Kaum Ostdeutsche in Führungsposition – Politik muss handeln, im Selbstlauf löst sich Problem nicht
Heute findet in Berlin das Symposium „Ostdeutsche Eliten – Träume, Wirklichkeiten und Perspektiven“ der Deutschen Gesellschaft e.V. und der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer statt. An der Veranstaltung nehmen auch Susanna Karawanskij, Ostdeutschland-Koordinatorin der Linksfraktion im Bundestag, und ich teil.
Dazu erklärt Susanna Karawanskij: „Das Gesicht des Ostens in Führungspositionen ist überwiegend westdeutsch – seit 15 Jahren ist bekannt, dass der Transformationsprozess nach der deutschen Einheit auch in personeller Hinsicht schiefgegangen ist. Geändert aber hat sich seither nichts, im Gegenteil: Vielerorts – ob in Verwaltung, Hochschulen oder der Wirtschaft –verschärft sich die Unterrepräsentanz der Ostdeutschen weiter.
Es bedarf daher Strategien, dieses dramatische Ungleichgewicht endlich zu beseitigen. Der Glaube, die Sache regele sich im Selbstlauf, ist von der Wirklichkeit widerlegt. Weiteres Ignorieren gefährdet die Akzeptanz der Demokratie, denn bei vielen Menschen verfestigt sich der Eindruck, oft entscheide eben nicht in erster Linie die Leistung, sondern – das alte böse Wort – die „Seilschaft“, wer wen von früher her im Westen gekannt oder weiterempfohlen bekommen hat. Deshalb erwarte ich von der heutigen Diskussion Impulse fürs politische Handeln.“
Ich füge hinzu: „Es geht nicht um Wessi-Bashing, sondern um die Beseitigung einer gefährlichen gesellschaftlichen Schieflage. Man stelle sich vor, in den meisten Schlüsselpositionen Bayerns säßen Sachsen – da wäre dann die Bevölkerung in Bayern auch nicht der Meinung, das habe nur damit zu tun, dass sich unter ihr fast kein geeignetes Personal fände.
Die falschen Weichenstellungen der 90-er Jahre rächen sich bis heute. Das ist eine Treuhandpolitik gewesen, die kompetente ostdeutsche Wirtschaftsleute ausgegrenzt hat. Das ist eine staatliche Personalpolitik gewesen, die zwar aufs Gnadenloseste, insbesondere in Sachsen auch mit „schwarzen Listen“, vermeintliche oder tatsächliche frühere „Systemnahe“ unabhängig von ihrer fachlichen Kompetenz an der weiteren Berufsausübung gehindert hat. Dieses Unrecht muss durch eine Enquete-Kommission des Bundestages aufgearbeitet werden, damit es sich nicht fortsetzt: in einer Benachteiligung der ostdeutschen Nachwuchskräfte von heute.“