Grußwort beim parlamentarischen Abend der Nordostchemie
Sehr geehrter Herr Dr. Kriegelsteiner,
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst möchte ich mich für die Einladung und Möglichkeit bedanken heute anlässlich des traditionellen parlamentarischen Abends der Nordostchemie in Dresden ein Grußwort halten zu können.
Wenn ich zu Ihnen komme, muss ich immer unweigerlich an meinen Vater denken, der in Leuna gelernt hat und in Unmittelbaren Nähe von Leuna gewohnt hat, heißt ich war als Kind oft bei meinen Großeltern und damit kam man unmittelbar ob man es wollte oder nicht mit Leuna und Buna in Berührung -:)
Wir alle haben heutzutage ein Handy in der Tasche.
Dieses Handy könnte ohne chemische Stoffe nicht hergestellt werden. Zudem ist die Chemiebranche mit ihren Lacken, Kunststoffen und sonstigen Materialien nach dem Auto- und dem Maschinenbau der drittwichtigste Wirtschaftszweig der deutschen Industrie.
Die chemische Industrie nimmt also eine unverzichtbare Rolle ein, nicht nur zur Herstellung von Handys und Automobilen, sondern ist unverzichtbar für den ostdeutschen Arbeitsmarkt.
Wenn wir an das Dreieck zwischen Bitterfeld, Leipzig und Halle im Jahr 1990 zurückerinnern, sehen wir schmutzige und stickige Regionen.
Die Kinder in Bitterfeld hatten dreimal so häufig mit Bronchitis zu kämpfen wie anderswo, Grundschüler wurden klassenweise zur Luftkur an die Ostsee geschickt. Noch schwerer aber wog die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit und die damit verbundene Leugnung dieser Probleme in der DDR.
Das hat sich radikal gewandelt und ja, wir sprechen heute offen über mögliche Konsequenzen unseres Handelns für Mensch und Natur.
Da wird es nicht immer Übereinstimmung geben, aber eine demokratische Gesellschaft zeichnet sich ja dadurch aus, reden, diskutieren, ja auch streiten und dann zu einer Lösung kommen.
Ich sage dies nicht nur angesichts meiner persönlichen Erlebnisse als Kind und Jugendlicher, sondern in Angesicht leider aktuellen Ereignissen auf vielen Straßen und Plätzen unseres Landes, wo es leider keine demokratische Streitkultur mehr zu geben scheint sondern oft nur noch verbale Entgleisungen bis zu Androhungen von Gewalt oder sogar Gewalt.
Selbstverständlich steht Ihre Branche der Energiewende grundsätzlich positiv gegenüber und gleichzeitig höhere ich berechtige Stimmen gerade auch aus ihrer Branche was die sogenannte Sicherung der Grundlast betrifft.
Jedoch weiß ich auch persönlicher Erfahrung aus Firmenbesuchen z.B. in Kamenz, dass sie sich als Branche sehr intensiv an der Erforschung und Entwicklung von Speicherkapazitäten beteiligen.
Beim Thema Gentechnik bei Pflanzen, den Einsatz von Nanopartikeln und auch beim Thema Fracking, also der Erdgasgewinnung aus Schiefergas, haben wir unterschiedliche Auffassungen. Wir denken, dass nicht alles was möglich ist, auch notwendig ist um es anzuwenden. Heißt, hier sehen wir mehr Gefahren als Nutzen.
Anderseits sehen aber auch wir, dass mit Karbonfasern das Gewicht von Windradflügeln gesenkt wird, sodass diese wahrscheinlich effizienter Elektrizität produziert werden kann. Sie sehen, es ist nicht immer so einfach mit der Ablehnung oder der Bejahung
Neben der Nachhaltigkeit wird uns aber in den kommenden Jahrzehnten vor allem ein weiteres Thema politisch beschäftigen: der demografische Wandel.
Sie haben in der von Ihnen vorgelegten Studie mit dem Titel: „Die deutsche Chemische Industrie in den Bundesländern 2030 –Region Nordost“ festgestellt haben, ist die Demographie ein wesentlicher Eckpfeiler für die zukünftige Entwicklung.
Die Gesamtbevölkerung in Deutschland wird demnach bis 2030 um rund 2,3 Millionen auf 79,3 Millionen sinken. Damit verbunden ist ein massiver Rückgang des Arbeitsangebotes.
Zumindest war das bisher die „Bevölkerungsvorausrechnung“ des Statistischen Bundesamtes bis 2060.
Aktuell sind 12,5 Millionen Menschen in den ostdeutschen Bundesländern zu Hause. Bis 2060 könnten es gerade mal neun Millionen sein – ein Minus von 25%.
Ob diese in naher Zukunft tatsächlich so eintretten wird, da habe ich angesichts der aktuellen Entwicklung so meine Zweifel.
Der Gesellschaftswandel, der durch steigenden Altersdurchschnitt und regionale Entvölkerung auf der einen und Zuwanderung überwiegend junger Menschen auf der anderen Seite eintritt, ist das zentrale Thema der nächsten Jahre.
Wir müssen deswegen vermitteln, dass dieser Prozess eine Chance für Sachsen ist und keine Bedrohung.
Wir müssen vermitteln, dass die Zeiten, in denen die sächsische Gesellschaft – trotz Zuzug aus nicht sächsisch sprechenden Regionen in den letzten Jahren — weitgehend homogen war, vorbei sind.
Hier möchte ich Sie bitten Ihren Anteil zu leisten, diese enorme Kraftanstrengung zu bewältigen. Ich bin da sehr optimistisch bei Ihnen einen guten Partner zu finden.
Wir benötigen Nachhaltigkeit im Ökologischen Bereich. Sie brauchen Möglichkeiten im Ökonomischen Bereich und Menschen brauchen eine soziale Perspektive auch im Arbeitsmarktbereich. Das zusammen sicher den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft!
Glück Auf!