Regierungseintritt der SPD brachte keine neue politische Kultur
Zum Jahrestag der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages von CDU und SPD in Sachsen erkläre ich:
Der erhoffte Neustart der politischen Kultur in Sachsen ist ausgeblieben – die Arroganz und Ignoranz der von der CDU geführten Regierungen gegenüber der demokratischen Opposition ging trotz Regierungseintritts der SPD weiter.
Das zeigte das „Durchpeitschen“ der von der Bevölkerung abgelehnten Änderung des Abgeordnetengesetzes. Da helfen keine verspäteten Krokodilstränen des SPD-Landesvorsitzenden und stellvertretenden Ministerpräsidenten. Das zeigt auch die Weigerung des CDU-Fraktionsvorsitzenden, zum Thema Verfassungsmodernisierung die noch vor den Wahlen in einem Spitzengespräch der Fraktionen vereinbarten Gespräche nun auch zu führen. Dabei sollte es auch um Absenkung der Hürden für Volksbegehren und Volksentscheide gehen.
Aber nicht nur im Parlament, auch in der Gesellschaft Sachsens hat diese Koalition kein gutes Klima gemacht. Wo ein „Klima der Akzeptanz, der Empathie und des gemeinsamen Miteinanders“ in der Flüchtlingspolitik geschaffen werden sollte, bestimmen gewalttätige Blockaden, heimtückische Brandanschläge und aggressive Ausschreitungen die Bilder, dazu lässt Sachsens CDU Brandbriefe schreiben. Unsere ausgestreckte Hand zu einem humanitären Konsens beim Umgang mit Asylsuchenden wurde bisher ausgeschlagen. Die Kommunen wiederum wurden im Regelfall nicht wie versprochen „frühzeitig und umfassend“ informiert.
Wir stehen vor einer mit den Wendezeiten 1989/90 vergleichbaren Herausforderung. Was vor einem Jahr formuliert wurde, ist heute zum Großteil Makulatur wie der sächsische Landesentwicklungsplan. Die Zeiten des schrumpfenden, alternden Sachsen sind vorbei. Für das neue wachsende und jünger werdende Sachsen hat noch niemand einen Plan. Dafür brauchen wir einen gesellschaftlichen Dialog aller demokratischen Kräfte auf Augenhöhe. Wir sind dazu bereit, es wäre schön, wenn die Koalition ihre Wagenburgmentalität verlässt.
So gibt es ein Jahr nach Unterzeichnung des Koalitionsvertrages eher mehr Baustellen als zuvor – deshalb sollte schon heute daran gearbeitet werden, dass es nach Abschluss des Zeitraums des Koalitionsvertrages – 2019 – zu einer innovativeren Mehrheit kommt.