Bedenkliche Ungleichgewichte im Schulwesen – Bildungswege länger offen halten, Gemeinschaftsschulen einführen

Die Säch­sis­che Zeitung berichtet über den „Ansturm auf Gym­nasien in den Großstädten“. Dazu erk­läre ich:

Der Trend ist offen­sichtlich: In den Großstädten bekom­men die Gym­nasien Platzprob­leme, abseits der Großstädte soll die Mehrzahl der jun­gen Men­schen an der Ober­schule weit­er ler­nen. Diese regionalen Ungle­ichgewichte sind beden­klich. Der ländliche Raum braucht nicht nur mehr Handw­erk­erin­nen und Handw­erk­er, son­dern auch Akademik­erin­nen und Akademik­er. Die Großstädte brauchen nicht nur Akademik­erin­nen und Akademik­er, son­dern auch Handw­erk­erin­nen und Handw­erk­er. 

Die Bil­dungschan­cen sind in Sach­sen ungle­ich verteilt, und zwar sozial und region­al. Der Anteil der Abgänger ohne Hauptschu­la­b­schluss ist im bun­desweit­en Ver­gle­ich ein­er der höch­sten. Es macht einen Unter­schied, wo Kinder und Jugendliche hierzu­lande aufwach­sen. Auf dem Land und in bes­timmten Stadt­teilen sind die Chan­cen auf einen hohen Schu­la­b­schluss eher ger­ing.

Die CDU hat jahre­lang das Schul­netz auf dem Lande aus­gedün­nt, mit dem Ergeb­nis, dass unsin­niger­weise auch die Länge des Schul­weges die Entschei­dung über den Bil­dungsweg bee­in­flusst. Die ange­blich unbeschränk­te Mobil­ität zwis­chen Gym­na­si­um und Ober­schule, die der Kul­tus­min­is­ter vor­gaukelt, ist schon deshalb eine Schimäre. Dass die frühere Mit­telschule offen­bar vie­len Eltern als „Resteschule“ gilt, ist eine zwangsläu­fige Folge des gegliederten Schul­sys­tems und auch durch sal­bungsvolle Worte nicht zu ändern. 

Das Grund­prob­lem beste­ht darin, dass viel zu früh der spätere Lebensweg junger Men­schen vorgeze­ich­net wird, in einem Alter, in dem die Kinder noch gar nicht ein­schätzen kön­nen, ob sie eher in Rich­tung eines Studi­ums oder ein­er Aus­bil­dung gehen wollen und kön­nen. Deshalb kommt es darauf an, Bil­dungswege möglichst lange offen zu hal­ten. Wir wollen Eltern, Lehrkräften und Kindern mehr Zeit für diese wichtige Entschei­dung lassen und deshalb die Gemein­schaftss­chule als zusät­zliche Schu­lart ermöglichen. Die Samm­lung für den Volk­santrag, der län­geres gemein­sames Ler­nen ermöglichen soll, ist fast abgeschlossen. Wir wer­den die Ini­tia­tive weit­er unter­stützen, auch in der Aktionswoche ab dem 29. April.