Rede Landesparteitag Brandenburg am 5. Juni 2014 in Cottbus
Liebe Genossinnen und Genossen,
lieber Christian,
es ist mir eine ganz besondere Freude, heute hier bei Euch erstmalig zu Gast zu sein.
Euer Spitzenkandidat hat doch eine ganze Reihe wichtiger Grundsätze linker Politik – oder, um genauer zu sein – erfolgreicher linker Politik erläutert.
Und genau das ist der Grund meiner Freude, von Euch eingeladen worden zu sein. Denn hier in Brandenburg kann man sehr gut erkennen, auf welche Schwierigkeiten linkes Denken, linke Programmatik – kurz: linke Theorie in der Praxis stößt, jedoch der Widerspruch erfolgreich aufgelöst werden kann.
Gerade auf einem Wahlprogrammparteitag wie hier und heute geht es ja darum, ein linkes Profil vernünftig und glaubwürdig in ein Angebot an alle unsere potentiellen Wählerinnen und Wähler zu übersetzen.
Glaubwürdigkeit ist ja insbesondere für uns Linke ein ganz grundlegender Aspekt.
Aber ähnlich wie bei den verschiedenen Kompetenzfeldern ist Glaubwürdigkeit nichts, was sich beschließen lassen würde – sondern Glaubwürdigkeit wird zugesprochen, nämlich von den Wählerinnen und Wählern im Land. Oder, im schlechteren Falle eben nicht!
Allerdings ist politische Glaubwürdigkeit in der gesellschaftlichen Wirklichkeit etwas anderes, als das, was daraus oft in der innerparteilichen Debatte gemacht wird. Denn politisch glaubwürdig ist eine Partei dann – und das zeigen alle Forschungsergebnisse – wenn sie:
1. Über Themen und Probleme spricht, die in der Lebenswirklichkeit der Menschen von erheblicher Bedeutung sind
2. Diese Themen und Probleme auch so reflektiert, wie sie in der sozialen Realität der Menschen wahrgenommen werden
3. In diesem Zusammenhang Ideen, Vorschläge und Konzepte entwickelt, die in den Augen der Leute ihr Leben besser machen
und schließlich
4. Diese Konzepte den Betroffenen als im hier und jetzt realisierbar, als umsetzbar erscheinen.
Wer es also schafft, eine Programmatik zu entwickeln, die diesen Kriterien entspricht, der hat einen großen Schritt gemacht.
Ein großer Schritt, der, wie wir alle wissen, in unserer Partei nicht ganz leicht ist.
Ich denke, wir sollten für eine lebendige politische-inhaltliche Debatte sorgen, eine Debatte, die an den Themen entlang geführt wird und nicht entlang mehr oder weniger bizarrer persönlicher Vorwürfe und Unterstellungen.
Eines muss uns klar sein: Eine LINKE, die sich spannende und inhaltliche Debatten liefert, die ist interessant, daraus lässt sich viel an Attraktivität gewinnen.
Aber eine LINKE, die in innerparteiliche Rechthaberei, in ideologische Kleinkriege und persönliche Diffamierungen verfällt – eine solche Partei wird schwere Probleme haben.
Und deshalb denke ich, dass es in unserem gemeinsamen Interesse, im Interesse der wahlkämpfenden Landesverbände Brandenburg, Thüringen und Sachsen ist, ein klares Signal zu setzen, welches heißt:
DIE LINKE steht für eine politische Kultur der Wertschätzung und Achtung der politischen Arbeit aller unserer Genossinnen und Genossen. Alles andere hat keinen Platz in unserer Partei.
Also: Schluss mit persönlichen Vorwürfen und Diffamierungen.
Liebe Genossinnen und Genossen,
zurück zum Thema Glaubwürdigkeit! Denn auch wir in Sachsen sind ja unmittelbar von Eurer Arbeit betroffen.
Das, was ihr leistet, bildet den Maßstab dafür, woran wir gemessen werden.
Und da, wo ihr gegebenenfalls Probleme habt, werden sie uns mit Sicherheit brühwarm aufgetischt.
Denn selbstverständlich würde jeder noch so kleine Stockfehler bei Euch, der auch nur ansatzweise aus die politische Situation in Sachsen übertragbar wäre, gnadenlos ausgenutzt werden. In dieser Hinsicht habe ich aber eher gute Nachrichten zu überbringen.
Denn die rot-rote Regierung in Brandenburg gilt in Sachsen keineswegs als Schreckgespenst!
Neben den vielen konkreten fachlichen Übereinstimmungen in unseren Landesprogrammen, auf die ich nicht im Einzelnen eingehen will, gibt es einen ganz wichtigen und grundlegenden Punkt eures Regierungshandelns, der uns in Sachsen richtig hilft:
Das ist die NORMALITÄT, die ihr ausstrahlt.
Nun, die einen mögen jetzt vielleicht schockiert sein und denken: Huch, die einzige Partei die in so vielerlei Hinsicht einzigartig zu sein anstrebt, wirkt NORMAL?
Und die anderen vielleicht:
Na, da sieht man mal, dass der Gebhardt recht weit weg von Potsdam lebt, denn was hier abgegangen ist, das kann doch nicht NORMAL sein!
Naja, liebe Genossinnen und Genossen,
in der Tat ist der Blick aus ein wenig Abstand vielleicht auch ein wenig hilfreich. Denn klar ist, was unseren sächsischen Konservativen und Neoliberalen gar nicht gefallen will, wenn sie nach Brandenburg schauen:
Die Wirtschaft liegt nicht am Boden.
Die sozialen Standards sind nicht abgesunken.
Die Bildung nicht den Bach runter gegangen.
Die öffentliche Sicherheit nicht geschwächt. Und – ganz wichtig:
Die Finanzen sind auch nicht zu Grunde gerichtet worden.
Also Brandenburg ist durch die Regierungsbeteiligung der LINKN ist nicht untergegangen.
Und dann aber noch mehr: Auf all diesen Gebieten hat sich sogar was entwickelt – da will ich Christian und Margitta gar nichts hinzufügen – ihr habt in den letzten fünf Jahren was geleistet, worauf ihr stolz sein könnt.
Ich kann euch sagen: Wir sächsischen LINKEN sind stolz auf Euch!
Wir danken Euch für eure harte Arbeit in den letzten Jahren und — das kann ich euch jetzt nicht ersparen — wir wünschen euch noch viel mehr von dieser harten Arbeit!
Glück auf!