Köpping kretschmert – Unehrliches zur Kreisreform / über Sachsen-Strukturen offen mit Bevölkerung diskutieren
Zur Feststellung der sächsischen SPD-Ministerin Petra Köpping, die Kreisreform von 2008 sei „Murks“ gewesen, erkläre ich:
Frau Köpping kretschmert, erzählt also jeden Tag irgendwas, von dem sie glaubt, dass es den Leuten gefällt. Die Kreisgebietsreform 2008 wurde von der ersten CDU/SPD-Koalition beschlossen. Der heutige SPD-Spitzenkandidat Martin Dulig war damals Vorsitzender der SPD-Fraktion. Ich empfehle Frau Köpping daher, sich ein anderes Wahlkampfthema zu suchen – meine Fraktion gab damals der SPD-Fraktion genug Gelegenheit, von dieser unsinnigen Zentralisierung Abstand zu nehmen. Die SPD entschied sich dafür, den Staat und seine Verwaltung von den Menschen vor Ort zu entfernen.
Wie die Linksfraktion damals erwartete, hat die Kreisgebietsreform keine Einsparungen gebracht und die Bevölkerung weiter vom Staat entfremdet. Es ist nun aber zu billig, wie die Ministerin einfach nur unverbindlich nach „mehr Bürgernähe“ zu rufen. Entsprechende Dezentralisierung hat die zweite CDU/SPD-Koalition seit 2014 unterlassen, ebenso wie die CDU/FDP-Koalition zuvor. SPD, CDU und FDP sollten also bitte erstmal ihre Fehler ehrlich aufarbeiten, statt nun mit Parolen wie „Staat zurück“, „mehr Bürgernähe“, „weniger Bürokratie“ um sich zu werfen. Unsere Erklärung zu zehn Jahren Kreisgebietsreform gilt weiterhin. CDU und SPD versuchten damals, scheinbar marktwirtschaftliche Effizienzkriterien auf die Struktur des Gemeinwesens anzulegen, und sind damit krachend gescheitert.
Ja, es ist sinnvoll, Dorfläden zu fördern, in denen auch andere Dienstleistungen, darunter von Verwaltung angeboten werden. Wir als LINKE wollen den Laden zurück ins Dorf bringen bzw. bestehenden Angeboten vor Ort den Rücken stärken. SPD-Wirtschaftsminister Dulig musste aber in der Antwort auf meine Kleine Anfrage (Parlaments-Drucksache 6/17809) einräumen, dass es – übrigens im Gegensatz beispielsweise zu Bayern – in Sachsen bisher keinerlei eigene Förderung für solche Läden gibt. Die SPD führt inzwischen zehn Jahre lang das sächsische Wirtschaftsministerium, in denen sie nichts für diese Läden tat.
Mein Angebot zur Güte: Gern können wir gemeinsam die bürgerfernen Strukturen des Freistaats umkrempeln. Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch; wir würden uns freuen, wenn es dafür nun eine größere Offenheit seitens der SPD gibt. Ich finde aber im Unterschied zu Frau Köpping: Ob die umstrittene Kreisform dauerhaft Bestand hat, sollten wir gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürger diskutieren.