Dulig gibt den Seehofer – unklare und unrealistische Forderung nur Wasser auf Mühlen von AfD und Pegida
Zu den Interview-Aussagen von Sachsens Vize-Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) zur Flüchtlingspolitik – „wir schaffen es zurzeit nicht mehr“, „brauchen wir jetzt eine Atempause“:
Martin Dulig gibt den Seehofer. Er kann nun jeden Tag die Gebetsmühle „Flüchtlings-Stopp“ mit bedienen wie schon der bayerische Ministerpräsident, es bringt nur nichts. Sondern richtet schrecklichen politischen Flurschaden an. Man kann doch nicht die aggressive Tonlage von Pegida kritisieren und gleichzeitig deren Kernforderung übernehmen. Das ist schizophren und führt politisch ins Aus. Seehofer hat Ungarns rechtsnationalistische Abschottungspolitik unter Orbán gelobt – aber der monströse Zaun an der ungarischen EU-Grenze hält offenkundig keinen einzigen Flüchtling vom Weg nach Deutschland ab. Der von Dulig konstruierte Gegensatz zwischen „Herz“ und „Verstand“ in der Flüchtlingspolitik ist grober Unfug. Das „Dublin“-Abkommen, auf das nun von Dulig über Kupfer bis Seehofer viele hoffen, war schon vor Angela Merkels humanitären Gesten gegenüber den Flüchtlingen faktisch tot: Die überforderten EU-Grenzländer haben Hunderttausende unregistriert weiter ziehen lassen, und die „Dublin-Verfahren“ haben dann in Deutschland ohnehin schon überlange Asylverfahren schier endlos in die Länge gezogen. Zumal das „Dublin“-Abkommen immer zum Ziel hat, die Geflüchteten an der Außengrenze der EU zu belassen. Die Solidarität der Mitteleuropäer bei der Bewältigung der Vor-Ort-Probleme hielt sich in Grenzen. Nun rächt es sich bitter, dass in der Europäischen Union seit ihrer Gründung von Solidarität nie ernsthaft die Rede war. Schon den „Tag der deutschen Einheit“, den es ohne den Mauerfall 1989 und vorher die Öffnung der ungarischen Grenze so nicht gegeben hätte, hatte Martin Dulig leider schon zu einem solchen Ruf nach Grenzschließung missbraucht. Wie schon am 3. Oktober erfahren wir auch am 15. Oktober von ihm nicht, wie er sich das praktisch vorstellt. Die Bundeskanzlerin sagt: Die Abschottung kann nicht funktionieren, und deshalb müssen wir die Flüchtlingsaufnahme schaffen. Dulig dreht das um und proklamiert: Wir schaffen es nicht, und deshalb muss die Abschottung irgendwie gemacht werden. Es ist aber verantwortungslos, unrealistische Forderungen zu erheben, deren Nichteinlösung dann nur dazu führt, dass die AfD in Sachsen die SPD überholen wird. Ich schätze Martin Dulig seit langem persönlich und bedauere umso mehr seinen politisch unnötigen Schwenk. Bleibt er dabei, schaffen wir den notwendigen Politikwechsel in Sachsen nicht. Dann wird es 2019 eine CDU/AfD-Koalition geben. Was Martin Dulig zurzeit macht, ist Wasser auf die Mühlen von AfD und Pegida. Besonders peinlich: Sachsens CDU (!)-Ministerpräsident Tillich sagt laut Mitteilung der Staatskanzlei heute vor dem Bundesrat in einer Rede, zu der ich sonst viel Widerspruch habe: „Und wir schaffen es derzeit.“ Was ist das für eine SPD, die in einer Schlüsselfrage sozialer Integration hinter die CDU zurückfällt?!