“Wie hältst du es mit dem Fundament des Grundgesetzes?“ Gretchenfrage in Sachsen
Anlässlich des heutigen Holocaust-Gedenktages:
Der Holocaust-Gedenktag macht uns besonders bewusst, auf welchem Fundament Grundgesetz und gesellschaftliche Ordnung unseres Landes ruhen: der Antwort des tätigen „Nie wieder“ auf die Menschheitsverbrechen des Hitlerfaschismus.
In Sachsen werden fast täglich Anschläge auf dieses Fundament unserer Demokratie verübt – durch eine aggressive extreme Rechte, durch Angriffe auf Geflüchtete, durch Hass-Kriminalität in „sozialen“ Netzen, durch Einschüchterung Andersdenkender, Übergriffe auf Andersaussehende und Anderslebende. Viele Menschen engagieren sich für Solidarität und Menschenrechte und gegen Menschenfeindlichkeit. Dennoch ist die Zivilgesellschaft im Freistaat offenkundig noch viel zu schwach, dieser Umtriebe rechtzeitig Herr zu werden.
Viel zu stark dagegen sind die politischen Lobbyisten des Schlussstrichs, des verordneten Vergessens dieser Menschheitsverbrechen, um eine 180-Grad-Kehrtwende des Gedenkens zu vollziehen, in dem für die Opfer des Faschismus kein Platz mehr ist. Damit werden auch die heutigen Opfer von Menschenfeindlichkeit an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Zehn Jahre saß mit der NPD eine Partei im Landtag, die mit der Verfassung auf Kriegsfuß steht und dem Konsens des „Nie wieder“ nie zugehörig war. Nun sitzt auf der rechten Seite mit der AfD eine Partei, deren Repräsentant Höcke geschichtspolitisch kaum von der NPD zu unterscheiden ist und deren Chefin Petry das fatale Wort „völkisch“ rehabilitieren möchte.
So bleiben die alltäglichen Konsequenzen aus dem heutigen Gedenktag gerade in Sachsen eine besondere Herausforderung. Die Absage an gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist bei uns leider längst keine Selbstverständlichkeit, wie der jüngste Sachsen-Monitor erschreckend belegt. Die Frage „Wie hältst du es mit dem Fundament des Grundgesetzes?“ wird daher zur Gretchenfrage in der Landespolitik. Wer sich nicht unzweifelhaft auf dem Boden des „Nie wieder“ bewegt, kann als Partner in der Politik nicht in Frage kommen.