Wir brauchen Brücken‑, nicht Mauerbauer
25 Jahre nach Ende der 28-jährigen Mauerzeit sollten im Mittelpunkt des heutigen Tages die Schlussfolgerungen stehen, die wir aus der verfehlten und historisch gescheiterten Politik des Mauerbauens ziehen. Heutige Mauern richten sich nicht mehr gegen die eigene Bevölkerung, können aber auch tödlich sein: So kamen mehr als hundert Flüchtlinge in Oder und Neiße zu Tode — nachdem die todbringende innerdeutsche Mauer geschleift war. Wer nun wie manche Parteien auf der Rechten wieder mehr Grenzregime zu unseren Nachbarn fordert, hat historisch nichts gelernt. Die Probleme, die wir heute haben, müssen wir zusammen mit unseren Nachbarländern und nicht gegen sie lösen. Ich finde es auch befremdlich, dass beispielsweise ein Flüchtling, der in Bautzen lebt, ein kompliziertes bürokratisches Antragsverfahren durchlaufen muss, ehe er vielleicht seine Familienangehörigen in Chemnitz besuchen darf. Hier brauchen wir die in Brandenburg herrschenden Regeln der Freizügigkeit. Vor einem Jahr starb Lothar Bisky, ein in ganz Europa über die Grenzen von Parteien und Nationen hinweg anerkannter Brückenbauer. Er nutzte Politik wie Kultur, um Gräben zwischen Menschen zu überwinden. Seinem Erbe fühlen wir uns als LINKE gerade an einem solchen Tag verpflichtet. Überall. Besonders aber auch in Sachsen.