Bisher hat Sachsen gar keine Streitkultur – Unkultur der CDU-Alternativlosigkeit hat zur Eskalation geführt
Zum Interview von Arnold Vaatz in der „Sächsischen Zeitung“ von heute – „Einwände gegen Politik dürfen nicht beliebig kriminalisiert werden“ – anlässlich des Austritts des früheren sächsischen Justizministers Heitmann aus der CDU erkläre ich:
Herr Vaatz irrt: Sachsen braucht nicht eine „andere“ Streitkultur, sondern überhaupt eine. Die zeitgenössische Regierungs-Unsitte scheinbarer „Alternativlosigkeit“ wurde 1990 in Sachsen von der CDU erfunden, die all ihr Tun als widerspruchsfrei heilbringend verkündete. Herr Vaatz trägt von Anbeginn an im und für den Freistaat politische Verantwortung – auch für diese Unkultur, die der Eskalation der Auseinandersetzungen Vorschub leistet.
Was aber besonders ärgerlich ist: Herr Vaatz will nun einem rassistisch geprägten „Teil der Öffentlichkeit“ Gehör verschaffen. Mit der Diskriminierung und Kriminalisierung linker und antifaschistischer Teile der Öffentlichkeit hatten er und die CDU in Sachsen nie ein Problem. Das wiederum gehört zum Kern des aktuellen Problems. Dass die CDU seit vielen Jahren eine Absenkung der überhohen Hürden der direkten Demokratie blockiert, verschweigt Herr Vaatz geflissentlich.
Sachsens Justizminister Gemkow hat im Zusammenhang mit unserer Antwort auf den Anschlag gegen seine Privatwohnung im „Zeit“-Interview festgestellt: „Die Demokraten rücken zusammen.“ Es ist allerhöchste Zeit, dass sich die sächsische CDU und Herr Vaatz diese Sichtweise zu eigen machen. Dann können wir auch gemeinsam die Rahmenbedingungen für eine funktionierende Streitkultur in Sachsen schaffen.