MDR-Umfrage: Eigene Erfahrungen mit Flüchtlingen und sozialer Ausgleich sind Rezepte gegen Angst und Hass
Die Ergebnisse der von MDR beauftragten infratest dimap-Befragung „SachsenTREND Dezember 2015“:
Anders als im September hat die Mehrheit der Sächsinnen und Sachsen heute keine Angst vor „zu vielen Flüchtlingen“. Das ist eine gute Nachricht, die wohl darauf beruht, dass inzwischen immer mehr Menschen eigene Erfahrungen mit geflüchteten Menschen sammeln. Die wirken am besten gegen das Gift der Panikmache und Pauschalverdächtigung. Dennoch gibt es weiter verbreitete Vorbehalte gegen Geflüchtete. Eine klare bis knappe Mehrheit der Bevölkerung befürchtet, dass die Fluchtbewegung zu höherer Staatsverschuldung, einem „zu starken Einfluss des Islam“, zu mehr Straftaten oder mehr Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt führen könnte. Die demokratischen Kräfte müssen Antworten darauf geben, irrationale Ängste entlarven und Vorbehalte abbauen. Das geht am besten durch Handeln. Wir müssen Ordnung bei Flüchtlingsaufnahme, ‑registrierung und ‑unterbringung schaffen sowie für geordnete Asylverfahren sorgen. Wir müssen Integration organisieren, am besten über die Vermittlung in Sprachkurse und Arbeit. Wir müssen dafür sorgen, dass hohe Einkommen und große Vermögen stärker zur Finanzierung des Gemeinwesens herangezogen werden, damit die öffentliche Hand ihre Aufgaben erfüllen kann – das war schon vor der Fluchtbewegung unabdingbar. Wir müssen darauf hinweisen, dass auch die Muslime unter den Geflüchteten vor islamistischem Terror fliehen und es in der Regel ablehnen, dass Staaten mit religiösen Begründungen Freiheit einschränken. Wir müssen dafür sorgen, dass stärker in bezahlbaren Wohnraum investiert wird, was die Regierenden schon lange Zeit vor der Fluchtbewegung vernachlässigt haben. Wir müssen dem Generalverdacht entgegentreten, Geflüchtete seien per se krimineller als Einheimische, und durch mehr Personal für Polizei und Justiz den Rechtsstaat erhalten. Wir brauchen Maßnahmen, von denen Einheimische wie Geflüchtete profitieren. PEGIDA und Co. können und wollen keine Probleme lösen, im Gegenteil. Auch für alle Sächsinnen und Sachsen gilt zudem: Wir sollten eigene Erfahrungen mit Geflüchteten machen, anstatt auf Hetzer und Angstmacher hereinzufallen. Und wir sollten unseren neuen Nachbarn Zeit geben, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, und ihnen dabei helfen.