Rede zum Europawahlkampf in Zwickau am 8. Mai 2014
Liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Zwickau
und liebe Gäste aus nah und fern,
wenn man an einem Tag wie dem heutigen eine Rede hält, dann muss das historische Datum 8. Mai 1945- der Tag der Befreiung eine Rolle spielen.
1. Weil wir darauf achten müssen dass dieser Tag auch weiterhin als Tag der Befreiung angesehen wird und es keine Umdeutung zum „Tag der Niederlage“ oder vielleicht sogar der Schande stattfindet.
Deshalb ist der Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 für mich nicht nur dem Gedenken und dem Dank gewidmet. Sondern er ist auch die immer aktuelle Aufforderung an alle, gegenüber menschenverachtendem Denken, gegenüber Faschismus, Rassismus und Unterdrückung, gegen alte und neue Nazis nie wieder schwach zu sein.
Deswegen dürfen wir nicht wegschauen, wenn braune Stiefeln über die Pflaster der Städte in Sachsen und Deutschland marschieren, wie erst vor wenigen Tagen in der Stadt Plauen.
2. Jeder Tag der Befreiung, den wir begehen erinnert uns deshalb immer vor allem an eine Aufgabe, die unser tägliches Handeln bestimmt, und diese Aufgabe lautet:
„Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“
Wenn ich Sie heute, wenig überraschend, dafür gewinnen möchte, in diesem Jahr mindestens dreimal DIE LINKE zu wählen – jeweils mit allen Stimmen die Sie zu vergeben haben — , dann möchte ich Ihnen dazu eine Reihe von inhaltlichen Gründen dafür geben – entscheiden werden Sie dann natürlich selbst.
Ich will noch mal mit Europa anfangen.
Ich kenne die Vorurteile, die da sind:
Die in Europa kümmern sich um den Krümmungsgrad der Gurke und wollen alles verbürokratisieren.
Ich will Ihnen ein Bespiel nennen, was auch alle Kommunen und damit auch alle Bürgerinnen und Bürger betrifft.
Die Europäische Union legt fest, dass die Müllvermeidung Vorrang vor Müllablagerung auf einer Deponie hat. Müll muss zudem so abgelagert werden, dass die Umwelt nicht gefährdet wird.
Das finden wir auch als LINKE als gut.
Daraus ergibt sich aber nun, dass vor Ort in den Kommunen bzw. in den Landkreisen, die in Deutschland für die Entsorgung zuständig sind, die notwendigen Reglungen treffen muss, wie Müll vermieden, recycelt und verwertet wird. Vor Ort wird beschlossen, mit welchen Verfahren der restliche Müll so behandelt wird, dass eine gefahrenlose Ablagerung auf einer sicheren Deponie möglich ist. Dafür müsse nun wieder vorher die Landesparlamente Gesetze zu erlassen.
Leider ist es so, dass die grundsätzlich positive Rollenverteilung beispielsweise durch Mülltourismus nicht selten unterlaufen wird.
Nur daraus ergibt sich keine Kritik an der Europäischen Union, sondern an handelnde Akteure vor Ort.
Das kleine Beispiel soll Ihnen zeigen, wie die Verknüpfung zwischen Europa, dem Land und den Kommunen im positiven funktionieren kann.
Meine Partei sagt. Ja zu Europa! Aber es muss besser und vor allem sozialer und gerechter regiert werden.
Auch hier ein Beispiel, was wir mit Europa nicht verbinden.
In den letzten Tagen und Wochen haben Sie vielleicht mal vom Transatlantisches Freihandels- und Investitionabkommen gehört oder zumindest die Abkürzung TTIP (Teh-Teh-Ie-Peh) gehört – und wenn nicht, dann von Chlorhühnchen und Gen-Mais.
Bei diesem geheimnisvollen TTIP handelt es sich um nichts anderes, als ein Freihandelsabkommen, dass zwischen der Europäischen Union und der USA abgeschlossen werden soll.
„Freihandel“ — das klingt ja erst mal ganz nett und „Chlorhühnchen“ – das klingt eher unangenehm und gar nicht nett – als gelernter Koch erlaube ich mir da mal ein Urteil.
Wer sich das ganze aber mal ein wenig genauer anschaut, der wird sehr schnell bemerken, dass an diesen TTIP-Verhandlungen ganz und gar nichts nett ist.
Denn im Kern geht es dabei darum, eine Angleichung von Normen und Standards vorzunehmen und dies bei Finanzmarktreglungen, ArbeitnehmerInnenrechte, Umweltstandards und vieles mehr, wie zum Beispiel die kommunale Daseinsvorsorge. Grundsätzlich zielt das Abkommen darauf, dass Konzerne und Kapitel geschützt werden.
Jetzt sage ich Ihnen etwas, was Sie vielleicht überrascht:
Diese Riesenkonzerne sollen vor uns geschützt werden:
Vor uns, den Bürgerinnen und Bürgern dieses und der anderen Ländern der europäischen Union!
Und wenn sie jetzt fragen WIESO DAS DENN?
Ein aktuelles Beispiel: In Folge des Reaktorunglücks in Japan wurde ja vor wenigen Jahren in Deutschland der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen.
Auf der Grundlage ähnlicher Verträge, wie TTIP einer werden soll, verklagt nun ein großer Energiekonzern die Bundesrepublik auf mehrere Milliarden Euro Schadensersatz.
Das ist es nämlich, wovor dieses Freihandelsabkommen die Konzerne schützen soll: Nämlich davor, dass Sie, sehr geehrte Damen und Herren gegebenenfalls Wahlentscheidungen treffen, die von diesen Riesenfirmen als sogenannte „Schmälerung der Gewinnerwartungen durch staatliche Eingriffe“ betrachtet werden.
Diese „Schmälerung der Gewinnerwartungen“ – das kann alles Mögliche sein, ob das nun Umweltauflagen sind, oder Verbraucherschutzregeln – hier ist das Chlorhühnchen angesiedelt – oder, ganz wichtig: die Arbeitnehmerrechte!
Bei diesem Freihandelsabkommen geh es also um nichts anderes, als den Schutz von international agierenden Konzernen vor den Arbeitnehmerrechten, vor dem Verbraucherschutz, vor dem Umweltschutz usw.
Und das, sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, ist ein Skandal!
Aber es ist noch nicht einmal der ganze Skandal! Denn diese Klagen von Konzernen sollen vor Schiedsgerichten stattfinden, welche außerhalb der normalen öffentlichen Rechtsprechung stehen. Dazu sollen sie im Geheimen tagen!
Hier soll auch die Justiz ausgehebelt werden um die Interessen riesiger Konzerne zu schützen.
Wenn Ihnen jemand erzählt, dass das aber ganz wichtig wäre, weil die Wirtschaft dadurch gestärkt würde: dann lassen sie sich gesagt sein:
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird NIE und NIMMER irgendein kleines, mittleres oder sonst ein in sächsischen Besitz befindliches Unternehmen in die Gelegenheit kommen, durch dieses TTIP irgendeinen Vorteil zu erlangen – unabhängig davon, ob das wünschenswert wäre.
Im Gegenteil:
Die sächsischen Unternehmen sind vor allem auf dem deutschen und europäischen Markt aktiv.
Vom Freihandelsabkommen mit den USA profitieren aber vor allen Dingen Unternehmen, die ihre Exporte außerhalb Europas absetzen.
Das gefährdet die Wirtschaftsentwicklung im Freistaat und in der Folge auch Arbeitsplätze hier vor Ort.
Wir LINKEN fordern deshalb, dass diese TTIP Verhandlungen gestoppt werden – das würde unserer Wirtschaft nützen, aber viel mehr noch allen Arbeitnehmerinnen und die Verbraucherinnen und Verbraucher!
Im Zusammenhang mit TTIP und der Europawahl: Wählen Sie DIE LINKE.
Denn wir haben den Kampf gegen TTIP nicht erst gestern entdeckt und wir bleiben da dran!
Und seien Sie sich sicher: Nichts wirkt auf Siegmar Gabriel, dem aktuellen Wirtschaftsminister, mobilisierender, als ein starkes Wahlergebnis für DIE LINKE bei den Europawahlen. Dann wird der die Kritik an diesem Freihandelsabkommen – wie erst in der vergangen Woche — nicht mehr lächerlich machen, sondern sehr schnell sehr ernst nehmen!
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
aber auch hier in Sachsen werden wir in nicht mal vier Monaten vor der Wahl stehen.
Lassen sie mich die Möglichkeit nutzen, Sie schon heute auf diesen Wahltag einzustimmen.
Wir LINKE in Sachsen wissen, dass in diesem Land noch verdammt viel zu tun ist.
Klar ist viel gemacht und geschafft worden in den letzten Jahren.
Wir haben ja richtig schöne Innenstädte hier in Sachsen – wie wir hier ja auch in Zwickau sehen können.
Auch einige Ansiedlungen von Unternehmen sind gelungen.
Wir wollen das erreichte nicht schlecht reden.
Aber unter anderem eine ganz wichtige Angelegenheit, die ist in Sachsen immer noch wirklich unterirdisch – und zwar so unterirdisch, dass wir da sogar hinter anderen ostdeutschen Bundesländern zurück liegen.
Nämlich die Frage, was von all dem Erreichten bei der Mehrheit der Leute ankommt.
Wie sieht es den zum Beispiel aus mit den Löhnen?
Da liegt Sachsen seit Jahren ganz weit zurück!
Das muss aufhören und da steht eine Staatsregierung sehr wohl mit in der Verantwortung.
Mit jahrelang niedrigen Löhnen kommt ja noch etwas:
Nämlich verdammt niedrige Renten!
Die sind hier bei uns so niedrig, dass die Hälfte der Leute, die jetzt beginnen, ins Rentenalter zu kommen, befürchten muss, in Altersarmut zu leben.
Das ist doch kein Zustand, das darf doch kein Zustand sein!
Liebe Bürgerinnen und Bürger, das geht so nicht, da sagen wir LINKE Schluss!
Schluss mit der Niedriglohnstrategie von Union und FDP in Sachsen!
Niedriglohn ist kein Standortfaktor, sondern Niedriglohn ist Armut!
Niedriglohn auf Dauer heißt auch Armut auf Dauer, heißt Armut im Alter und Armut für Kinder. Wir müssen aufhören, den Staat wie ein Unternehmen betriebswirtschaftlich zu betrachten, wir müssen Volkswirtschaftlich denken.
Wenn ich mit Bürgerinnen und Bürger, mit Polizeibeamte rede, mit LehrerInnen und KünstlerInnen, mit Handwerkeren und kleinen MittelständlerInnen, da merkt man deutlich, dass noch verdammt viel im Argen liegt!
Deshalb kämpfen wir LINKE hier in Sachsen dafür, dass endlich auch bei der Mehrheit der Menschen im Land ankommt, was die Mehrheit ja auch erarbeitet.
Soziale Gerechtigkeit, dass heißt ja, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter aufgehen darf.
Soziale Sicherheit heißt, dass man so viel verdienen kann bzw. z.B. durch eine Rente bekommt, dass man in Menschenwürde leben kann.
Sozialer Zusammenhalt heißt, dass man hier in Sachsen gut leben und arbeiten können muss und dafür nicht 500 km weit weg ziehen muss!
Deshalb wollen wir LINKE gemeinsam dafür Sorge tragen, dass der Personalschlüssel in den Kindertagesstätten verbessert wird, im Interesse der Kinder und der Erzieherinnen.
Deshalb wollen wir LINKE gemeinsam dafür Sorge tragen, dass die Kinder in Sachsen nicht mehr nach der 4. Klasse getrennt werden, sondern mindestens bis einschließlich Klasse acht zusammen lernen.
Deshalb wollen wir LINKE gemeinsam dafür Sorge tragen, dass Eltern nicht noch für Schulschließungen durch hohe Beiträge für den Schulbus bestraft werden: Die Fahrt zur Schule gehört zum Schulbesuch und ist daher vom Land zu bezahlt!
Deshalb wollen wir LINKE gemeinsam dafür Sorge tragen, dass nicht 300, sondern 500 Polizeianwärter jährlich ihren Dienst aufnehmen können, um die öffentliche Sicherheit auch künftig gewährleisten zu können.
Deshalb wollen wir LINKE gemeinsam dafür Sorge tragen, dass die Kulturräume nicht finanziell ausgehungert und die einzelnen Bühnen gegeneinander ausgespielt werden: Theater, Orchester und andere Kultureinrichtungen müssen unveräußerlicher Bestandteil des guten Lebens in Sachsen sein!
Deshalb wollen wir LINKE gemeinsam dafür Sorge tragen, dass die Niedriglohnpolitik in Sachsen beendet und die Blockadeversuche gegen den flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn eingestellt werden.
Wir haben erst vor wenigen Tagen gemeinsam mit dem DGB Sachsen festgestellt:
Der Mindestlohn muss für jedes Arbeitsverhältnis gelten – weniger als das Minimum ist unmenschlich!
Mehr noch, wir wollen einen Guten Lohn für gute Arbeit!
Wir LINKE wollen dafür sorgen, dass die öffentliche Hand in Sachsen keinen Auftrag mehr vergeben darf, bei dem das Unternehmen seine Leute nicht ordentlich bezahlt!
Denn, wie der DGB sagt: Billig kommt teuer.
Jeder Euro, den Kommunen oder Freistaat an der falschen Stelle, nämlich bei den Löhnen, sparen, den zahlen wir alle an anderer Stelle wieder drauf, nämlich in der Sozialhilfe oder beim Wohngeld oder anderen Zuschüssen.
Dieser Quatsch gehört beendet! Und zwar so schnell wie möglich.
Dafür treten wir LINKE an, dafür können sie uns wählen!
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
ein sozialeres, eine gerechteres Sachsen ist aber nicht nur eine Frage der Verteilung, auch wenn wir LINKE ja dafür ganz besondere ExpertInnen sind.
Alle Leute hier im Land wissen ja, dass alles, was verteilt wird, auch hergestellt werden muss.
Die Zukunft des Freistaats, die Zukunft unseres Landes, die ist ja in den bekannter Weise hellen Köpfen der Sachsen und, nicht zu vergessen, der Sächsinnen zu suchen!
Deshalb müssen wir viel stärker in diese Köpfe investieren.
Wir haben richtig viele gute Hochschulen im Freistaat, in denen zB Spitzeningenieure ausgebildet werden.
Da muss der Freistaat aber noch viel stärker ran, diese Leute dabei zu unterstützen, hier, vor Ort Unternehmen zu gründen.
Jeder weiß doch, dass Industriepolitik im 21. Jahrhundert vor allem Technologiepolitik, Technologieförderung ist. Also Forschung und Entwicklung. Aber solange hier in Sachsen vorrangig verlängerte Werkbänke von Unternehmen stehen, die ihre Zentralen, ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen anderswo haben, so lange wird das hier eben nicht durch „den Markt“ wie das so schön heißt, geregelt.
Wir LINKE wollen technologischen Fortschritt unterstützen, der den Menschen im Land zugutekommt, der aber auch dafür sorgt, dass wir zB mit geringerem Ressourcenverbrauch die notwendigen Güter und Dienstleistungen produzieren können.
Dass wir Energie auf Dauer sicher und zuverlässig erzeugen können und wir von fossilen Energieträgern unabhängiger werden.
Das passiert aber nicht von allein, da braucht es gerade hier in Sachsen viel mehr Unterstützung durch den Freistaat, damit die Dinge entsprechend in Gang kommen und die hellsten Köpfe auch hierbleiben oder sogar herkommen:
Weil sie hier nämlich neues entdecken, entwickeln und herstellen können!
Das ist doch mal eine Aufgabe, die sich lohnt, angepackt zu werden, eine Aufgabe, für die es sich lohnt, DIE LINKE zu wählen!
Lassen Sie mich zum Schluss kommen.
Ich will Sie um was bitten und ich kann Ihnen was versprechen:
Gehen sie am 25. Mai zu Wahl und wählen sie DIE LINKE, weil wir auch in Europa eine strake Stimme für soziale Gerechtigkeit sein werden.
Wählen Sie selben Tag ihre Kandidaten für die Kommunalwahlen.
Sie haben drei Stimmen. Sie können Sie an eine Kandidatin oder einen Kandidaten geben oder sie auf mehrere verteilen, natürlich möglichst auf Menschen die meine Partei aufgestellt haben. Sollten sie jedoch der Meinung sein, sie finden auch bei SPD und GRÜNE geeignete BewerberInnen, dann drücke ich ein Auge zu.
Was ich Ihnen versprechen möchte und das mit Hinblick auf die Landtagswahlen am 31. August 2014, wenn Sie DIE LINKE wählen, dann ist garantiert, dass sie damit nicht dafür sorgen, dass die CDU an der Regierung bleibt.
Heißt, wir sind die Einzigen der demokratischen Parteien, die ausschließen mit der CDU eine Koalition einzugehen.
Heißt, Ihre Stimme für meine Partei ist klar eine Stimme für den politischen Wechsel in Sachsen, für langfristige soziale Sicherheit, Wohlstand und Perspektive für alle die hier leben
Glück auf!