Unterwegs im Landkreis Sächsische Schweiz — Osterzgebirge
Am Mittwoch war ich am dritten Tag meiner Tour durch Sachsen im Landkreis Sächsische Schweiz — Osterzgebirge. Die beiden Direktkandidaten Verena Meiwald und Marco Mätze hatten sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: eine Fahrt mit der Weißeritztal-Bahn, eine Bädertour an der Talsperre Malter und eine Wanderung durch den Rabenauer Grund.
Abfahrt war vom Bahnhof Freital/Hainsberg. Die alte Dampflok mit ihren fünf Wagons fuhr ruhig und zuverlässig den Berg hinauf. Ortskundige Genossinnen und Genossen, die mich begleiteten, konnten mir auf meine Fragen jede Veränderung seit dem letzten Hochwasser erklärt. Dabei war übrigens auch eine Redakteurin des Bayrischen Rundfunks, die an einem Radioportrait über die sächsische LINKE arbeitet. Die kurvenreiche Strecke durch das malerische Tal der Roten Weißeritz ließen die Dampflok und die letzten Wagons mal rechts mal links am Fenster auftauchen. Doch im Mittelpunkt standen für mich natürlich die Gespräche mit den Mitreisenden. Bei jedem Halt, also etwa alle fünf Minuten, wechselten wir den Wagon, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Kleine Mitbringsel von der LINKEN wie Sonnenbrillen, Sonnencreme, Wasserbälle, aber auch unsere inhaltliches Material halfen, die gelegentliche Zurückhaltung am Anfang zu überwinden und Anknüpfungspunkte für muntere Gespräche zu schaffen. Alle Fahrgäste, mit denen ich gesprochen habe, kamen aus Sachsen. Viele machten in der Gegend Urlaub. Der Grund war nicht allein die schöne Landschaft. Den Urlaub hier „könne man sich wenigstens noch leisten“, hörte ich einmal ganz direkt.
In Malter endete für uns die Fahrt. Mit zwei Ruderbooten setzten wir auf die andere Seite der Talsperre um mit den dortigen Badegästen ins Gespräch zu kommen. Nur selten höre ich, dass alles gut oder alles schlecht sei. Die Menschen schauen genau hin, unterscheiden und lassen sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen – gut so!. Es geht ihnen nicht um große Worte, sondern um konkrete Politik, die sich im Alltag auswirkt. Ein Ehepaar, mit dem ich sprach, war mit seiner persönlichen Situation nicht unzufrieden. Beide haben Arbeit, da sollte man sich heutzutage nicht beklagen, sagten sie. Doch berichtete mir die Frau, die als Krankenschwester arbeitet, von der Situation in ihrem Krankenhaus. Immer mehr Arbeit müsse von weniger Personal bewältigt werden. Auch bei den Ärzten zeichne sich ein Mangel bereits ab. Und die Gesundheitsversorgung auf dem Land sei noch schlechter, das könne doch alles nicht sein. Ich stimmte ihr zu. Für DIE LINKE ist Gesundheit keine Ware. Der schnelle und sichere Zugang zu guter medizinischer Versorgung gehört zu den grundlegenden Bedürfnissen von allen. Deshalb sind die Kürzungen der ursprünglich vorgesehenen Investitionsmittel für Krankenhäuser durch die schwarz-gelbe Landesregierung falsch. Die Orientierung auf immer mehr Wettbewerb zwischen verschiedenen Trägern ist ein verhängnisvoller Weg. Mit der LINKEN wird es keine weiteren Privatisierungen von Krankenhäusern geben. Das ist sicher. Für ihre Finanzierung muss Sachsen Geld aufbringen. Es wäre durchaus vorhanden.
Danach waren wir noch im Strandcafé. Während ich eine Currywurst unter Palmenblättern aß, kam eine 83-jährige Rentnerin zu mir und erklärte: „Ich gehe nicht mehr zur Wahl. Wir ändern ja doch nichts!“ Damit war das Stichwort gegeben für eine interessante Diskussion über Geld und die Krisen der Welt, die große und die kleine Politik und persönliche Schicksalsschläge. Am Ende versprach sie mir die rüstige und hellwache Dame nur noch DIE LINKE zu wählen und auf dem Zeltplatz unter den Dauercampern für uns zu werben.
Am frühen Nachmittag traten wir den sechs Kilometer langen Rückweg zu Fuß an. Hinter der Talsperre verlässt der Wanderpfand die Landstraße und führte uns in den schattigen Seifersdorfer Grund. Der erneuerte Weg folgt den Mäandern der hier noch glasklaren Weißeritz und quert mehrfach die Schienen der Schmalspurbahn. Entgegen kommende Wanderer und Radfahrer waren zunächst überrascht, als sie unserem Flyer und kleine Geschenke verteilenden Trupp begegneten. Einer der Wanderer schaute zu mir: „Das ist doch der Gebhardt selber!“
Am späten Nachmittag hatten wir unser Ziel erreicht, allerdings in doppelter Zeit. Sehr oft wurde eben aus einem kurze Hallo ein längeres Gespräch, das nicht selten mit „Viel Erfolg!“ oder „Ich drücke euch die Daumen“ endete. Meine Füße wurden am Ende des Tages ziemlich schwer, doch die Stimmung war gut. Ein toller Tag in einer schönen Landschaft, an dem ich viele interessante Menschen getroffen habe.