Machen wir Sachsen gemeinsam zur Modellregion für familienfreundliche Wirtschaft – aber ohne Druck geht’s nicht!
Zur Aktuellen Debatte „Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen – betriebliche Partnerschaft statt staatlichem Zwang“ auf Antrag der CDU/FDP-Koalition:
Dienstagfrüh wurde ich mit folgender Frage meiner 3 1/2jährigen Tochter konfrontiert: Papa, warum kommst Du immer so spät nach Hause? Auf meine Nachfrage: Wie kannst du denn wissen, ob ich erst spät da war, lautet die Antwort: Na wo ich ins Bett gegangen bin, warst Du noch nicht da, also muss es spät gewesen sein. Viele von uns kennen dieses Gefühl: Jetzt mal wieder die Kinder hinter der Arbeit zurückgestellt zu haben. Nun haben wir als Politiker das Privileg, manche Arbeitsabläufe selbst bestimmen zu können. Sich den Tag einteilen zu können oder auch mal für ein paar Stunden in der Woche „frei zu nehmen“ und dann spät abends die elektronische Post noch schnell zu erledigen, wenn die Kinder im Bett sind. Diese Freiheit hat die Verkäuferin ebenso wenig wie der Callcenter-Mitarbeiter, die Arbeiterin am Band in der Fabrik ebenfalls nicht, und der Mitarbeiter im Vertrieb kann auch nicht selbst entscheiden, wann der Versand der Waren stattfindet. Um diese Menschen aber geht es. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig will eine 32-Stunden-Regel-Arbeitswoche für Menschen mit kleinen Kindern, die IG Metall erhebt dazu die Forderung nach einer 30 Stunden-Woche. Wie immer bei solchen mutigen Vorschlägen nehmen die Ewiggestrigen jede einzelne Facette so lange auseinander, bis das Ganze unmöglich gemacht ist. Oder sie behaupten: Das könnte doch alles freiwillig passieren, und es gibt doch schon einige hübsche Beispiele. Und es gibt immer Leute, die behaupten, es bräche alles zusammen. Die gab es auch, als sich die Gesellschaft vom 12- zum 8‑Stunden-Arbeitstag bewegte. Die Geschichte der letzten 200 Jahre zeigt, dass es immer Interessengegensätze zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberschaft gegeben hat. Wer glaubt, das löse sich einfach alles in freiwilligen Lösungen auf, ist ein Sozialromantiker. Das konnten wir heute mit der Rede von Frau Schütz von der FDP erleben, während ich für das, was Herr Krauß von der CDU gesagt und an Maßnahmen gefordert hat, große Sympathie habe. Betriebliche Reglungen sind was Tolles. Unser Job als Parlamentarier ist aber, einen Rahmen zu setzen, der allen hilft. Lassen Sie uns Sachsen zu einer großzügigen Modellregion machen, wo Familien ein gutes Einkommen, aber auch eine gute berufliche Perspektive haben, ohne schlechtes Gewissen gegenüber den Kindern und auch nicht gegenüber dem Arbeitgeber.