Eröffnungsrede zur 9. Armutskonferenz der Linksfraktion am 10. September 2016 in Leipzig
Liebe Genossinnen und Genossen, sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte Euch und Sie herzlich zur nunmehr 9. Armutskonferenz der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag unter dem Titel:
„Kinderarmut bekämpfen – soziale Herausforderungen ersten Ranges“ in Leipzig ganz herzlich begrüßen.
Die 8. Armutskonferenz unserer Fraktion vor einem Jahr fand in Zwickau statt. Am gleichen Tag ging einige hunderttausend auf die Straße um gegen CETA und TIPP zu demonstrieren. Diesmal haben wir besser geplant, die Demonstrationen gegen CETA und TIPP finden erst nächste Woche statt, unter anderem hier in Leipzig.
Andrea Nahles sagte kürzlich in einem Interview, dass Armut relativ ist, wenn man es mit früher vergleicht oder mit der Lage in anderen Ländern. Bereits vor einigen Jahren hat sie die übliche Armutsdefinition, ‘wer weniger als 60% des durchschnittlichen Netto-Einkommens zur Verfügung hat’, abgelehnt.
Aber auch eine Ablehnung der Begrifflichkeit ist ein politisches Signal.
Der bekannte Sozialwissenschaftler Christoph Butterwegge fürchtet in diesem Zusammenhang, dass (Zitat) „auf diese Art und Weise wieder versucht werden soll, das Problem zu verharmlosen und zu verdrängen“.
Also ein bekanntes Muster in der Politik – vor allem hier in Sachsen: Probleme nicht zur Kenntnis zu nehmen!
Andrerseits ist die Diskussion um den Begriff Armut — glaube ich — schon so alt, wie die Armut selbst.
Im Duden nachgesehen, wird der Begriff Armut mit Bedürftigkeit; Dürftigkeit, Kümmerlichkeit und Kargheit umschrieben.
Ich denke wir sind uns einig, dass der Mensch auf unterschiedlichen Ebenen arm sein kann, oft ist es nicht nur die einfache materielle Dimension.
Fakt ist, dass die gegenwärtige existierende Gesellschaft ¼ ihrer Kinder abhängt. Der Bertelsmann-Stiftung nach, ist jedes fünfte Kind unter 15 Jahren armutsgefährdet.
Es leben insgesamt 2,1 Millionen Jungen und Mädchen in Familien, die weniger als 60% des durchschnittlichen Netto-Einkommens zur Verfügung haben. Knapp die Hälfte der Haushalte, in denen diese 2,1 Millionen Kinder leben, beziehen staatliche Grundsicherung, also SGB-II-Leistungen.
Also es gibt genügend Gründe, dass wir uns als Fraktion – gemeinsam mit der Stadtfraktion Leipzig uns heute mit dem Thema: „Kinderarmut“ beschäftigen.
Aber – wie ich bereits bemerkt habe — es geht ja nicht nur um die materielle Armut, sondern um gleichberechtigte Lebenschancen die damit verbunden sind.
20% der Kinder, die Grundsicherung beziehen leben in beengten Verhältnissen und 76% der Kinder, deren Eltern auf Hartz IV angewiesen sind, können sich keinen Urlaub leisten.
Gerade jetzt zum Schuljahresstart – wo wir alle wissen, dass die neuen Medien auch in den Schulen eingezogen sind, gibt es 14% Kinder in Haushalten ohne Internet.
Fehlende soziale Teilhabe und materielle Unterversorgung ermöglichen eben keinen gleichberechtigten Start ins Leben, egal wie man Armut nun definiert.
Wir wollen uns heute vor allem mit dem durch Kinderarmut verbundenen Auswirkungen und Herausforderungen auseinandersetzen.
Nach dem Fraktionsvorsitzenden der Linken im Stadtrat zu Leipzig, Sören Pellmann und den Grußworten der neugewählten Bürgermeisterin für Kultur der Stadt Leipzig, Frau Dr. Skadi Jennicke, werden wir uns zunächst mit den Sächsischen Verhältnissen auseinandersetzen und einer dazugehörigen Großen Anfrage im Sächsischen Landtag von meiner Kollegin MdL Susanne Schaper, Sprecherin für Sozial- und Gesundheitspolitik der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag.
Die Antworten aus der Großen Anfrage hat mein ehemaliger Fraktionskollege Dr. Dietmar Pellmann – soweit die Staatsregierung in der Lage war überhaupt zu antworten – in einer anschaulichen uns sehr lesenswerten Broschüre aufbereitet.
Anschließend wird und Frau Prof. Dr. Heike Förster von der HTWK Leipzig über die „Probleme mit und Maßnahmen gegen Kinderarmut“, vor allem mit dem Fokus auf Leipzig, präsentieren.
Frau Prof. Dr. Heike Förster hat eine Professur für Soziale Arbeit in öffentlicher und freier Trägerschaft, mit dem Schwerpunkt Jugendhilfe.
In der daran anknüpfenden Diskussion, unter der Leitung von MdB Sabine Zimmermann, der arbeitsmarktpolitischen Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, möchten wir mit Ihnen ins Gespräch kommen und die Impulsreferate wirken lassen.
Nach der Mittagspause wird MdB Jörn Wunderlich, der familienpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der LINKEN, die „Armut im Spiegel von Kinderrechten und Menschenwürde“ betrachten.
Natürlich wollen wir uns auch der Frage widmen, welche kommunalen und landesweiten Handlungsoptionen im Kontext von Kinderarmut zur Verfügung stehen und begrüßen dazu, Hartmut Mann. Er ist Referent für Kinder- und Jugendhilfe beim ‚Paritätischen Landesverband Sachsen e.V’.
In der anschließenden Diskussion, können wir die dargelegten Handlungsoptionen mit der politischen Praxis spiegeln unter der Moderation von Naomi-Pia Witte, Stadträtin und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion die LINKE zu Leipzig.
Das letzte Wort – heute — hat Sabine Zimmerman.
Seien Sie alle herzlich begrüßen.
Ich freue mich auf eine interessante und vor allem anregende Diskussion.