Frühere Treuhand-Chefin Breuel spricht sich für Aufarbeitung aus — Die letzten 30 Jahre gehören in den Blick!

Unter dem Titel „West­deutsche hät­ten das nicht durchge­hal­ten“ hat die frühere Chefin der Treuhan­danstalt, Bir­git Breuel, der Frank­furter All­ge­meinen Son­ntagszeitung ein Inter­view gegeben. Darin äußert sie Ver­ständ­nis für das Anliegen, die Geschichte der Treu­hand aufzuar­beit­en, ver­weist allerd­ings darauf, dass die Treu­hand „nur ein Baustein des harten Sys­temwech­sels von der Plan- zur Mark­twirtschaft“ gewe­sen sei und vielmehr „die gesamte Trans­for­ma­tion“ in den Blick gehöre.

Dazu erk­läre ich:

„Die Treuhan­danstalt ist zum Sym­bol für ost­deutsche Erfahrun­gen in der Wen­dezeit gewor­den. Sie ist bei weit­em nicht der einzige, aber ein wichtiger Ansatzpunkt für die Aufar­beitung. Die Zeit nach 1990 gehört drin­gend ins Bewusst­sein, denn sie hat das Leben in Ost­deutsch­land entschei­dend geprägt und für ver­bre­it­ete Demü­ti­gungser­fahrun­gen gesorgt. Es wird keine ost­deutsche Fam­i­lie geben, die davon nicht in irgen­dein­er Weise betrof­fen wäre. Wir lassen es ins­beson­dere der säch­sis­chen CDU nicht durchge­hen, dass sie überge­hen will, was die let­zten 30 Jahre für das Leben in Sach­sen wie im Osten bedeutet haben. Diese Partei, die sich wie eine neue Staatspartei auf­führt, muss Ver­ant­wor­tung für ihr Han­deln übernehmen.

Wir wollen let­ztlich den Blick nach vorn richt­en und grund­sät­zlich darüber disku­tieren, wie wir leben wollen. Dazu gehört es, zunächst Erk­lärun­gen dafür zu find­en, warum die Men­schen im Osten heute so leben wie sie es tun. Das hat längst nicht nur etwas mit Gefühlswel­ten zu tun. Da geht es auch um knall­harte ökonomis­che und soziale Fak­ten, die maßge­blich auf das Han­deln der Treu­hand zurück­ge­hen.

Ich freue mich deshalb über den öffentlichen Zus­pruch der früheren Treu­hand-Chefin, diese Zeit näher zu beleucht­en. Die Links­frak­tion im Bun­destag hat dazu einen Unter­suchungsauss­chuss beantragt. Ich erwarte von den ost­deutschen Lan­desregierun­gen, ins­beson­dere von der säch­sis­chen, alle denkbare Unter­stützung für eine ehrliche Aufar­beitung. Vor allem müssen die dafür erforder­lichen Akten und Unter­la­gen der Treuhan­danstalt und der Bun­de­sanstalt für vere­ini­gungs­be­d­ingte Son­der­auf­gaben auch nach Ablauf der geset­zlichen Ver­schlussfris­ten voll­ständig gesichert und der Öffentlichkeit sowie Wis­senschaft und Forschung rück­halt­los zugänglich gemacht wer­den.“