Grußwort anlässlich des Parlamentarischen Abends des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie e.V. und des Verbandes der Chemischen Industrie e.V., Landesverband Nordost am 26. November 2013 in Dresden
Sehr geehrter Herr Dr. Tebel,
sehr geehrter Herr Dr. Hübl,
sehr geehrter Herr Dr. Kriegelsteiner,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
vielen Dank für die herzliche Einladung zum diesjährigen Parlamentarischen Abend.
Als vor einigen Monaten Herr Kriegelsteiner uns den Vorabtermin des heutigen Treffens signalisierte, konnte er sicher nicht ahnen, welch glückliches Händchen er mit seiner Terminfindung hat. Der Blick im parlamentarischen Raum richtet sich heute nach Berlin.
Auf der zentralen politischen Bühne läuft der letzte Akt, der seit Wochen stattfindenden Koalitionsverhandlung. Ich glaube, dieses Ereignis wird die Gespräche des heutigen Abends dominieren.
Der Verband der Nordostchemie hat ja bereits Mitte Oktober seinen Forderungskatalog an eine neue Bundesregierung aus Sicht der Chemischen Industrie formuliert. Das zentrale Thema ist klar definiert: die Umgestaltung der Energiewende. Die Botschaft des Verbandes teilen wir, dass das bisherige Herangehen der Energiepolitik der bisherigen Bundesregierung nicht dem Prinzip der Nachhaltigkeit folgt und keine Basis ist für eine sozialverträgliche Energiewende für die Bezahlbarkeit für VerbraucherInnen und Industrie.
Was sind die derzeitigen zentralen Aussagen im Koalitionsvertrag für eine erfolgreiche Gestaltung der Energiewende?
Schaut man in den uns zugänglichen Entwurf, findet man folgende Aussage:
Zitat: „Die Ziele des energiepolitischen Dreiecks – Klima- und Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit – sind für uns gleichrangig. Die Energiewende wird nur dann bei Bürgern und Wirtschaft Akzeptanz finden, wenn Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit gewährleistet sowie industrielle Wertschöpfungsketten und Arbeitsplätze erhalten bleiben.“ – Zitat Ende.
Im Interesse der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft erwarten wir, dass das „Energiepolitische Dreieck“ einer erfolgreichen Lösung zugeführt wird – wenn dies nicht gelingen sollte, wird daraus ein politisches „Bermuda-Dreieck“.
Die Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag wird am morgigen Tag die Diskussion um die zukünftige Energiepolitik erneut in den Landtag tragen. Unter dem Titel „Bezahlbare Strompreise für alle – Lasten des Umbaus der Energieversorgung sozial gerecht verteilen!“ werden wir alle Fraktionen und die Staatsregierung herausfordern, aktuell Stellung zu nehmen.
Dass von Ihrem Arbeitgeberverband wichtige Impulse zur Gestaltung des demographischen Wandels ausgehen, begrüßen wir ausdrücklich. Seit Anfang des Jahres setzen Sie in Ihren Unternehmen – Schritt für Schritt — den Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demographie in die Tat um.
Man kann nur allen Politikerinnen und Politikern im Sächsischen Landtag diesen Tarifvertrag als „Lektüre“ empfehlen. Der Tarifvertrag bietet den Unternehmen und den Beschäftigten die neuartige Möglichkeit, mit unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen betriebsbezogen auf die konkrete Situation reagieren zu können. Dazu gehören flexible Teilzeitmodelle bis zum Eintritt in den Ruhestand ebenso wie Teilzeitmodelle, durch die die Anforderungen im Berufsleben, bei der Erziehung von Kindern sowie bei der Pflege von Angehörigen besser vereinbart werden sollen.
Diese tarifpolitische Herausforderung im Rahmen des demographischen Wandels steht nicht nur vor den Branchen der Industrie, sondern ist auch eine Herausforderung an die Politik im Umgang mit den Beschäftigten im Staatsdienst.
Betrachte ich die derzeitigen ins Stocken geratenen Verhandlungen zwischen der Staatsregierung mit der Bildungsgewerkschaft GEW zur Gestaltung eines Generationen-Tarifvertrages im Schulbereich in Sachsen, kann ich daraus nur die Schlussfolgerung ziehen,
dass die Verhandlungsführer der Staatsregierung sich zur Konsultation im Arbeitgeberverband Nordostchemie anmelden sollten.
Gestatten Sie mir im Rahmen meiner Grußansprache noch einige Bemerkungen zur dritten Auflage der Publikation „Das Zukunftscluster Chemie/Kunststoffe Mitteldeutschland“ anlässlich der Kunststoffmesse 2013 in Düsseldorf.
Diese Publikation bringt in überzeugender Weise zum Ausdruck, wie die Chemie- und Kunststoffindustrie in Mitteldeutschland sich zu einem der erfolgreichsten Industriestandorte Ostdeutschlands entwickelt hat und welches Innovationspotential in den Cluster-Strukturen dieses Branchennetzwerkes in sich birgt.
Dazu kann man Sie nur beglückwünschen.
Auch hier kann die Politik in den drei mitteldeutschen Ländern noch eine Menge unter den Stichworten länderübergreifende Kooperation, Zentralisation und Spezialisierung lernen.
Meine Partei DIE LINKE hat zwei Aufgaben:
1.Wir unterstützen alle abhängig Beschäftigten in ihrem Ringen um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, dazu arbeiten wir selbstverständlich mit den verschiedenen Gewerkschaften zusammen.
Und
2.haben wir die Aufgabe, dafür zu Sorge zu tragen, dass es gute Bedingungen für modernes, produktives, nachhaltiges, verantwortungsvolles und damit am Ende auch bezahlbares und zukunftsfähiges Produzieren hier in Sachsen gibt.
Ich werbe bei meinen Mitgliedern:
Ein Sozialist, der die Entwicklung der Ökonomie außer Acht lässt oder ihr eben nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt, hat aus der Geschichte zu wenig gelernt.
Sehr geehrte Damen und Herren aus Industrie und Politik,
in diesem Sinne wünsche ich dem heutigen parlamentarischen Abend interessante und anregende Gespräche.
Glück Auf!