Rede Kreisparteitag Mittelsachsen
Liebe Genossinnen und Genossen,
ich danke euch ganz herzlich für die Einladung zu euerm Kreisparteitag und die Möglichkeit, heute mit euch ins Gespräch zu kommen.
Ich bin mir sicher, dass wir alle im Anschluss an die heutige Veranstaltung mit interessanten Ideen und Gedanken nach Hause fahren werden und das ist ja auch der Sinn von guten Diskussionen. Genau unter diesem Leitgedanken hat sich ja der sächsische Landesverband dem sogenannten „Dialog für Sachsen“ gewidmet. Unter diesem Namen haben wir gemeinsam mit Vertreterinnen aus den Kreisverbänden interessante Veranstaltungsformen entwickelt, die unserer Partei gut zu Gesicht stehen.
Nun kann man vielleicht fragen, ob das überhaupt nottut – Arbeitsgruppen, neue Kommunikationsformen, Konzepte usw. Nun – darauf kann es nur eine Antwort geben: Ja, es tut not. Und warum das so ist, darauf komme ich in den nächsten Minuten noch zurück.
Liebe Genossinnen und Genossen,
wir haben eine Bundestagswahl mit großem Engagement nahezu aller Genossinnen und Genossen hinter uns gebracht und ich möchte sagen: Mit Erfolg! DIE LINKE hat zum dritten Male hintereinander nicht nur den Einzug in den Bundestag geschafft, sondern sie hat dies auch mit deutlichem Abstand zur Fünf – Prozent – Hürde geschafft!
Diesen Erfolg dürfen wir zu Recht feiern, denn dass eine Partei links von der SPD das schafft, ist in der BRD keine Selbstverständlichkeit.
Und wir müssen eines ergänzen: Nicht nur, dass wir in den neuen Bundesländern wieder Wahlergebnisse von 20 % und mehr erreicht haben – nein, auch in fast allen alten Bundesländern (mit Ausnahme von Bayern und Baden-Württemberg) haben wir mehr als 5 % der Wählerinnen und Wähler hinter uns bringen können.
Es ist mir eine Herzensangelegenheit feststellen zu können, dass wir eine gesamtdeutsche LINKE sind, mehr, als eine Regionalpartei, sondern eine Partei, die die Interessen der arbeitenden Menschen, der an den Rand gedrängten, all derer, die nicht über die großen Konten und ererbtes Eigentum verfügen – dass wir all diese Interessen in Gesamtdeutschland glaubwürdig vertreten.
Und eine Partei, die GESELLSCHAFT auf eine sehr Grundsätzliche ART gestalten und umgestalten will, so wie wir LINKEN das in unserem Parteiprogram beschreiben – eine solche Partei muss immer mehr sein wollen als eine Regionalpartei.
Dazu ist vielleicht auch eine kleine Anekdote interessant. Als ich kurz nach der Bundestagswahl mit Volkmar Zschocke, dem Landevorsitzenden der Grünen, ins Gespräch kam, da fragte der mich: sagt mal warum sprecht ihr eigentlich davon, dass ihr bei den Wahlen gewonnen habt? Ihr habt doch mehr Prozente verloren als wir?
Stimmt habe ich ihm geantwortet…….
(HIER DIE ANEKDOTE, warum die Grünen verloren und wir gewonnen haben)
Auch darauf komme ich nachher noch einmal zurück!
Und wenn wir gemeinsam noch einmal zurückdenken an die Zeit vor über einem Jahr, vor dem Göttinger Parteitag, als wir in vielen Umfragen nur bei 5–6 % standen, dann möchte ich daran erinnern, dass der sächsische Landesverband ein sehr hohes Maß an Verantwortung für die Bundespartei übernommen hat.
Klar, zuerst denken wir alle da an Katja Kipping. Aber zwei der vier stellvertretenden Parteivorsitzenden kommen ebenso aus Sachsen. Mehr noch, weitere 5 Sächsinnen und Sachsen arbeiten in diesem Parteivorstand mit.
Dabei geht es mir gar nicht darum, mich an der Zahl von 6 Frauen und 2 Männern im Parteivorstand zu ergötzen – sondern dass diese Genossinnen und Genossen ja mit unseren politischen Ideen und Impulsen in Berlin dabei sind, dass sie Politik, wie wir sie hier gemeinsam entwickelt haben nun auch der Gesamtpartei zur Verfügung stellen.
In diesem Zusammenhang ist es mir ein Bedürfnis, auch mal euren Kreisvorsitzenden, Falk Neubert in seiner bundespolitischen Verantwortung zu erwähnen und ihm zu danken. Denn er ist nicht nur Mitglied des Präsidiums des Bundesausschusses – sondern arbeitet auch als einer der Sprecher der Antragskommission des Bundesparteitages.
Für alle, die das nicht wissen: Das ist die Kommission, die zum Beispiel bei Programmparteitagen die Anträge dazu behandelt – und das sind nicht nur zahlenmäßig viele, eine hohe dreistellige Zahl, beim Parteiprogramm war es sogar vierstellig – sondern eben auch die Anträge, in denen es um die grundsätzliche Ausrichtung unserer Partei geht.
Falk ist da einer der Genossen, die dafür sorgen, dass unsere Bundesparteitage erfolgreich die Grundlage für unsere Wahlkämpfe legen können.
Lieber Falk, gerade im Zusammenhang mit der Auswertung der erfolgreichen Bundestagswahl: Herzlichen Dank für deine Arbeit, deinen Einsatz, deine Leistung!
Liebe Genossinnen und Genossen,
wir konnten die Gratwanderung an der Fünfprozentgrenze aus einer ganzen Reihe von Gründen beenden, die gewiss jetzt nicht alle aufzählbar sind, von denen ich jedoch einige beleuchten möchte, da diese auch für die bevorstehenden Wahlen in Sachsen von Bedeutung sein werden.
Wir haben es mit unserer Wahlkampagne, die unter der Losung „100% sozial“ durchgeführt wurde, geschafft, unserer Partei ein klares und glaubwürdiges Profil zu verschaffen.
Dabei haben wir insbesondere zwei Aspekte betont,
1. Den Aspekt der sozialen Sicherheit und
2. Den Aspekt der sozialen Gerechtigkeit.
Und für glaubwürdige Politik gehört beides zusammen. Im Bereich der sozialen Sicherheit ist sicher noch jedem erinnerlich, dass wir beispielsweise von einer solidarischen Mindestrente,
vom Mindestlohn oder einer
Kindergrundsicherung gesprochen haben.
Also über Fragen, die insbesondere für prekär Beschäftigte, für Menschen, denen Altersarmut droht oder sich von sozialen Abstiegsängsten getrieben sehen.
Wir haben also über Themen gesprochen die einerseits vielen Menschen wichtig sind, die zum anderen aber auch unserem politischen Kernprofil entsprechen.
Aber damit nicht genug: Auf dem Gebiet der sozialen Gerechtigkeit haben wir ebenso gründliche und gute Arbeit geleistet. Wir haben nämlich ein Steuerkonzept entwickelt, dass vor allem Umverteilung von oben nach unten, von Vermögenden zu Armen beschreibt. Denn so schön alle Konzepte von sozialer Sicherheit auch sein mögen: Wer nicht darstellen kann, wie er das bezahlen will, woher er das Geld dafür nimmt, der ist eben nicht glaubwürdig! Und das ist ganz wichtig: Lasst uns über Themen sprechen, die den Menschen im Land auf den Nägeln brennen und lasst uns Lösungen zeigen, von denen man sagen kann: „Ja, das könnte so klappen!“
Denn es ist unsere unmittelbare Verantwortung als linke Partei in Sachsen, uns darum zu kümmern, dass die Menschen in diesem Land ein gutes, wenigstens ein besseres Leben haben.
Da reicht es nicht aus nur zu fordern und da reicht es auch bei weitem nicht, zu protestieren. Protestparteien sind in den letzten Jahrzehnten gekommen und gegangen – sicher erinnert ihr euch beispielsweise an die Schill-Partei, später an die Statt-Partei, an die diversen Pro-Parteien usw. usf. Wir aber wollen viel mehr. Natürlich ist auch bei uns Platz für viele, die mit den herrschenden Verhältnissen unzufrieden oder mehr als das sind. Jedoch ist unser Politikansatz auf Dauer angelegt und nicht auf den momentanen Effekt.
Daher müssen wir Substanz bieten,
Substanz in den Konzepten,
Substanz in den Methoden und am Ende auch
Substanz beim Personal.
Aber wem erzähle ich das… All diejenigen hier im Saal, von denen ja so viele schon so lange dabei sind, kennen ja den Weg selbst, den wir von der SED/PDS bis heute zurückgelegt haben. Und an dieser Stelle möchte ich zum wiederholten Male all jenen danken, die im ehrenamtlichen Engagement, in den kommunalen Vertretungen oder in Vereinen, unsere linke Fahne hochhalten, unsere Ideen verbreiten, als Personen für DIE LINKE einstehen und all die Diskussionen und Gespräche dann auch wieder in die Partei zurückbringen und im lebendigen Widerspruch überhaupt erst Entwicklung ermöglichen, danke!
Liebe Genossinnen und Genossen,
am heutigen 9. November komme ich natürlich nicht umhin, auch zu diesem historischen Tag zu sprechen, der, in einer meiner Meinung nach ganz schlechten Wendung als „Schicksalstag der Deutschen“ bezeichnet wird.
Denn dieser 9. November ist viel viel mehr, als ein „deutscher“ Kalendertermin.
Denn wenn auch viele Ereignisse, wie z.B. die Reichspogromnacht sich in Deutschland ereigneten, war es doch wohl ein europäisches Fanal, dem bald darauf der Versuch der Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazi-Brut folgte.
Heute möchte ich jedoch auf ein anderes erinnerungswürdiges Ereignis Bezug nehmen. Vor 214 Jahren hieß der 9. November in Frankreich anders – er war bekannt als 18. Brumaire (Aussprache: BRUMÄHR) – und das war der Tag, an dem die Französische Revolution 1799 endete.
Mit der Französischen Revolution jedoch war eine Losung, eine Idee in die Welt getragen worden, die bis heute nicht eingelöst ist, nämlich die Idee von
„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ (heute würden wir Solidarität sagen).
Und auch wenn dieser Dreiklang nun schon weit über zweihundert Jahre alt ist, würde doch niemand auf die Idee kommen und sagen, dass ist veraltet oder das nervt. Denn der Kampf um Freiheit, nämlich die Freiheit jedes Einzelnen, die die Bedingung der Freiheit aller ist – der tut weiter so dringend not.
Wer offenen Auges in die Welt schaut, der kann nicht glauben, dass die Menschheit hier auch nur annähernd auf der Zielgeraden wäre. Aber auch die Gleichheit – wohlgemerkt, nicht im Sinne der Uniformität, sondern der sozialen Gleichheit bleibt ein aktuelles Kampffeld.
Ja, auch hier in Sachsen wollen wir für unsere gleiche Freiheit kämpfen! Und dazu gehören eben ordentliche Löhne oder Renten. Ja, liebe Genossinnen und Genossen, Freiheit und Gleichheit werden ohne Solidarität nicht zu haben sein. Denn Solidarität ist das, was am Ende jede Gesellschaft, wie wir LINKEN sie wollen können, zusammenhält.
Und ganz eingedenk der großen Aufgaben, die wir LINKE zu erfüllen haben und die in einer großen historischen Tradition stehen, möchte ich nun auf die 12 Punkte zu sprechen kommen, die ich als Kommunikationsangebot an unserer Wählerinnen und Wähler – an die Sächsinnen und Sachsen unterbreitet habe.
Ja, sie sind an die Wählerinnen und Wähler gerichtet und sollen trotzdem auch die Fragen beantworten, weshalb und wie wir – also DIE LINKE. Sachsen — zur Landtagswahl 2014 antreten und um die Stimmen der Menschen im Land bitten.
Es sind Thesen und so sind sie auch geschrieben. Und ihre werdet – wenn auch manchmal etwas anders formuliert – Aussagen wiederfinden von denen ich gerade gesprochen habe.
1. Wir werben um unsere eigenen politischen Botschaften.
Die Menschen sollen in erster Linie erfahren, was unsere Vorstellungen, die Vorstellungen der Partei DIE LINKE, für ein besseres Leben sind. Erfahrungen in Sachsen zeigen, dass mit Negative-Campaigning keine Meinungsführerschaft zu gewinnen ist. Wir sind selbstbewusst, aber nicht rechthaberisch. Deshalb üben wir Kritik, deshalb vertragen wir Kritik.
2. Wir argumentieren nicht für die Abwahl der CDU, sondern für die Wahl ihres sächsischen Gegenpols – DIE LINKE.
Eine Mehrheit der Menschen, die voraussichtlich nächstes Jahr wählen gehen, haben schon mal CDU gewählt bzw. können sich vorstellen, dies zu tun. Dafür haben sie aus ihrer Sicht gute Gründe, die man nicht damit aus der Welt schafft, indem man den Leuten suggeriert, sie seien bisher zu dumm gewesen, um erkennen zu können, dass sie die Falschen wählen. Menschen haben aber auch Angst vor dem Ungewissen. Darum wird es unsere Aufgabe sein, ihnen ihre Sorgen zu nehmen und ihnen — glaubwürdig und nachvollziehbar – zu vermitteln, dass es mit uns in der Regierung zwar vieles anders, deshalb aber vieles besser, sozialer, demokratischer, kulturvoller werden wird.
3. DIE LINKE. ist die politische Sozialversicherung im Landtag.
Wir kämpfen für soziale Gerechtigkeit und soziale Sicherheit – ohne Wenn und Aber.
Ohne uns werden soziale Themen nur als Randthemen behandelt. Wir haben sozialen Visionen entwickelt Mit uns können diese Visionen Realität werden. Wir sind das Original. Statt neoliberaler Dominanz nach dem Motto „Der Markt richtet alles“ plädieren wir für eine soziale Gestaltung des vor uns liegenden Entwicklungsweges.
4. DIE LINKE ist anders – der Wahlkampf wird zur Entdeckungsreise.
Wir wollen eine starke, innovative sächsische Wirtschaft, die zugleich ihre soziale Verantwortung wahrnimmt. Wir wollen in Sachsen mehr als verlängerte Werkbänke der großen Konzerne. Billiglöhne sind keine Strategie für die Landesentwicklung. Wir treten für eine starke mittelständische Wirtschaft ein und pflegen einen guten Draht zu Handwerksbetrieben der Region. Denn nur auf diesem Wege wachsen sächsische Motivationen, Erfindergeist, Mut, Eigeninitiative.
Wir können mehr als nur umverteilen, wir können mehr als das, was oft genug über uns gesagt oder geschrieben wird. Wir können mit Geld verantwortungsbewusst umgehen. Seit dem Jahr 2000 zeigen wir mit unseren „Alternativen Haushalten“, dass man das Geld, das dem Land zur Verfügung steht, intelligenter und sozial verantwortungsvoller einsetzen kann, als das die Staatsregierung macht.
Wir sind die eigentliche Partei der Freiheit, denn wir wollen, dass alle Menschen in ihrem Leben die gleichen Chancen haben sollen, so dass sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Nicht wo wir herkommen, soll in Zukunft wichtig sein, sondern wer wir selbst sind.
Schule darf nicht in einem Wettbewerb Heranwachsende trennen und aussondern, sie soll vielmehr der Entfaltung von Persönlichkeit dienen. Längeres gemeinsames Lernen und mehr individuelle Förderung gehören zusammen. Darum unterstützen wir den Ausbau staatlicher Schulen, streiten aber auch vorm sächsischen Verfassungsgericht für die Gleichberechtigung Freier Schulen.
5. DIE LINKE ist freundlich – wir mögen Menschen.
Wir sind keine „Oberlehrer des Volkes“, und wir haben auch kein endgültiges Konzept eines „idealen Lebens“. Wir haben Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit sowie von Kultur und Bildung für alle, von Wirtschaft und Finanzen. Diese stellen wir der Kritik im Gespräch und im Leben. Auf diese Weise wollen wir uns gemeinsam mit der Bevölkerung auf den Weg in das „Sachsen von morgen“ machen. Wir glauben auch nicht, dass Menschen durch Verbote und Strafen besser werden. Eher durch Versuch und Irrtum. In dem Land, das uns gefällt, darf man scheitern – und neu anfangen.
6. Wir sind der Motor des politischen Wechsels in Sachsen, für langfristige soziale Sicherheit, Wohlstand und Perspektive für alle die hier leben.
Uns geht es nicht um uns selbst – wir sind nicht scharf drauf, den Ministerpräsidenten zu stellen oder uns von der CDU mit einem Teil ihrer Macht versorgen zu lassen. Wir lassen das Allgemeinwohl nicht von Konzernen oder mächtigen Institutionen definieren.
DIE LINKE ist die unabhängige Kraft für ein soziales, freizügiges Sachsen! Weil wir gesellig und realistisch sind, versuchen wir den Politikwechsel nicht alleine, sondern wir sind bereit mit anderen zum gemeinsamen Handeln – auf der Ebene der Parteipolitik zuerst mit SPD und GRÜNE.
Wir maßen uns aber nicht an, andere zu ihrem Glück zwingen zu wollen – wenn die Parteiführungen nicht mutig genug sind, müssen eben die Wähler/innen nachhelfen.
7. Sachsen ist revolutionär!?
Die erste Sozialversicherung der Welt war made in Saxony. Das Prinzip der Nachhaltigkeit – eine Idee aus Sachsen. Arbeiterbewegung in Deutschland für die Rechte der Beschäftigten – Sachsen haben damit angefangen. Übrigens auch mit der Interessenvertretung der Mieter. Die ersten Schrebergärten als Erholungsraum für Familien fand man – natürlich in Sachsen. Wir sind eines der Mutterländer des Bergbaus und der Industrialisierung. In Sachsen wurde der erste FCKW-freie Kühlschrank der Welt produziert, hier liegt heute eine der Modellregionen Elektromobilität. Sachsen ist traditionell revolutionär – und die Sachsen sind friedliche Revolutionäre, wie sie auch im Herbst 1989 unter Beweis gestellt haben. Sächsisch heißt nicht strukturkonservativ, wie die amtierende Staatsregierung, die nur auf alte Wahrheiten setzt und sich nichts Neues traut. Wie sächsisch geht und abgeht, wissen nur die, die vor weiteren sächsischen Revolutionen keine Angst haben – und das sind wir!
8. Wir wollen einen ständigen „Dialog für Sachsen“ in einem kooperativen Staat
Politik in Sachsen darf nicht länger langweilig und in graue Anzüge eingezwängt sein! Wir wollen eine im Wortsinne sächsische Staatsregierung haben, die so interessant ist wie die Sächsinnen und Sachsen selbst. Eine Staatskanzlei, deren „Ausstrahlung“ einem Schlafwagen entspricht, passt nicht zu diesem Land. Das Interesse für Politik darf nicht nur einmal im Jahr zum Tag der offenen Tür scheinbar gedeckt werden, sondern braucht 365 Tage im Jahr Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern. Es reicht nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger Sachsens alle fünf Jahre wählen können. Wir wollen eine beständige Debatte. Eine Staatsregierung, an der wir beteiligt wären, hätte nicht das Interesse, die Wählerinnen und Wähler nur ruhig zu stellen, indem sie versichert, ihnen die Verantwortung abzunehmen und alles schon richtig zu machen. Wir wollen wache, kritische Bürgerinnen und Bürger! Wir wollen besonders das altmodische Verständnis von Obrigkeit und Untertanen beenden. Wir verstehen uns als Gleiche unter Gleichen!
9. Sachsen – unser Zuhause für alle, die hier leben – der Wohlfühl-Plan.
Wir haben einen Plan für dieses schöne Land: Dass sich seine Bewohner/innen hier wohlfühlen können. Alle unsere Leitlinien sind darauf abgestimmt, Rahmenbedingungen für ein möglichst angstfreies, sozial verwurzeltes und individuell schöpferisches Leben zu schaffen. In diesem Sinne müssen die „Wohlfühl-Faktoren“ in den verschiedenen Leitlinien herausgestellt werden, sodass die Leute zu Recht sagen können: Wenn das geschieht, geht es mir besser / fühle ich mich besser.
Die Verbesserung der Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger rückt in das strategische Zentrum der Landesentwicklung.
Wir, DIE LINKE abstrahieren nicht von den sozialen Bedingungen der Selbstverwirklichung; wir bemühen uns im Gegenteil darum, die gesellschaftlichen Bedingungen, zu schaffen, die den Individuen ein selbstbestimmtes und solidarisches Leben erlauben. Aus linker Perspektive kann eine Gesellschaft nämlich nur dann gerecht genannt werden, wenn im Prinzip alle ihre Mitglieder die gleichen Möglichkeiten haben, sich für gesellschaftlich mögliche Optionen zu entscheiden — also die gleichen Rechte, Freiheiten und Chancen haben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das verlangt den Abbau struktureller Ungleichheiten und struktureller Benachteiligung,
10. Sicher sein und klug werden!
Das wollen wir doch alle. Wie gut, dass das Land die Hoheit über die beiden strategischen Berufsgruppen der Lehrer/innen und Polizist/inn/en hat. Vor dem Hintergrund, dass die amtierende Staatsregierung für Lehrermangel und Personalabbau bei der Polizei steht, ist DIE LINKE glaubhafter Vertreter des Öffentlichen. Das Vorurteil unserer vermeintlichen Staatsfixiertheit wendet sich bei den Schlüsselthemen öffentliche Sicherheit und Bildung für alle zum Guten: Wem, wenn nicht uns, wird zugetraut, genug Mittel für ausreichend Lehrer/innen und Polizist/inn/en zur Verfügung zu stellen?
11. Europa schmeckt und macht Spaß – Sachsen haben keine Angst.
Ob Euro oder nicht – die Menschen aus Sachsen, Tschechien und Polen kommen mit drei verschiedenen Währungen gut klar und machen gemeinsame Sache – in Gasthöfen, Freizeitbädern, Einkaufszentren oder beim grenzüberschreitenden Wandern und Radfahren. DIE LINKE steht für eine solidarische Marktwirtschaft in regionalen Wirtschaftsräumen. Bei der Landtagswahl stimmen wir nicht über die Euro-Politik ab, sondern über das praktische Miteinander, zu dem auch polnische Ärzte und tschechische Auszubildende gehören. So wollen wir mit Sachsen einen Beitrag leisten zu einem solidarischen Europa, zu einem Europa von „unten“, zu einem Europa der Regionen.
12. Eine Kommune ist für uns der Ort wo man leben, lieben und arbeiten will.
Wo man geboren wird, darauf hat man keinen Einfluss, wo man leben will schon. Städte und Gemeinden sind ein Ort, wo Menschen sich zuerst begegnen. Hier braucht es Raum für Entfaltungsmöglichkeiten, braucht es Möglichkeiten für Entwicklungschancen, braucht es Chancen zum Ausprobieren. Dafür brauchen die Bürger/innen und ihre Kommunalpolitiker/innen mehr Freiheiten – wir sind dazu bereit, sie ihnen zu geben. Wir wollen dafür sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger in ihrem unmittelbaren Lebensraum, ihre eigenen Angelegenheiten in die eigenen Hände nehmen können.
Soweit die 12 Thesen von mir wo ich glaube, dass dies eine gute Orientierung im beginnenden Wahlkampf sein können. Ich habe Lust drauf und freue mich auf eure Anregungen dazu.
Glück auf!