Nach Affäre Hartung – wie lange braucht Tillich, um AfD-Leute kennenzulernen und Bündnisfrage zu beantworten?
Zur aktuellen Positionierung des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich im Gespräch mit seinem Brandenburger Amtskollegen, nachzulesen im Text „Ist doch so, oder, Stanislaw?“ der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“:
Erneut weicht Stanislaw Tillich der Frage nach einer möglichen CDU/AfD-Koalition aus – mit der wiederholten Behauptung: „Ich kenne die AfD-Leute nicht.“
Nun hat in den letzten Tagen die ganze Welt den bisherigen stellvertretenden AfD-Landesvorsitzenden in Sachsen, Parteisprecher und Zweitplatzierten auf der Landesliste näher kennengelernt, der mit abfälligen Bemerkungen über einen Akademiker mit Down-Syndrom für Entsetzen gesorgt hat. Er musste schließlich zurücktreten, vor allem wohl weil die AfD-Führung ihre Legende bedroht sah, die AfD sei eine Partei der bürgerlichen Mitte. Dieses Image wurde in der Vergangenheit schon durch den Fall Sören Oltersdorf angekratzt. Der junge AfD-Politiker hatte seinen Platz im Kreisvorstand Dresden räumen müssen, nachdem bekannt geworden war, dass er einen Kongress der NPD-Jugendorganisation in Thüringen besucht hatte.
Doch auch in anderen Bundesländern lösen AfD-Kampagnen Fassungslosigkeit aus, so unlängst in Nordrhein-Westfalen die Kopie eines NPD-Slogans. Da Herr Tillich ja bekennend internetaffin ist, hält er sich sicher auch über Informationsquellen wie „AfD Watch“ auf dem Laufenden, wo regelmäßig über Rechtslastiges aus der AfD informiert und diskutiert wird.
Daher hat die sächsische Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse daran zu erfahren, wann Herr Tillich seinen Informationsgewinnungsprozess über „die AfD-Leute“ abzuschließen gedenkt. Da es sich ja nicht um eine konspirative Untergrundorganisation handelt, die erst bei Eintritt in Regierungsämter ihr wahres Gesicht zeigt, dürfen wir erwarten, dass Herr Tillich als CDU-Landesvorsitzender und Spitzenkandidat im Wahlkampf unmissverständlich für Klarheit sorgt und die Frage beantwortet: Wie hält es Sachsens CDU mit der AfD?