Rede vor der Chemnitzer Synagoge am 5. März 2014

Sehr geehrte Chem­nitzerin­nen und Chem­nitzer,
liebe Gäste dieser Stadt,
liebe Antifaschis­ten,

vie­len Dank für die Möglichkeit heute hier sprechen zu dür­fen.
Es ist wichtig, dass wir heute hier sind und den Neon­azis zu zeigen:
Wir wollen euch hier nicht! Nicht hier und nir­gends!
Ihr habt kein Recht einen soge­nan­nten „Trauer­marsch“ durchzuführen und an die Opfer der Bom­bardierung von Chem­nitz zu erin­nern. Dieses Recht haben max­i­mal die Ange­höri­gen und Nachkom­men der Opfer von damals.
Die selb­ster­nan­nten Nach­fol­ger der deutschen Faschis­ten haben jedoch jedes Recht ver­wirkt den Opfer deutsch­er Städte zu gedenken, zumal sie nicht den Opfern von
Warschau, Leningrad, Coven­try, Brüs­sel, Prag
und den vie­len bekan­nten und weniger bekan­nten Städte in Europa gedenken. Wohin der deutsche Faschis­mus Tod und Zer­störung brachte.
Heute wollen Nazis zum wieder­holten Male einen soge­nan­nten „Trauer­marsch“ durch­führen.
Es ist gut, dass wir hier sind und ver­suchen wer­den uns den Nazis in den Weg zu stellen.

Die Nazis haben sich eine per­fide Argu­men­ta­tion zurecht­gelegt und ver­drehen die Geschichte in Bezug auf die Bom­bardierung Chem­nitz in der Schlussphase des zweit­en Weltkrieges.
Die Nazis meinen die Bom­bardierung der Stadt war ein Kriegsver­brechen.
Es war der deutsche Faschis­mus der den grausam­sten aller Kriege hier in Europa vom Zaune gebrochen hat
Es waren die deutschen Faschis­ten die Tod und Ver­nich­tung über die Völk­er dieser Welt gebracht haben.
Deswe­gen haben die selb­ster­nan­nten Nach­fol­ger der Nazis kein Recht den Opfer deutsch­er Städte zu gedenken.
Der Innen­min­is­ter des Freis­taates Sach­sen hat Anfang des Jahres 2012 Mal den Satz gesagt:
„Antifaschis­mus ist nicht die richtige Antwort, son­dern Demokratie“.
Was für eine absurde Aus­sage!

Es ist his­torische Blind­heit und ein Schlag ins Gesicht aller, die gemein­sam gegen den deutschen Faschis­mus gekämpft haben.

Uns Demokrat­en sollte die Vertei­di­gung der demokratis­chen Kul­tur einen, ganz unab­hängig davon, ob dies aus
antifaschis­tis­ch­er,
wertkon­ser­v­a­tiv­er,
christlich­er oder ander­er Moti­va­tion her­aus erfol­gt.
Ich kann nur aus­drück­lich davor war­nen, zu schweigen wenn die Stiefel der Faschis­ten in der Stadt das Pflaster erschallen lassen.

Ich glaube, bei Aufmärschen und Aktio­nen des selb­ster­nan­nten „Nationalen Wider­standes” han­delt es sich nicht um eine abwe­ichende poli­tis­che Posi­tion, wie uns Vertreter bes­timmter poli­tis­ch­er Grup­pierun­gen einre­den wollen.

Die Bestre­bun­gen dieser Grup­pierun­gen zie­len ger­adezu auf die Abschaf­fung von Ver­fas­sung und Demokratie, und das bedeutet — auch auf die Abschaf­fung des Demon­stra­tionsrecht­es!
Deswe­gen kann ich einen beson­deren Schutz des Grundge­set­zes für Ver­fas­sungs- und Demokratiefeindlichkeit nicht erken­nen, wohl aber das Recht der Zivilge­sellschaft auf gewalt­freien Wider­stand gegen solche Bestre­bun­gen.
Deswe­gen ist es gut, dass wir hier sind.
Weil wir müssen den Nazis klar machen:
Wir wollen euch nicht hier und nir­gendswo haben.
Lassen Sie uns gemein­sam mit allen zivilge­sellschaftlichen Mit­teln den Auf­marsch heute ver­hin­dern!
Glück Auf!