Pressekonferenz in Vorbereitung des Plenums am 16. Dezember 2014
Die Wahl des Ausländerbeauftragten wird spannend: Wir haben einen Kandidaten der CDU, den die halbe CDU-Fraktion nicht haben will, und eine Kandidatin, die über die einstimmige Zustimmung von LINKEN und GRÜNEN verfügt. Außerdem ist unsere Kandidatin Petra Zais beim Thema Migration und Asyl seit vielen Jahren engagiert und eine anerkannte Expertin, während der Kandidat der CDU bisher mit diesen Themen in keiner Weise öffentlich in Erscheinung getreten ist.
Gleichwohl habe ich Herrn Mackenroth geschrieben, dass unsere Fraktion gerne mit ihm sachlich und vertrauensvoll zusammenarbeiten will, falls er doch gewählt werden sollte. In diesem Fall werden wir ihn schnell in unsere Fraktion einladen. Herr Mackenroth hat sich dafür bedankt und angekündigt, dass er gern unserer Einladung folgen wird.
Dieser selbstverständliche kollegiale Umgang im Interesse des Gemeinwohls – also hier für die bestmögliche Integration der Menschen, die aus aller Welt zu uns nach Sachsen kommen – wird trotz der jüngsten inakzeptablen Ausfälligkeiten des CDU-Fraktionsvorsitzenden aus unserer Sicht weiter der Regelfall im Landtag bleiben. Das gilt aber nicht für Herrn Kupfer. Für seine Gleichsetzung von GRÜNEN und LINKEN mit den Nazis von der NPD hat er immer noch nicht um Entschuldigung gebeten. Solange er das nicht tut, kann es keine Rückkehr zur Normalität im Umgang mit Herrn Kupfer geben.
Seine sogenannte Klarstellung, die er am selben Abend nachgeschoben hat, klärt eben nichts. Der CDU-Fraktionsvorsitzende stellt LINKE und GRÜNE mit der NPD auf eine Stufe, weil wir uns erlaubt haben, eine eigene Kandidatin für ein Amt aufzustellen, das laut Regularien aus der Mitte des Landtags zu wählen ist. Da sitzt aber nicht nur die CDU.
Nun ist Herr Kupfer ja Wiederholungstäter. Er fand unlängst die Demokratie schwer erträglich, weil Bodo Ramelow neuer demokratisch legitimierter Ministerpräsident unseres Nachbarlandes Thüringen geworden ist. Offenbar hat Herr Kupfer geistig in 25 Jahren nie seinen Horizont in Blockpartei und Nationaler Front zu DDR-Zeiten verlassen. Ich empfehle ihm, die derzeitigen Jubiläen zu 25 Jahren friedlicher Revolution zur geschichtlichen Aufarbeitung in eigener Sache zu nutzen.
Wir haben ja insbesondere in Dresden zurzeit mit einer Bewegung auf der Straße zu tun, die mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ an den Wendeherbst 1989 anzuknüpfen versucht. Das Thema, das Pegida vor allem umtreibt, Asyl und Zuwanderung, wird unter insgesamt vier Tagesordnungspunkten besprochen. Wir sind also im Parlament auf der Höhe der aktuellen Streitfragen auf der Straße, die gestern in Dresden pro und kontra über 20.000 Menschen in Bewegung gesetzt hatten.
Unser Schwerpunkt ist mit der zweiten Aktuellen Debatte die Fragestellung: „Wie solidarisch ist das ‚Abendland’? Sorgen ernst nehmen, Willkommenskultur entwickeln“ und unser Antrag für ein ganzheitliches Handlungs- und Kommunikationskonzept für eine menschenwürdige Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen in Sachsen.
Am zweiten Tag haben wir die aktuelle Heimsuchung der deutschen Autofahrer-Nation durch eine bayerische politische Macht auf die Tagesordnung des Sächsischen Landtags gesetzt. Es geht um die Maut der CSU. Sie droht nicht nur längerfristig die Bevölkerung abzukassieren, sondern hat als Nebeneffekt eine elektronische Totalüberwachung des Verkehrs, was in ganz Deutschland die Datenschutzbeauftragten auf die Barrikaden treibt. Wir wollen daher, dass sich Sachsen dafür stark macht, diese politische Missgeburt schnellstmöglich zu beerdigen. Bei der Gelegenheit möchten wir auch weitere Aufklärung vom sächsischen Innenminister über die von ihm zu verantwortende ausufernde Kennzeichenerfassung in Sachsen bekommen. Dabei ist bekanntlich in punkto Kriminalitätsbekämpfung fast nichts herausgekommen.
Es ist die letzte Landtagssitzung vor Weihnachten. Daher wünsche ich Ihnen schon mal schöne, friedliche Feiertage.
Mein schönstes Weihnachtsgeschenk habe ich schon bekommen – bei meinem Besuch in Erfurt: mit der Wahl von Bodo Ramelow zum Ministerpräsidenten.
Zu vielen anderen Themen der Landtags-Tagesordnung habe ich hier jetzt nichts gesagt. Aber vielleicht haben Sie ja noch Fragen.