­tige Momen­tauf­nahme und Ans­porn, den Demoskopen zu beweisen, dass wir Klassen bess­er sind als ihre Prog­nosen!

Wie dieser Ans­porn wirkt, sehen wir derzeit: an von Woche zu Woche steigen­den Umfragew­erten für DIE LINKE in Ost­deutsch­land und Deutsch­land ins­ge­samt, in denen natür­lich auch ein steigen­der Sach­sen-Anteil drin ist.

Tut bitte alles dafür, dass das so weit­erge­ht! – Vor allem: Dass am Ende ein Wahlergeb­nis für DIE LINKE bei der Bun­destagswahl ste­ht, das Deutsch­land sozialer macht – wenn schon nicht gle­ich 100 Prozent, dann wenig­stens im zweis­tel­li­gen Prozent­bere­ich!

Das gibt uns dann auch den notwendi­gen  Rück­en­wind für das Wahl­jahr 2014 in Sach­sen!

Ich glaube daran, dass Rot-Rot-Grün möglich ist. In Sach­sen noch mehr als im Bund. Weil wir uns über die Rah­menbe­din­gun­gen für vernün­ftige Polizeiein­sätze in Dres­den ver­mut­lich leichter einig wer­den als über den Umgang mit der Bun­deswehr in aller Welt.

Mit den LINKEN führt man keine Kriege.

Man muss doch kein radikaler Paz­i­fist sein, um ganz ratio­nal fest­stellen zu kön­nen: Mit der Bun­deswehr am Hin­dukusch wurde das Leben wed­er in Afghanistan noch in Europa sicher­er gemacht!. Mit mil­itärisch­er Kris­en­in­ter­ven­tion wur­den neue Krisen geschürt – diese Poli­tik ist auf schreck­liche Weise und auf ganz­er Lin­ie gescheit­ert!

Zu den furcht­baren Fol­gen dieser Poli­tik gehören auch die toten und ver­let­zten Sol­dat­en aus Sach­sen – junge hoff­nungs­fro­he Men­schen, denen die Bun­deswehr ein schein­bar attrak­tives Arbeit­splatzange­bot gemacht hat­te.

Ich wün­sche mir eine neue Bun­desregierung, die dafür sorgt, dass auch aus Sach­sen kün­ftig nie­mand mehr sein Leben aufs Spiel set­zt in Bun­deswehrein­sätzen, die let­ztlich nicht zum Frieden, son­dern zu Unfrieden, Leid und Elend in der Welt beitra­gen!

Das muss aufhören – und deshalb soll­ten wir uns einen Ruck geben und an eine neue Bun­desregierung glauben, ohne CDU und vor allem auch ohne Thomas de Maiz­ière!

Wir wer­den uns ja mor­gen früh als Lan­desparteitag anlässlich des Welt­frieden­stages zu ein­er Kundge­bung vor dem Gew­erkschaft­shaus hier in Dres­den tre­f­fen. Neben der Erin­nerung an den Beginn des bish­er schreck­lich­sten aller Kriege, dem 2. Weltkrieg, ste­ht aktuell das The­ma Syrien im Mit­telpunkt.

Es geht hier nicht um paz­i­fistis­che Beken­nt­nis-Folk­lore, son­dern schlicht um Ver­nun­ft und Men­schlichkeit. Die syrische Zivil­bevölkerung, die unter diesem Bürg­erkrieg bish­er schon so entset­zlich lei­det, braucht keine aus­ländis­chen Sol­dat­en und keine Bomben, son­dern Diplo­mat­en, Ärzte, Medika­mente und Lebens­mit­tel.

Keine einzige Waffe darf mehr über die Gren­zen nach Syrien gelan­gen – zu nie­mand!

Es ist richtig, dass grausame Ver­brechen gegen die Men­schheit nicht unges­traft bleiben dür­fen. Doch dazu braucht es unab­hängige Aufk­lärung und Gerichte. Aber mit Bombe­nan­grif­f­en von Mil­itär­mächt­en, die ihr kriegerisches Ein­greifen der let­zten Jahre in dieser Wel­tre­gion nach­weis­lich mit Lügen begrün­de­ten und begleit­eten, entste­ht nur neues Elend und neues schw­eres Unrecht!

Liebe Genossin­nen und Genossen,

der Lan­desvor­stand hat euch eine Res­o­lu­tion vorgelegt. Die Zus­pitzung der Ereignisse im Nahen Osten ste­ht nun in keinem Ver­hält­nis zu unseren Antrags­fris­ten und For­malien. Ich möchte Euch bit­ten, dass wir diese Res­o­lu­tion, das wir das “NEIN ZUM KRIEG!” der säch­sis­chen LINKEN nach mein­er Rede durch Akkla­ma­tion ohne große Antrags­de­bat­te bestäti­gen. Denn, liebe Genossin­nen und Genossen, unser “Nein zum Krieg!” ist die einzig angemessene Antwort, die man heute geben muss!

Liebe Genossin­nen und Genossen,

ja, ich glaube, nein ich weiß, dass wir bess­er sind als SPD und Grüne. Selb­stver­ständlich, was denn son­st!

Als SPD und GRÜNE alleine dieses Land regierten,

wur­den die Konz­erne reich­er,

die Arbeit­slosen ver­armten und

Deutsch­land wurde erst­mals seit 1945 in den Krieg geführt.

Das kommt dabei her­aus, wenn die LINKE nicht dabei ist.

Deshalb sage ich: Ohne uns hat eine Neuau­flage von Rot-Grün im Bund keinen Sinn. Liebe Genossin­nen und Genossen, nur wir sind der Garant dafür, dass Deutsch­land gerechter und sicher­er wird!

Damit bin ich wieder in Sach­sen.

Wer demon­tiert die Polizei? Die CDU!

Wer demor­al­isiert die Lehrer? Die CDU!

Wer belei­digt Men­schen wegen ihrer Lebens­form? Die CDU!

Wer vertreibt Tausende Men­schen wegen der Kohle und diskri­m­iniert erneuer­bare Energien? Die CDU!

Wer krim­i­nal­isiert antifaschis­tis­chen Wider­stand? Die CDU!

Wer investiert weit­er lieber in Beton als in Bil­dung? Die CDU!

Wer belastet Fam­i­lien und Mit­tel­stand mit ein­er Flut von Gebühren und Abgaben? Die CDU!

Und wer sollte ab Herb­st 2014 nach fast einem Viertel­jahrhun­dert dann wirk­lich min­destens eine Weile nicht mehr regieren? Die CDU!

Über die FDP zu reden lohnt eigentlich nicht. Ich finde es nur komisch, wenn hochgeschätzte Poli­tik­wis­senschaftler von ein­er bürg­er­lichen schwarz-gel­ben Koali­tion in Sach­sen reden.

Bürg­er­lich sieht doch wohl anders aus!

Wer macht den Kirchen am Son­ntag Konkur­renz mit einem ger­adezu ver­bis­se­nen Kampf um mehr Kom­merz? CDU und FDP!

Wer hat das Dres­d­ner Wel­terbe mit unsen­si­blem und arro­gan­tem Auftreten für eine Brücke ver­schleud­ert? CDU und FDP!

Wer hält Löhne, von denen Men­schen leben kön­nen, für Teufel­szeug und bekriegt den Min­dest­lohn? CDU und FDP!

Wer beutet Jugendliche mit Prak­ti­ka bei der Staat­sregierung ohne einen Cent aus? CDU und FDP!

Wer hat keinen Plan für die großar­tige säch­sis­che Kul­tur­land­schaft auch jen­seits der großen Metropolen? CDU und FDP!

Und wer soll ab Herb­st 2014 in Sach­sen nicht mehr regieren? CDU und FDP!

Liebe Genossin­nen und Genossen,

das Einzige, was mich von bürg­er­lichen Tugen­den tren­nt, ist wahrschein­lich die Krawat­te, die ich nicht trage.

Wir demokratis­che Sozial­istin­nen und Sozial­is­ten wis­sen:

Das Bürg­er­tum war gegenüber dem Feu­dal­is­mus ein großer gesellschaftlich­er Fortschritt. Und jed­er soge­nan­nte bürg­er­liche Unternehmer, der seine Angestell­ten ordentlich bezahlt und gut behan­delt, ist mit lieber als ein Wet­tin­er-Klan, der sich die Ver­brechen sein­er Vor­fahren noch ver­gold­en lässt!

Der Kap­i­tal­is­mus in sein­er ent­fes­sel­ten Form hat auch dem Bürg­er­tum und seinen Werten nicht gut getan. Die Bürg­er­lichkeit dro­ht zum FDP-Ram­schladen zwis­chen Autowaschstraße und Videothek zu verkom­men, Kul­tur degener­iert zur Hedge­fonds-Anteil­spflege per Mausklick am Lap­top. Wer eine starke Hochkul­tur und eine sou­veräne Soziokul­tur will – der kann etwas dafür tun:

DIE LINKE wählen!

Sach­sen ist die Wiege der Arbeit­er­be­we­gung gewe­sen. Sach­sen kann zum Aus­gangspunkt ein­er Ver­ständi­gung zwis­chen Bürg­er­tum und Arbeit­er­be­we­gung über eine sol­i­darische Mark­twirtschaft wer­den.

Der Raubtierkap­i­tal­is­mus hat keine Zukun­ft – er frisst die sozialen, kul­turellen und ökol­o­gis­chen Grund­la­gen unser­er Gesellschaft auf. Diese Erken­nt­nis eint die Handw­erk­erin und den Arbeit­er, die Land­wirtin und den IT-Spezial­is­ten, den Buch­hal­ter und die Kreativwirtschaf­terin, die Lehrerin und den Polizis­ten.

Ich bin überzeugt davon,  dass der zeit­gemäße poli­tis­che Aus­druck für einen erfol­gver­sprechen­den Umgang mit dieser Her­aus­forderung vor Ort ein rot-rot-grünes Bünd­nis ist. Ich bin deswe­gen überzeugt davon, weil ich zwar die Unter­schiede zwis­chen den poten­ziellen Part­ner­In­nen kenne und aufmerk­sam wahrnehme und sie respek­tiere.

Aber ich inter­pretiere sie nicht als Hin­dernisse, son­dern als Aus­gangspunkt für den Arbeit­sauf­trag, für Men­schen in Sach­sen gemein­sam zu han­deln.

Liebe Genossin­nen und Genossen,

wir LINKEN haben ja gewisse his­torische Erfahrun­gen mit der Pla­nung von gesellschaftlichen Prozessen, mit Wirtschaft­splä­nen usw.

Früher, einige erin­nern sich bes­timmt noch, gab es Fün­f­jahre­s­pläne, davor einen Zwei­jahre­s­plan, es gab die Staatliche Plankom­mis­sion und am Ende gab es auch immer Planko­r­rek­turen. Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Über­raschen­der­weise wur­den die meis­ten Pläne fast immer erfüllt und über­erfüllt – wenig­stens auf dem Papi­er.

Wenn man jet­zt die Leute im Land nach der wirtschaftlichen Kom­pe­tenz der LINKEN fragt, dann sind unsere Ergeb­nisse eher mager und das ist noch über­trieben. Das hat viel auch mit unser­er Geschichte zu tun und dem, was uns die Men­schen zutrauen.

Wenn fast dreivier­tel der Men­schen hier in Sach­sen sagen: „der Sozial­is­mus ist eine gute Sache, die aber schlecht gemacht wurde!“ – dann enthält dieser Satz auch einen sehr, sehr großen Anteil Zweifel, ob all die schö­nen Gerechtigkeits- und Umverteilungsvorstel­lun­gen, die wir in unseren Pro­gram­men haben, auch ökonomisch unter­set­zt sind.

Und diese Fra­gen wer­den zu Recht an uns gestellt. Wir soll­ten für diese Fra­gen dur­chaus dankbar sein, denn sie entste­hen, weil die Leute uns ernst nehmen. Weil die Men­schen sich wün­schen, dass ein demokratis­ch­er Sozial­is­mus wirk­lich funk­tion­iert!

Ger­ade hier in Sach­sen schauen die Men­schen sehr genau hin,

ob wir glaub­würdig sind,

ob unsere Vorschläge auch umset­zbar,

ob sie finanzier­bar – also:

ob sie real­is­tisch sind.

So ist das, ob es uns gefällt oder nicht.

Wir LINKEN, die wir die Partei der sozialen Gerechtigkeit und der sozialen Sicher­heit sind, wir LINKEN müssen auch Stück um Stück zeigen, dass unsere ökonomis­che Kom­pe­tenz nicht geringer ist, als unsere soziale Kom­pe­tenz. Nur zusam­men gedacht wird es rund.

Bei Spiegel-Online kon­nte man am Mittwoch diese Woche lesen:

(Zitat): „Rot-Rot-Grün ist die beste Lösung für Europa“

Und weit­er kon­nte man  in diesem ‑Artikel lesen: (Zitat)

„Die Linken hinge­gen ver­ste­hen die Krise ökonomisch als eine Krise von Ungle­ichgewicht­en. (…)Die Poli­tik der Regierung Merkel hat die Finanz­mark­tkrise zur Staatss­chuldenkrise umgedeutet. Das verkehrt Ursache und Wirkung. (…) Genau­so ist es. Es ist eine Krise exzes­siv­er Kap­i­tal­ströme vom Nor­den in den Süden, deren abruptes Ende einen ökonomis­chen Schock aus­löste, der in steigen­den Haushalts­de­fiziten endete. Da haben die Linken wie auch die Grü­nen völ­lig Recht. Wer das nicht ver­ste­ht, wird diese Krise nie lösen.“ (Zitat Ende)

Das stand tat­säch­lich bei Siegel-Online, ungel­o­gen.

Liebe Genossin­nen und Genossen,

ich will die Anerken­nung unser­er ökonomis­chen Kom­pe­tenz nun wirk­lich nicht von Ein­schätzun­gen dieser oder jen­er Zeitung abhängig machen. Aber ich möchte doch bemerken, dass wir säch­sis­che LINKEN da auch mit Recht ein wenig stolz sein dür­fen.

Denn für diese ökonomis­chen Ein­schätzun­gen der Eurokrise ist ja ganz wesentlich Axel Troost mit ver­ant­wortlich. Axel hat sich in den wichtig­sten Posi­tio­nen inner­halb der LINKEN durchge­set­zt und für ein gerüt­telt Maß an volk­swirtschaftlich­er Kom­pe­tenz in unserem Bun­destagswahl­pro­gramm gesorgt.

Axel, dafür gebührt Dir nicht nur mein per­sön­lich­er Dank, nicht wahr, liebe Genossin­nen und Genossen?
Ich komme zur angeris­se­nen Pla­nungs­frage zurück. Dem Lan­desvor­stand war ja bere­its am Anfang sein­er Wahlpe­ri­ode bewusst, dass die Bun­destagswahl und die inhaltliche Vor­bere­itung der Land­tagswahl zu seinen Arbeit­sauf­gaben zählen. Und deshalb haben wir bere­its im Feb­ru­ar 2012, also vor einein­halb Jahren, einen Arbeit­s­plan erstellt, in dem wir auch über­legt haben, wann wir welch­es The­ma set­zen und beschließen. Wir hat­ten schon im Feb­ru­ar 2012 gemein­sam mit den Kreisvor­sitzen­den beschlossen, heute – zum Auf­takt der heißen Wahlkampf­phase – diesen Lan­desparteitag durchzuführen und die wirtschaft­spoli­tis­chen Leitlin­ien abschließend zu behan­deln.

Der Lan­desparteitag heute und mor­gen ist also nicht nur langfristig geplant  – son­dern wir haben auch eine dop­pelte inhaltliche Auf­gabe zu erfüllen. Näm­lich in Bezug auf die Bun­destagswahlen in weni­gen Tagen und in Vor­bere­itung auf die Land­tagswahlen in einem Jahr.

Nun ist mir bewusst, dass – wie auch immer wir heute disku­tieren und beschließen wer­den –am Mon­tag nicht schla­gar­tig in den Köpfen der Sach­sen ist:

„Men­sch, gugge da, DIE LINKE kann auch Wirtschaft!“

Wir wis­sen, dass der Erwerb von Kom­pe­tenz­zuschrei­bun­gen das Bohren dick­er, har­ter Bret­ter ist – oder, um ein Bild aus der Welt des Sports zu nehmen, ein Marathon­lauf ist.

Aber eines war auch schon 2012 klar: In Zeit­en ein­er europaweit­en Krise, die nahezu jedes europäis­che und viele andere Län­der erfasst hat, wird das The­ma sozialer Sicher­heit  für die Leute im Land das wichtig­ste sein. So ist es auch gekom­men, da haben wir Recht behal­ten. In der schon erwäh­n­ten Umfrage die der MDR in Auf­trag gegeben hat­te wurde das abge­fragt. Unter der Chiffre Angst vor Arbeit­slosigkeit ist genau  dieses The­ma als einzig her­aus­ra­gen­des benan­nt wor­den.

Wohlge­merkt, liebe Genossin­nen und Genossen, damit ist nicht gesagt, andere The­men sind nicht wichtig – aber im Wahlkampf müssen wir vor allem über die Fra­gen sprechen, die die Leute bewe­gen.

Wenn wir uns da für klüger hal­ten, als diejeni­gen, die als Wähler/innen die Macht des Urteils haben – dann bekom­men WIR das Prob­lem und nie­mand anderes! Das ist dann nur kon­se­quent.

Liebe Genossin­nen und Genossen,

wir wer­den auf diesem Parteitag darüber berat­en, auf welch­er wirtschaftlichen Grund­lage wir über soziale Gerechtigkeit, über soziale Sicher­heit, über gute Arbeit, guten Lohn und gute Rente sprechen. Wir wer­den deshalb auch über das Steuerkonzept der LINKEN sprechen – denn das entschei­det über die Finanzier­barkeit all dessen, was diese Gesellschaft drin­gend braucht, um nicht weit­er auseinan­derz­u­fall­en!

Wir wer­den darüber berat­en, wie wir den vie­len klu­gen Köpfen auch hier in Sach­sen die Möglichkeit zum Bleiben bieten kön­nen. Da gehört ganz zen­tral dazu, wie wir dem Niedriglohn­land Sach­sen endlich ein Ende bere­it­en.

Es ist eine Schande, dass in Sach­sen noch niedrigere Indus­trielöhne gezahlt wer­den als sog­ar im ost­deutschen Durch­schnitt!

Und: Es ist eine große Dummheit! Denn jed­er weiß ja wohl inzwis­chen, dass allein hier im Freis­taat Sach­sen im Schnitt 30 000 Men­schen pro Jahr mehr aus dem Arbeit­sleben auss­chei­den als hinzukom­men. Die per­fide Hoff­nung, dass sich dadurch das Arbeit­slosigkeit­sprob­lem qua­si biol­o­gisch löst, die kön­nen wir vergessen – das ist klar. Aber etwas anderes wird deut­lich in den Vorder­grund treten. Näm­lich der soge­nan­nte Fachkräfte­man­gel!

Und da über­set­ze ich das mal in die Sprache und das Denken der Mark­tradikalen: Wenn eine Ware knap­per wird, wird sie teur­er!

Kurz: Wenn wir nicht sofort begin­nen, den Zus­tand Sach­sens als deutsches Niedrigstlohn­land zu been­den, dann wer­den die ökonomis­chen Fol­gen ver­heerend sein.

Denn das Gold, das Öl, das Erz – kurz: der Reich­tum dieses Lan­des, das sind die Ideen, die Fähigkeit­en – die Köpfe und Hände der Men­schen hier. Und die sind mehr Geld wert, als sie derzeit­ig im Durch­schnitt bekom­men!

Liebe Genossin­nen und Genossen,

wir wollen ja vor allem über unsere Vorschläge eine Debat­te führen, deswe­gen will ich noch mal einige Pos­tio­nen zum The­ma Wirtschaft­poli­tik in Sach­sen bekräfti­gen, die ich für wichtig halte:

(1)       Sach­sen braucht eine Struk­turen­twick­lungspoli­tik, die die Beson­der­heit­en der Regio­nen berück­sichtigt. Die Organ­i­sa­tion regionaler Wach­s­tumskerne ist ange­sagt. Keine Region und die in ihr leben­den Men­schen dür­fen abge­hängt bzw. als reines „Wolfer­wartungs­land“ deklar­i­ert wer­den.

(2)       Geld allein reicht nicht. Poten­ziale müssen vor Ort gestärkt und gebün­delt wer­den, deshalb set­zen wir auf die Ein­führung von Region­al­bud­gets.

(3)       Ziel ist die Entwick­lung von „Sach­sen-Marken“, um eine eigen­ständi­ge, selb­st­tra­gende Wirtschaft zu etablieren. Die Förderung von Unternehmen mit hiesigem Fir­men­sitz sowie eigen­ständi­gen Forschungs- und Entwick­lung­sein­rich­tun­gen muss Pri­or­ität haben.

(4)       Nicht die Schaf­fung von Arbeit­splätzen alleine, son­dern die zu erbrin­gende Wertschöp­fung muss För­der­maßstab sein – auch um niedrige Pro­duk­tiv­ität und Niedriglohn zu über­winden.

(5)       Dem Bedarf an jun­gen hochqual­i­fizierten Fachkräften, die ihrer­seits nach beru­flich­er Abwech­slung suchen, kön­nte ein Flex­i­bil­ität­szuschlag für Inter­ims-Jobs entsprechen. Zurzeit bekom­men Inge­nieure in Lei­har­beit durch­schnit­tlich mehr als 20 Prozent weniger als Inge­nieure in Stamm­belegschaften. Wer bere­it ist, Inter­ims-Aufträge zu übernehmen, sollte als Aus­gle­ich für größere Unsicher­heit des Arbeit­splatzes mit höherem Lohn belohnt wer­den.

(6)       Die Säch­sis­che Lan­despoli­tik muss für eine neue Kul­tur des Miteinan­der im Betrieb und zwis­chen Wirtschafts- und Inter­essen­ver­bän­den sowie Gew­erkschaften und Sozialver­bän­den ein­treten – das bedeutet ein Mehr an Wirtschafts­demokratie, betrieblich­er Mitbes­tim­mung und mehr Betrieb­sräte in Unternehmen des Lan­des. Miteinan­der funk­tion­iert nur, wo es Part­ner gibt. Denn Verän­derun­gen in der Arbeitswelt gelin­gen am wirtschaftlich­sten und sozial verträglich­sten im Kon­sens.

(7)       Inno­va­tion und Kom­mu­nika­tion sind Schlüs­sel für Entwick­lung in Gesellschaft, Wirtschaft, Bil­dung, Wis­senschaft und Kul­tur. Wir brauchen in Sach­sen eine Kul­tur der Pflege von regionalen Net­zw­erken.

(8)       Wir brauchen im Bere­ich der öffentlichen Hand ein radikales Umdenken was die Bezahlung von Aufträ­gen gegenüber Handw­erk­ern und Unternehmen bet­rifft. Die beste Wirtschafts­förderung ist pünk­tliche – wenn möglich vor­fristige Zahlun­gen von Rech­nun­gen.

Liebe Genossin­nen und Genossen,

an diesem Woch­enende wer­den wir einen neuen Lan­desvor­stand wählen.

Was ich mir wün­sche, ist ein fair­er und offen­er Umgang miteinan­der, dann sind alle poli­tis­chen Dif­feren­zen und Unter­schiede kein Prob­lem.

Um nicht falsch ver­standen zu wer­den:

Ganz über­wiegend haben wir diese Kul­tur des offe­nen, fairen und redlichen Mei­n­ungsstre­its bere­its im Lan­desver­band Sach­sen. Die Debat­te zur säch­sis­chen Ver­fas­sungsän­derung hat es auch sehr anschaulich gezeigt. Aber wir kön­nen uns darauf nicht aus­ruhen, denn ins­beson­dere in Vor­bere­itung der Land­tagswahlen wer­den wir noch die eine oder andere Debat­te führen müssen, wie wir DIE LINKE. Sach­sen möglichst erfol­gre­ich auf­stellen, das meine ich nicht nur per­son­ell, son­dern auch inhaltlich.

Ich weiß, einige Genossen und Genossin­nen stöh­nen bere­its auf, wenn das Wort „Leitlin­ie“ genan­nt wird – und ich ver­ste­he das auch.

Wir muten uns gegen­seit­ig richtig viel zu, das ist harte Arbeit, die wir gemein­sam in den let­zten zwei Jahren geleis­tet haben. Nicht nur hier auf den Parteita­gen und Gremien, son­dern in so vie­len Ortsver­bän­den, Basis­grup­pen, Zusam­men­schlüssen usw.

Es ist eine harte, inhaltliche Arbeit und es ist eine notwendi­ge Arbeit. Und dass wir dabei schon so weit gekom­men sind, dafür möchte ich uns allen danken.

Nicht nur denen, die die Grund­lage für unsere Diskus­sio­nen erar­beit­et haben, son­dern auch all denen, die diese Grund­la­gen genutzt haben und darüber disku­tiert, gestrit­ten und Verän­derungsvorschläge vor­legen haben.

Warum machen wir das alles? 2004 hat­ten wir es geschafft, ein Ange­bot für die Men­schen hier in Sach­sen zu unter­bre­it­en, dass inhaltlich, per­son­ell und method­isch stim­mig war! Mit ALEKSA hat­ten wir – ja, ich sage es nochmal, hat­ten wir einen PLAN für dieses Land Sach­sen und man  hat uns dafür erst genom­men.

Wenn wir wieder das Niveau an Überzeu­gungskraft für die Men­schen in Sach­sen erre­ichen wollen, die wir damals, vor fast zehn Jahren hat­ten, dann ist der Weg, den wir derzeit­ig beschre­it­en, notwendig und entspricht mein­er Mei­n­ung auch den Anforderun­gen an eine mod­erne, lebendi­ge Partei.

Liebe Genossin­nen und Genossen,

wer sich auf der Inter­net­seite unser­er Partei die Aus­sagen zu Per­so­n­en und Inhal­ten bei der Bun­destagswahl anschaut, find­et als Marken­ze­ichen von Gre­gor Gysi dies: „Motor für den Poli­tik­wech­sel“

Genau dies, liebe Genossin­nen und Genossen, soll­ten wir uns in Sach­sen und bun­desweit zum Vor­bild nehmen:

Wir wollen Motor für den Poli­tik­wech­sel sein!

Und wir kön­nen das auch – ohne uns wäre das Friseurhandw­erk nicht auf dem schrit­tweisen Weg zum Min­dest­lohn, und andere auch.

Wir bewe­gen was – wir müssen uns allerd­ings das Selb­st­be­wusst­sein gön­nen, an uns selb­st und unsere Ziele zu glauben!

Damit wären wir auch für SPD und Grü­nen ein gutes Vor­bild.

Wir sagen, was wir wollen.

Es geht nicht um Rev­o­lu­tion.

Son­dern um das Teilen von Reich­tum,

die prak­tis­che Über­win­dung der sozialen Spal­tung der Gesellschaft und eine friedlichere Welt durch zivile Kon­flik­tlö­sung.

Das ist der Markenkern der LINKEN, und das kann zugle­ich der Kon­sens ein­er rot-rot-grü­nen Mehrheit im Bund sein!

Und auf diesem Weg wer­den wir erfol­gre­ich sein:

100 Prozent sozial, jeden Tag an jedem Ort!

Glück auf!