Pressekonferenz zur ersten Plenarsitzung nach der Sommerpause
- es gilt das gesprochene Wort —
Die erste Landtags-Plenumssitzung nach der Sommerpause fällt zufälligerweise in die letzte Woche vor der Bundestagswahl – das merkt man dem Vorschlag der Koalition für die Aktuelle Debatte an. Das Thema passt eher zu Reden im Bierzelt als im Parlament. Nun ist es ja durchaus legitim vor Wahlen Bilanz zu ziehen, vor allem bei einem Thema, bei dem mehr Druck und Engagement der sächsischen Staatsregierung geboten gewesen wären: der im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Koalition nach der letzten Bundestagswahl für die nun zu Ende gehende Legislaturperiode versprochenen Renteneinheit. Dieses Versprechen wurde gebrochen, die Ostrenten wurden nicht angeglichen – wir sind es den derzeitigen und künftigen Rentnerinnen und Rentnern in Sachsen schuldig, diesen politischen Totalausfall nicht unkommentiert ad acta zu nehmen. Auch als Warnhinweis, dass die Wahl von CDU und FDP am kommenden Sonntag auch beim Thema Rente keine Pluspunkte bringt. Der Landtag steht nach diesen Aktuellen Debatten im Zeichen von Oppositions-Gesetzentwürfen für mehr Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen in Sachsen. Wir meinen: Die sogenannten U‑18-Wahlen sind eine gute Sache, aber die Landespolitik sollte nun Nägel mit Köpfen machen und das Wahlalter bei Kommunal- und Landtagswahlen auf 16 Jahre absenken. Das ist auch eine Frage der demografischen Gleichberechtigung: In einer immer älter werdenden Gesellschaft darf die Stimme der Jungen nicht zu schwach werden. Wir haben auch die 2. Lesung unseres Gesetzentwurfes zur Gewährleistung einer effektiven Untersuchung von Beschwerden gegen polizeiliche Maßnahmen im Freistaat Sachsen auf der Tagesordnung. Dabei geht es uns u.a. um die Schaffung einer unabhängigen Polizei-Ombudsstelle. Sie ist auch im Interesse der Polizistinnen und Polizisten, die gelegentlich durchaus zu Unrecht in den Verdacht geraten, sie würden bei Vorwürfen gegen ihre Berufskollegen nicht gründlich genug aufklären. Insofern dient unser Gesetzentwurf Rechtsfrieden und Rechtsstaat. Wie sich inzwischen herumgesprochen hat, ist ja die wahre Steuersenkungspartei nicht die FDP, sondern DIE LINKE. Unsere Millionärssteuer trifft ja nur einen kleinen Teil der Bevölkerung, die sogenannten oberen Zehntausend, während wir kleine und mittlere Einkommen spürbar entlasten wollen. Wie das genau geht, steht in einem entsprechenden Antrag, den wir zur Abstimmung stellen, da die Steuergesetzgebung zwar Bundesangelegenheit ist, die Länder aber dabei mitwirken. Und das bitte künftig von sächsischer Seite aus anders als bisher, wo man skurrile Steuerprivilegien auf Kosten der Staatskasse unterstützte, aber für Familien und Handwerksbetriebe beispielsweise nichts getan hat. Dann haben wir am ersten Sitzungstag noch einen weiteren Antrag, der auf Konsequenzen aus der NSA-Affäre für Sachsen drängt. Hier unterstützen wir die Forderungen des sächsischen Datenschutzbeauftragten, damit die Bürgerinnen und Bürger künftig besser vor flächendeckender Überwachung ihrer Kommunikation geschützt sind. Am zweiten Sitzungstag stehen zwei Initiativen mit LINKER Urheberschaft auf der Tagesordnung. Zunächst die Debatte über unsere Große Anfrage zu Freiwilligendiensten in Sachsen. Wir sind für die Förderung und den weiteren Ausbau dieses zivilgesellschaftlichen Engagements, aber nicht als Lückenbüßer für staatliche Defizite im Sozial- und Bildungsbereich. Last but not least machen wir uns erneut für die Einführung einer solidarischen Bürgerversicherung im Gesundheitsbereich stark, in die alle Berufsgruppen – auch Selbstständige, Beamte und Abgeordnete – entsprechend ihren finanziellen Möglichkeiten einzahlen. Krankheit und Pflegebedürftigkeit sind Lebensrisiken, die solidarisch abgesichert werden sollen. Das war ein kurzer Überblick über unsere eigenen parlamentarischen Initiativen. Sie haben schon gesehen, dass es am zweiten Tag insgesamt mit der Landtags-Tagesordnung thematisch dünner aussieht als am ersten. Das liegt am Zeitbedarf für die Fachregierungserklärung „Justiz in Sachsen: Garant für einen modernen Rechtsstaat“. Die vom Justizminister begonnene Privatisierung der Sicherheitskontrollen in Gerichten trägt mit Sicherheit nur zur Verunsicherung in Gerichtsgebäuden bei – unser Rechtsexperte Klaus Bartl hat daran ja bereits öffentlich Kritik geübt. Insofern birgt die Debatte – ich bitte das Wort nicht falsch zu verstehen – Zündstoff in sich.