LINKE muss Arbeiterschaft zurückgewinnen – deutscher Rechtstrend kann in Sachsen wieder gedreht werden
Fünf Tage nach den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt lege ich mein Grundsatzpapier „Aus der Mitte der Linken dem Rechtstrend die Stirn bieten – in Sachsen Weichen stellen, wie’s mit Deutschland weiter geht“ vor. Damit knüpfe ich an mein Integrationspapier vom Oktober 2015 an, „Sachsen und die Fluchtbewegung – auch DIE LINKE muss Frage beantworten können: Wo führt das alles hin?“
Der „Kulturkampf“ um die Migration in Deutschland hat seit Jahren in Sachsen seinen „Hauptschauplatz“ und von hier aus eine rechtspopulistische Bewegung in ganz Deutschland entfacht. Deshalb müss es nun darum gehen, am Beispiel Sachsens zu zeigen, „wie der Trend nach Rechts (…) wieder gedreht werden kann: in Richtung eines humanistisches Leitbildes“.
Dabei hat die LINKE gerade auch in Sachsen eine besondere Verantwortung. Bei aller Vielschichtigkeit ihrer Anhängerschaft ist die eigene „Mitte“ eigentlich das Selbstverständnis als Partei der Arbeiterinnen und Arbeiter. Doch gerade im Arbeitermilieu, ob erwerbstätig oder arbeitslos, artikuliert sich im Ergebnis einer doppelten historischen Enttäuschung mit dem „Arbeiter- und Bauernstaat“ und nach der Wende mit einer CDU, die Wohlstand versprach und soziale Unsicherheit brachte, „der Sozialprotest mittlerweile immer stärker mit rechten Vorzeichen“. Es ist daher jetzt die Hauptherausforderung der LINKEN, die Arbeiterschaft zurückzugewinnen.
DIE LINKE soll für „vier Garanten grundsätzlicher Gleichheit in unserer Gesellschaft“ verlässlich und offensiv stehen: Längeres gemeinsames Lernen an der Schule bis mindestens Klasse 8, eine Bürger_innenversicherung für alle, solidarische Mindestrente und sanktionsfreie Mindestsicherung für alle. Ich sehe „keine Flüchtlings‑, sondern allgemeine Integrationskrise“, in der DIE LINKE nur mit einer für alle verständlichen Sprache wieder zu einer gefragten Ansprechpartnerin werden kann: „Die Akademisierung unseres Polit-Sprech ist abseits hochschulpolitischer Verlautbarungen breiter Meinungsbildung abträglich“.
Ich bin davon überzeugt, dass sich im Zuge der Integration von Geflüchteten „die derzeitigen Krisen auflösen“ (lassen), „die wir ohne sie auch schon hatten“: durch einen „Bürokratieabbau von links“, mit dem Menschen in ungesicherten Arbeits- und Lebensverhältnissen von entwürdigenden Regeln befreit werden. Ich führe damit mein Plädoyer „Prekarisierte aller Länder, macht gemeinsame Sache!“ in der Rede auf dem letzten Landesparteitag in Neukieritzsch weiter. Ich will „mit Flüchtlingsfamilien Strukturschwäche überwinden“ und einen Beitrag zur Überwindung der „Krise der Regionen“ leisten, denen die herrschende Politik das soziökonomische Rückgrat gebrochen hat.
Für linke Politik steht der „Mensch im Mittelpunkt“. Deshalb begrüße ich ausdrücklich die entsprechenden programmatischen Aussagen des diesjährigen 100. deutschen Katholikentages in Leipzig. Die „geschlossene Gesellschaft“ ist keine Alternative, da sie immer zu sozialer Ausgrenzung führt. Nachdem die sächsische Regierungskoalition mein wiederholtes Angebot eines „humanitären Grundkonsenses“ bei der Flüchtlingsaufnahme nicht angenommen hat, setzte ich nun auf die „gesellschaftliche ganz große Koalition des guten Willens, die von Wertkonservativen bis Linken reicht und Christen wie Atheisten umfasst“. Mit meinem Grundsatzpapier möchte ich einen Gedankenaustausch unterstützen, der „dem Ideal der Aufklärung folgend auf wirkliche Ursachen und Wirkungen“ schaut.