Begrüßungsrede der Veranstaltung „Willkommen in Sachsen?“ Abschluss der Willkommenstour und Perspektiven für eine menschenwürdige Aufnahme und Teilhabe Geflüchteter in Sachsen.
Sehr geehrte Damen und Herren, werte Gäste, liebe Engagierte, liebe Genossinnen und Genossen,
als Fraktionsvorsitzender der LINKEN im Sächsischen Landtag möchte ich Sie und Euch heute herzlich zur Veranstaltung „Willkommen in Sachsen? — Perspektiven für eine menschenwürdige Aufnahme und Teilhabe Geflüchteter“ begrüßen.
Mit der heutigen Veranstaltung möchten wir ein erstes Resümee aus unserer Tätigkeit als Fraktion im Bereich „Asylpolitik & Flüchtlingsarbeit“ des vergangenen Jahres ziehen. Und wir möchten dies nicht unkommentiert und unreflektiert machen, sondern vor allem mit den Helfer_innenstrukturen vor Ort ins Gespräch kommen.
Vor dem Hintergrund der uns seit Beginn der Legislatur begleitenden GIDA-Demonstrationen, der Erhöhung der Gelüchtetenzahlen und der rassistischen Übergriffe war es meiner Fraktion gelungen maßgeblich in den parlamentarischen Prozess einzuwirken.
Dies gelang uns im Wesentlichen durch die Sondersitzung des Innenausschuss im Zuge des Versammlungsverbotes für den 19. Januar 2015 in Dresden. Auch die daran anknüpfende Fachregierungserklärung vom Innenminister Markus Ulbig und der dazugehörigen Debatte wurde medial als „Sternstunde“ des Parlaments beschrieben. Der politische Fokus der Fraktion lag dabei auf der verfehlter Politik und dem Versagen der 25 jährigen CDU-Regierung in Sachsen.
Am 6. August traf sich auf Antrag meiner Fraktion der Innenausschuss, um über die Situation der errichteten Zeltstadt in Dresden zu diskutieren und das Thema menschwürdige Unterbringung der Geflüchteten zu thematisieren.
Kurzfristig haben wir uns dann zu unserer Klausur der Fraktion die Integrationsministerin in die Fraktion eingeladen um mit ihr ins Gespräch über die Situation der Geflüchtete zu kommen.
Auch die am 04. September 2015 stattgefundene Sondersitzung des Landtages „Asyl und Flüchtlinge“ im Sächsischen Landtag, als Reaktion auf die rassistischen Übergriffe in Heidenau und anderen Orten, erfolgte auf gemeinsamer Initiative der Oppositionsfraktionen der LINKEN und GRÜNE.
Wir hatten – wegen der angespannten Situation — zunächst der Regierungskoalition ein gemeinsames parteiübergreifendes Vorgehen angeboten mit den Worten:
„Lassen Sie uns gemeinsam einen Asylgipfel der Zivilgesellschaft machen! Lassen Sie uns gemeinsam vor Ort Runde Tische zum Thema Integration der Flüchtlinge organisieren!“.
Dieses Angebot wurde in erster Linie vom Fraktionsvorsitzenden der CDU, Frank Kupfer ausgeschlagen.
Ich selbst habe mich mehrfach öffentlich zu Wort gemeldet und auch Ideen präsentiert wie wir als LINKE uns den aktuellen Fragen stellen, im Zusammenhang mit der Thematik der Zuwanderung. Dabei sind wir immer davon ausgegangen, dass wir die Geflüchteten nicht nur als Opfer, sondern als aktive Akteur_innen ansehen sollten.
Wir haben auch immer von Beginn an darauf verweisen, dass wir Zuwanderung als Chance als Bereicherung für den Freistaat Sachsen ansehen. Erstmalig nach 25 Jahren wurde nicht mehr von Rückbau und Abwanderung sondern von Wachstum gesprochen.
Das Thema Flüchtlinge und Asyl ist in diesem Moment das wesentliche Thema und wird bzw. hat z. T. unsere Gesellschaft nachhaltig verändern.
Es erschien uns vor diesem Hintergrund nicht richtig dieses Thema für parteipolitische Interessen zu nutzen.
Das die CDU Sachsen jedoch auch nach den Übergriffen in Heidenau, den vielen Brandanschlägen im Land Sachsen und der zunehmenden Inkompetenz des Innenministers Markus Ulbig immer noch nicht bereit ist strukturierte und vor allem sinnvolle Wege auf Landesebene zu gehen, zeigen die Plenarreden des Fraktionsvorsitzenden der CDU Frank Kupfer.
Dieser macht sich dabei zum Sprecher „des Volkes“ und glaubt nicht, dass Integration möglich ist. Dass er dabei Vorurteile und Stereotype bedient und damit zu einer Zunahme der Stimmungsmache gegen Flüchtlinge beiträgt, scheint kalkuliert. Dabei ist jetzt schon klar, die Bundesrepublik wird sich verändern. Wer das nicht begreift, stellt sich außerhalb der gesellschaftlichen Entwicklungen.
Dass wir aber nicht nur im Elfenbeinturm „Sächsischer Landtag“ politisch tätig sind, — vom dem hatte ich ja bisher gesprochen — zeigt unsere von April bis November durchgeführte „Willkommenstour“, die gemeinsam die sächsischen Abgeordneten der verschieden Ebene also Europa, Bund und Land durchgeführt haben.
Eine zentrale Rolle nahm dabei die Besichtigung der Unterkünfte in den verschiedenen Landkreisen ein, sowie eine Ausstellung im öffentlichen Raum. Dementsprechend reisten wir mit der Ausstellung „Fluchtgeschichten“ — in Form von roten Aufstellern in Menschengestalt — durch alle sächsischen Landkreise und konnten eine sehr gute Resonanz erreichen.
An dieser Stelle möchte ich mich daher als Fraktionsvorsitzender vor allem bei unseren Regionalmitarbeiter_innen bedanken, die vor Ort die einzelnen Termine organisiert und koordiniert haben.
Eine Auswertung der Tour wird uns heute die Sprecherin der Fraktion für Flüchtlings- und Migrationspolitik, Juliane Nagel vorstellen.
Anschließend wollen wir mit euch im Rahmen eines ‘Worldcafé’ ins Gespräch kommen, eure Wünsche, Probleme und Perspektiven diskutieren.
Nach einer kurzen Pause gibt es anschließend eine Podiumsdiskussion zu den europäischen und bundesweiten Perspektiven für eine menschenwürdige Aufnahme mit der Europaabgeordneten Dr. Cornelia Ernst, sowie der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke, die ich ganz herzlich begrüße.
Ziel der heutigen Veranstaltung soll sein, Eckpunkte für eine parlamentarische Initiative zur menschenwürdigen Aufnahme und Teilhabe für Geflüchtete in Sachsen zu erstellen.
Allen Referent_Innen und Teilnehmer_Innen nochmals ein herzliches Willkommen und ein Dankeschön für euer und Ihr wichtiges Engagement vor Ort!
Zum Schluss, möchte ich es aber nicht versäumen den stellv. Parteivorsitzenden der LINKEN, dem Bundestagsabgeordneten Axel Troost zu begrüßen und ihm das Wort erteilen.